PREMIERE Sa. 06.12.25 / 19:30 Uhr / Stadttheater Bielefeld
Die diebische Elster
Gioachino Rossini
Originaltitel »La gazza ladra« / Melodramma in zwei Akten von Gioachino Rossini /Libretto von Giovanni Gherardini nach »La pie voleuse« von Louis-Charles Caigniez und Théodore Badouin d’Aubigny / In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Gregor Rot Inszenierung Ana Cuéllar Konzeptionelle Mitarbeit Giulia Fornasier Bühne Manuel La Casta Kostüme Irina Spreckelmeyer
Video Katharina Mänz Dramaturgie Jón Philipp von Linden Choreinstudierung Hagen Enke
Mit Evgueniy Alexiev, Joshua Bloom, Mayan Goldenfeld/Veronika Lee, Yoshiaki Kimura,
Tomas Kildišius, Sophia Maeno, Moon Soo Park, Dumitru-Bogdan Sandu, Andrei
Skliarenko, Paata Tsivtsivadze, Yevhenii Vaskiv, Marta Wryk, Bielefelder Opernchor, Bielefelder Philharmoniker
Mit freundlicher Unterstützung der Theater- und Konzertfreunde Bielefeld e.V.
Rossinis »Die diebische Elster« ist ein funkelndes Meisterwerk, das brillante, packendeund atemlose Musik mit höchster Tragik vereint. Zwischen Trommelwirbeln und Tränen entfaltet sich ein Drama, das von der Macht des Vorurteils und der Sehnsucht nach Gerechtigkeit erzählt.
Im Hause Vingradito gerät die Welt aus den Fugen. Die junge Magd Ninetta wird zu Unrecht beschuldigt, einen Silberlöffel gestohlen zu haben. Es sind Zeiten voller Krisen, an der Front wird Krieg geführt, die Zukunft vieler Menschen ist der Ungewissheit der Geschehnisse überlassen. Nur eines ist sicher: Ein Verbrechen wie Diebstahl wird mit äußerster Strenge behandelt und mit dem Tod bestraft. Gesellschaftliche Willkür, Machtmissbrauch und Missverständnisse befeuern dieses fesselnde Justizdrama, das sich mit atemloser Wucht entfaltet. »Die diebische Elster«, 1817 an der Mailänder Scala uraufgeführt, zeigt Rossini auf dem Höhepunkt seiner Kunst – als Meister des dramatischen Kontrasts. Regisseurin Ana Cuéllar und ihr Team verorten das rasante Drama Rossinis in der Gegenwart – in einer Welt, in der Information zur Waffe geworden ist. Im Zeitalter der Bühnen und Orchester der Stadt Bielefeld Intendantin: Nadja Loschky / Verwaltungsdirektorin: Stefanie Niedermeier Infokratie, in dem Fakten beliebig und Fake News allgegenwärtig sind, gibt es keinen sicheren Ort für die Wahrheit. Wenn die Öffentlichkeit ins Private fällt, das Zusammenleben zwischen Mensch und Technologie zur unhinterfragten Lebenspraxis wird und der emotionale Rausch die Oberhand gegenüber kritischem Denken und Dialog gewinnt, wie schafft es der Mensch doch noch, zwischen Wahrheit und Fiktion zu unterscheiden? Wie gestaltet sich sein Weltbild? Rossinis Oper wird somit zu einer beklemmend aktuellen
Parabel über Manipulation, Macht und die Zerbrechlichkeit von Wahrheit im Überfluss der Information.
Gioachino Rossini war ein Phänomen seiner Zeit – ein Komponist, der in atemberaubender Geschwindigkeit Opern schrieb und das europäische Musikleben des frühen 19. Jahrhunderts mit Witz, Energie und melodischer Brillanz prägte. Während »Der Barbier von Sevilla«, eines seiner berühmtesten und beliebtesten Werke, als Inbegriffder sprühenden Opera buffa voller Esprit, komischer Verwechslungen und unbändiger Lebenslust gilt, zeigt »Die diebische Elster« die andere Seite Rossinis: die des Dramatikers und Menschenbeobachters. Der Komponist entfacht in dieser »halbernsten« Oper eine Musik, die zugleich glänzt und zittert: Trommelwirbel statt Champagnerlaune, Pathos statt Pointen. Und doch bleibt sie unverkennbar Rossini – rhythmisch elektrisierend, melodisch betörend, von jener unerschütterlichen Vitalität getragen, die selbst im Angesicht des Unrechts nicht
verstummt.
Erstmals in Bielefeld arbeiten Ana Cuéllar (Inszenierung) und Giulia Fornasier (Konzeptionelle Mitarbeit) mit Manuel La Casta (Bühne), Irina Spreckelmeyer (Kostüme), Kapellmeister Gregor Rot und dem Dramaturgen Jón Philipp von Linden zusammen. Verstärkt wird das Team durch die Medienkünstlerin Katharina Mänz, die aktuell als Artist in residence Mitglied des Bielefelder Studios ist. Die Spieldauer der Oper beträgt ca. 3 Stunden inklusive einer Pause; zu allen Vorstellungen nach der Premiere bietet das Theater eine Einