Lisette Model
30.10.2025 – 22.2.2026
Die einer Wiener Familie mit jüdischen Wurzeln entstammende Lisette Model (1901-1983) gilt als eine der international einflussreichsten Fotografinnen. Die Ausstellung in der ALBERTINA ist die bisher umfangreichste Präsentation der Künstlerin in Österreich und vereint ihre wichtigsten Werkgruppen
zwischen 1933 und 1959. Neben ikonischen Fotos, wie Badende auf Coney Island oder Sängerin Metropole Café, sind auch unbekanntere und noch nie zuvor gezeigte Arbeiten zu sehen. Verfolgt Lisette Model zunächst eine musikalische Ausbildung, findet sie erst in Frankreich, wo sie ab Mitte der 1920er-Jahre lebt, zur Fotografie: Die Autodidaktin nimmt 1934 ihre entlarvende Porträtserie von reichen Müßiggängern in Nizza auf, die im aufgeheizten politischen Klima der Zeit als beißende Gesellschaftskritik für Furore sorgt. Nachdem Model 1938 nach New York emigriert, kann sie sich in der vibrierenden Kunstszene als
freiberufliche Fotografin für stilbildende Magazine, wie Harper’s Bazaar, rasch einen Namen machen. Sie fotografiert die vielfältigen und gegensätzlichen Facetten urbanen Lebens: Model zeigt in schonungslosen Aufnahmen die arme Bevölkerung im Stadtteil der Lower East Side, in konfrontativen
Porträts die Upper Class bei ihren Vergnügungen und in dynamischen Serien das vibrierende Nachtleben in Bars und Jazzclubs. In den späten 1940er- und 1950er-Jahren entstehen umfangreiche Werkgruppen außerhalb New Yorks. Die Fotos von der Westküste der USA oder von Venezuela charakterisiert eine melancholische und düstere Stimmung, ohne dass Model dabei den scharfen Blick auf gesellschaftliche Verhältnisse verliert.
Aufgrund politischer Repressalien während der McCarthy-Ära startet Model ihre zweite, enorm einflussreiche Karriere als Lehrende. Nach jahrzehntelangen Bemühungen publiziert der renommierte Verlag Aperture 1979 ihre erste Monografie. Die Ausstellung Lisette Model präsentiert erstmals den Originalentwurf dieser Publikation, die heute ein Klassiker unter den Fotobüchern ist.
Wandtexte
Einleitung
Lisette Model
Mit ihren aufsehenerregend direkten Bildern verändert Lisette Model (1901–1983) die Fotografie schlagartig. Ihre unmittelbare, humorvolle, oft konfrontative, manchmal aber auch empathische Form der Wiedergabe revolutioniert die klassische Dokumentarfotografie. In ihren Aufnahmen von
Straßenszenen und Porträts verbinden sich sozialer Realismus und emotionaler Ausdruck: „Schieß aus dem Bauch heraus!“ lautet ihr berühmtes Credo. Die Retrospektive vereint Models wichtigste Werkgruppen aus ihrem beinahe dreißigjährigen Schaffen, zwischen 1933 und 1959, darunter auch
bisher noch nie ausgestellte Arbeiten. Lisette Model wird 1901 als Elise Amelie Felicie Stern (Seybert) in eine großbürgerliche Wiener Familie
mit jüdischen Wurzeln hineingeboren. Sie verfolgt zunächst eine musikalische Ausbildung und nimmt von 1919 bis 1921 an der von Eugenie Schwarzwald gegründeten progressiven Schwarzwaldschule an Kursen des Komponisten Arnold Schönberg teil. Der Kontakt zu Schönberg erweist sich für Models
künstlerisches Schaffen als prägend. Nach dem Tod ihres Vaters übersiedelt Lisette Model mit Mutter und Schwester 1926 nach Frankreich, wo sie zur Fotografie findet. 1934 entsteht ihre erste umfangreiche Porträtserie reicher Müßiggänger:innen in Nizza, die im aufgeheizten politischen Klima
der Zeit als entlarvende Gesellschaftskritik Furore macht. Nachdem Model 1938 nach New York emigriert, kann sie sich in der Kunstszene als freiberufliche Fotografin für stilbildende Magazine wie Harper’s Bazaar rasch einen Namen machen. Sie fotografiert die Gegensätze urbanen Lebens: In
schonungslosen Aufnahmen zeigt Model die arme Bevölkerung im Stadtteil der Lower East Side, in bissigen Porträts die Upper Class bei ihren Vergnügungen und in dynamischen Serien das pulsierende Nachtleben der Metropole. In den späten 1940er- und 1950er-Jahren entstehen erstmals Werkgruppen außerhalb New Yorks. Aufgrund politischer Repressalien während der McCarthy-Ära stagniert Models künstlerisches Schaffen. Sie startet eine einflussreiche Karriere als Lehrende und prägt dadurch eine ganze Generation von Fotograf:innen wie Larry Fink oder Diane Arbus. Falls nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den ausgestellten Fotografien um Silbergelatineabzüge.
Kapiteltexte
Frankreich
1926 zieht Lisette Model nach Frankreich, wo sie ihre Gesangsausbildung fortsetzt. Aufgrund von Stimmproblemen bricht sie diese abrupt ab und wendet sich 1933 der Fotografie zu. Die bedrohliche politische Situation in Europa macht das Erlernen eines Berufs notwendig, wobei die Fotografie
speziell Frauen ein modernes Betätigungsfeld eröffnet. Models Schwester Olga, eine ausgebildete Fotografin, und die Künstlerin Rogi André liefern wichtige Impulse, etwa den folgenreichen Rat, nur das zu fotografieren, was leidenschaftlich interessiert. Die Wirtschaftskrise und das Erstarken des Faschismus gehen mit einer Debatte linkspolitisch engagierter Künstler:innen über die Dokumentarfotografie einher. Im Mittelpunkt steht die Frage,
inwiefern die Fotografie soziale Missstände aufzeigen und eine geeignete Waffe in sozialen Konflikten bieten kann. Es ist unklar, wie intensiv Model diese Debatten verfolgt hat; eisern schweigt sie dazu. Ihren frühen Aufnahmen aus Paris ist ein klar sozialkritischer Ansatz eigen. Auf direkte Weise
fotografiert sie schlafende Obdachlose und blinde Bettler, die sie durch die gebeugten Körper als Opfer sozialer Umstände charakterisiert.
Im Juli 1934 fotografiert Lisette Model mit einer Rolleiflex ihre Porträtserie wohlhabender Müßiggänger:innen an der Promenade des Anglais in Nizza. Diese steht für Glamour und elitären Tourismus und ist ein beliebtes Motiv der Zeit. Doch Model gibt die Porträtierten durch Mimik, Haltung und Gestik als Karikaturen wieder. Die engen Bildausschnitte lassen eine unmittelbare Nähe der Fotografin zu den Porträtierten vermuten, die herablassend in die Kamera blicken. Tatsächlich erzielt Model diesen Effekt erst in der Dunkelkammer, wo sie aus den Negativen radikal neue
Bildausschnitte wählt.
Regards
Obwohl Lisette Model erst am Beginn ihrer Laufbahn steht, publiziert das angesehene kommunistische Magazin Regards 1935 ihre Fotografien aus der Serie Promenade des Anglais. Das Layout des Artikels stellt Models Porträts der Abbildung einer Arbeiterin mit Fischernetz gegenüber. Auch der begleitende Text bettet die Aufnahmen in die ideologische Rhetorik des Klassenkampfs ein: „Die Promenade des Anglais ist ein zoologischer Garten, in dem sich die abscheulichsten Exemplare der Spezies Mensch in weißen Sesseln räkeln. Ihre Gesichter zeugen von Langeweile, Herablassung, impertinenter Dummheit und bisweilen Niedertracht. Diesen Reichen, die ihre Zeit vor allem damit verbringen, sich zu kleiden, zu schmücken, zu maniküren, zu schminken, gelingt es nicht, die Dekadenz und unermessliche Leere bürgerlichen Denkens zu verbergen.“ Vor dem Hintergrund des repressiven Klimas der McCarthy-Ära in den 1950er-Jahren entschärft Lisette Model später den politischen Gehalt ihrer Bilder aus Nizza. Stattdessen hebt sie den Humor und ihre intuitive Herangehensweise an das Porträt im öffentlichen Raum hervor.
New York
Lisette Model emigriert im Oktober 1938 gemeinsam mit ihrem Ehemann Evsa Model, einem jüdischrussischen Maler, nach New York. Ihre ersten dort entstandenen Serien verraten ihre große Faszination für die Metropole. Die Arbeit Reflections [Spiegelungen] verschmilzt mithilfe von Reflexionen auf Schaufenstern Motive und Räume zu einer rätselhaften Collage. Bei den Fotografien zu Running Legs [Laufende Beine] richtet Model ihre Kamera nicht wie üblich nach oben auf die Wolkenkratzer, sondern blickt vom Straßenniveau aus auf die Füße der Passant:innen. Model erlebt die hektische und konsumorientierte Kultur New Yorks als ambivalent: Die dunklen Schatten auf den Auslagen der Warenhäuser scheinen bedrohlich, und das dichte Gedränge der Beine wirkt klaustrophobisch. In aus Untersicht fotografierten Porträts von Menschen auf der Fifth Avenue und Wall Street kehrt Model die Arroganz der Vorbeieilenden hervor. Schon kurz nach ihrer Ankunft in New York erregt Lisette Model die Aufmerksamkeit einiger Schlüsselfiguren der Kunst- und Medienlandschaft. Die Kontakte zu Ralph Steiner, Herausgeber der Zeitschrift PM’s Weekly, und zu Alexei Brodowitsch, dem legendären Art Director des Magazins Harper’s Bazaar, erweisen sich als folgenreich. 1941 publiziert Steiner Models bissige Aufnahmen der Promenade des Anglais in Nizza unter dem provokanten Titel „Why France Fell“ als Erklärung für Frankreichs Niederlage im Zweiten Weltkrieg. Die erste Auftragsarbeit für Harper’s Bazaar führt
Model an den beliebten Freizeitort Coney Island, wo sie mit empathischem Blick die ikonischen Fotografien einer Badenden schießt. Bereits 1940 erwirbt das Museum of Modern Art in New York eine Arbeit von Model und zeigt ihre Werke in den folgenden Jahren immer wieder in Ausstellungen.

Lower East Side
In einer ihrer größten Werkgruppen widmet sich Lisette Model den Bewohner:innen der Lower East Side. Hier wird Models Aufmerksamkeit für körperliche Besonderheiten und Extreme deutlich. Nachträglich definierte enge Bildausschnitte lösen die Menschen aus ihrer räumlichen Umgebung und definieren die statuarische Monumentalität der Dargestellten. Lisette Model teilt ihr Interesse für gesellschaftlich Benachteiligte mit Fotograf:innen der New Yorker
Photo League, einer einflussreichen linkspolitischen Vereinigung, die sich der sozial engagierten Fotografie verschrieben hat. Model ist Mitglied, nimmt an Veranstaltungen der Photo League rege teil und stellt in deren Räumlichkeiten aus. Und dennoch distanziert sie sich von politischen und
sozialdokumentarischen Kategorisierungen ihrer Fotografien. Auch dem Vorwurf der sarkastischen Wiedergabe ihre Modelle widerspricht sie und führt stattdessen eine humanistische Sichtweise ins Treffen, die der Stärke und Persönlichkeit der Dargestellten gilt. Emotionaler Ausdruck und sozialer
Realismus sind in den Fotografien untrennbar verbunden: Den expressiven Körpern ist die Last der harten Lebensumstände deutlich eingeschrieben.
Entertainment Wie schon in ihren Aufnahmen aus Frankreich untersucht Model auch in New York Gegensätze im urbanen Leben. In Kontrast zu den rauen Bildern der Lower East Side stehen Fotografien von Menschen bei Freizeitvergnügungen und Shows. Model hält diese mit einem scharfen Blick für
menschliche Widersprüche und skurrile Momente fest: Aufgetakelte Damen bei einer Modenschau zählen ebenso dazu wie Teilnehmer:innen an einer Hundeshow, die ihren Vierbeinern verblüffend ähnlich sehen. Aufnahmen im Museum fokussieren nicht die von den Besucher:innen konzentriert
betrachteten Kunstwerke, sondern haben den Akt des Sehens zum Thema. Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen sind die Serien Dog Show und Museum nur als Negative erhalten. Sie können hier erstmals in digitaler Form präsentiert werden.
Nachtleben
Lisette Models intuitive Aufnahmepraxis erreicht in den Fotografien von Nachtclubs einen Höhepunkt. Durch grelles Blitzlicht entreißt sie die feiernden Gäste und energiegeladenen Performer:innen der Dunkelheit und kippt in der anschließenden Nachbearbeitung des Bildausschnitts die Motive, um die Kompositionen zu dynamisieren. Die Darstellung von expressiven Gesten und von Menschen in Momenten emotionaler Anspannung ruft die Körperbilder der Wiener Frühexpressionisten in Erinnerung, die Model durch den Kontakt zu Arnold Schönberg kennengelernt hat. Model, die Einflüsse durch andere Künstler:innen stets vehement verneint, lässt lediglich Schönbergs Bedeutung für ihre Arbeit gelten. Seine Theorie der „Emanzipation der Dissonanz“, die
die klassische Harmonielehre erweitert, findet in Models unorthodoxen Kompositionen ebenso ein Echo wie seine Karikaturen. Die einschneidende Erfahrung des Exils hinterlässt in Lisette Models Werk tiefe Spuren. Wie schon die Lower East Side sind auch die Nachtetablissements Orte, die von Immigrant:innen bevölkert werden. Diese rufen in der Künstlerin ein Gefühl sozialer Zugehörigkeit und kultureller Vertrautheit hervor.
Westküste
Im Jahr 1946 begleitet Lisette Model ihren Ehemann Evsa anlässlich einer Einladung der California School of Fine Arts (CSFA) nach San Francisco. Sie vernetzt sich binnen kürzester Zeit mit der lebendigen Fotoszene der US-amerikanischen Westküste, wo berühmte Fotografen wie Ansel Adams
oder Edward Weston tätig sind. Model kehrt mehrmals zurück und hält im Fotodepartment der CSFA 1949 einen Kurs zur Dokumentarfotografie. Obwohl sie keinerlei Erfahrung hat, wird ihre Begabung als Lehrende rasch deutlich; ab 1951 setzt sie ihre Lehrtätigkeit in New York fort. Erstmals entstehen größere Werkgruppen außerhalb New Yorks. Die Fotografien von Besucher:innen der Oper in San Francisco zählen zu Models prägnantesten Porträts und verdeutlichen ihre Strategie, individuelle Charaktere durch die Überspitzung körperlicher Eigenheiten herauszuarbeiten. Ein Auftrag des Ladies Home Journal führt Lisette Model 1949 nach Reno im Bundesstaat Nevada. Sie fotografiert Frauen, die in sogenannten „Divorce Ranches“ die Zeit bis zur Scheidung überbrücken. Aufgrund liberaler Gesetze ist damals in Nevada bereits nach einer Wartezeit von wenigen Wochen
eine Scheidung möglich – vor dem Hintergrund der patriarchalen Regeln anderer Bundesstaaten speziell für Frauen eine unkomplizierte Möglichkeit, sich zu trennen. Lisette Models Sympathie für die Dargestellten ist spürbar. Anders als die in San Francisco entstandenen Bilder sind diese Porträts
weniger expressiv, dafür aber melancholischer.
Venezuela
Im Zuge der kommunistischen Verfolgung durch Senator Joseph McCarthy untersucht das Federal Bureau of Investigation (FBI) in den 1950er-Jahren Lisette Models Aktivitäten. Nachbarn und sogar ihr Lebensmittelhändler werden zur Künstlerin befragt. Im Februar 1954 verhören schließlich zwei
Agenten des FBI Lisette Model und werfen ihr die vermeintliche Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei sowie die tatsächliche Zugehörigkeit zur Photo League vor, welche sich bereits 1951 auf politischen Druck aufgelöst hat. Die Agenten können Model keine Aktivitäten nachweisen, stufen sie jedoch als nicht kooperationsbereit ein und empfehlen, sie auf die Security Watchlist zu setzen. Model verliert in Folge dieser Anschuldigungen einige ihrer wichtigsten
Auftraggeber und muss ihre Einkünfte durch ihre Lehrtätigkeit bestreiten. Geplagt von finanziellen Schwierigkeiten, reist sie 1954 auf Einladung der venezolanischen Regierung nach Caracas. Venezuela steht seit zwei Jahren unter der Präsidentschaft von Marcos Evangelista Pérez Jiménez, einem Militäroffizier und Diktator, der Caracas modernisiert und die reichhaltigen Ölvorkommen des Landes ausbeutet. In für sie motivisch und stilistisch ungewöhnlichen Fotografien hält Model die technische Infrastruktur zur Ölgewinnung rund um den Maracaibo-See fest. Aufgrund ihrer düsteren Atmosphäre entziehen sich die Bilder der Verwendung für Werbe- und Propagandazwecke. Die durch die Paranoia der McCarthy-Ära verunsicherte Fotografin findet nun oftmals keinen Zugang zu ihrer Umgebung mehr.
Jazz
Infolge der Repressalien während der McCarthy-Ära fotografiert Lisette Model in den 1950er-Jahren deutlich weniger als in den vielversprechenden Jahrzehnten zuvor. Eine Ausnahme stellen die Aufnahmen eines Pferderennens in New York im Jahr 1956 dar, bei dem ihre Aufmerksamkeit nicht
dem Wettrennen, sondern den Zuschauer:innen gilt. Am intensivsten beschäftigt sie sich mit dem Thema Jazz. Es handelt sich um Models größte Werkgruppe, die sich ab den 1940er-Jahren aus ihren Fotografien von New Yorker Nachtclubs entwickelt. Als eine der wenigen Frauen fotografiert Model
auf Jazzveranstaltungen wie dem Newport Jazz Festival oder bei Konzerten der Lenox School of Jazz im Berkshire Music Barn in Massachusetts. Selbst hochmusikalisch, versteht es Model durch ihre direkte Aufnahmeweise die Leidenschaft und Intensität im Spiel der Musiker:innen als unmittelbare
Erfahrung wiederzugeben. Keine Musikerin fotografiert sie so oft wie Billie Holiday. Eine der letzten Fotografien von Lisette Model aus dem Jahr 1959 zeigt die im Sarg aufgebahrte Sängerin. In den 1950er-Jahren plant Model eine Publikation ihrer Jazzbilder. Es wäre das erste monografische Jazzbuch der Geschichte geworden, scheitert aber, als ihre ehemalige Auftraggeberin von Harper’s Bazaar Model als „Unruhestifterin“ und aufgrund ihrer „politischen Unzuverlässigkeit“ bei der potenziellen Geldgeberin diskreditiert. Buchentwurf für Monographie Lisette Model, Verlag Aperture
Ab den 1970er-Jahren wird Lisette Model in Ausstellungen und Interviews wiederentdeckt. Nach jahrelangen Bemühungen erscheint 1979 die erste Monografie zu ihrem Schaffen mit einer Einführung von Berenice Abbott, heute eine Inkunabel des Fotobuchs, im renommierten Verlag Aperture. In der
Fotosammlung der Albertina findet sich der bisher noch nie präsentierte Entwurf mit Originalabzügen. Ursprünglich sollte das Buch mit einer umfassenden Biografie der Künstlerin aus der Feder des Autors Phillip Lopate abgedruckt werden. Unzufrieden mit dem Text, lässt Model das Manuskript zurückziehen und kommentiert es mit bissigen Kommentaren: „Ich dachte, es sollte eine Einführung geschrieben – und nicht ich vor Gericht gestellt werden“, vermerkt sie auf dem Titelblatt. Models Vorgehen ist bezeichnend für den Schutzschild, den sie infolge der bedrohlichen Begegnung mit der Paranoia der McCarthy-Ära um ihr Privatleben aufbaut. In ihren öffentlichen Äußerungen und Interviews verschleiert sie Daten und Fakten ihrer Biografie. Sie wehrt sich gegen simplifizierende Interpretationen ihres Werks, vertuscht und marginalisiert aber auch Hinweise auf politisch brisante Arbeiten wie die Veröffentlichung ihrer Aufnahmen aus Nizza in der kommunistischen Publikation Regards Mitte der 1930er-Jahre.
Pressebilder
Lisette Model
Oper, San Francisco, 1949
Silbergelatinepapier
34 × 26,6 cm
ALBERTINA, Wien
©️ Estate of Lisette Model, courtesy of baudoin
lebon and Avi Keitelman
Lisette Model
Spiegelungen, New York, 1939-1945
Silbergelatinepapier
26,5 x 33,4 cm
ALBERTINA, Wien
©️ Estate of Lisette Model, courtesy of baudoin
lebon and Avi Keitelman
Lisette Model
Lower East Side, New York, 1940-1947
Silbergelatinepapier
34,6 × 27,1 cm
ALBERTINA, Wien
©️ Estate of Lisette Model, courtesy of baudoin
lebon and Avi Keitelman
Lisette Model
Promenade des Anglais, Nizza, 1934
Silbergelatinepapier
43,2 x 35,4 cm
ALBERTINA, Wien
©️ Estate of Lisette Model, courtesy of baudoin
lebon and Avi Keitelman
13
Lisette Model
Sängerin Metropole Café, New York, 1946
Silbergelatinepapier
49,6 x 39,8 cm
ALBERTINA, Wien
©️ Estate of Lisette Model, courtesy of baudoin
lebon and Avi Keitelman
Lisette Model
Sammy’s Bar, New York, 1940-1944
Silbergelatinepapier
37,8 x 49 cm
ALBERTINA, Wien – Dauerleihgabe Österreichische
Ludwig-Stiftung für Kunst und Wissenschaft
©️ Estate of Lisette Model, courtesy of baudoin
lebon and Avi Keitelman
Lisette Model
Modenschau, Hotel Pierre, New York, 1940-1946
Silbergelatinepapier
39,3 x 49,2 cm
ALBERTINA Wien, Dauerleihgabe Österreichische
Ludwig-Stiftung für Kunst und Wissenschaft
©️ Estate of Lisette Model, courtesy of baudoin
lebon and Avi Keitelman
14
Lisette Model
Badende auf Coney Island, New York, 1939-1941
Silbergelatinepapier
49,5 × 39,3 cm
Nachlass Gerd Sander, Galerie Julian Sander, Köln
©️ Estate of Lisette Model, courtesy of baudoin
lebon and Avi Keitelman
Lisette Model
Frau mit Schleier, San Francisco, 1949
Silbergelatinepapier
49,8 x 10,1 cm
Nachlass Gerd Sander, Galerie Julian Sander, Köln
©️ Estate of Lisette Model, courtesy of baudoin lebon
and Avi Keitelman
Lisette Model
Promenade des Anglais, Nice, 1934
Silbergelatinepapier
50,7 x 40,4 cm
Nachlass Gerd Sander, Galerie Julian Sander,
Köln
©️ Estate of Lisette Model, courtesy of baudoin
lebon and Avi Keitelman
Lisette Model
Ollie McLaughlin, Hotel Viking, Newport Jazz Festival,
Rhode Island, 1956
Silbergelatinepapier
27,5 × 34,9 cm
Estate of Lisette Model, courtesy of baudoin lebon
and Avi Keitelman
©️ Estate of Lisette Model, courtesy of baudoin lebon
and Avi KeitelmanLisette Model




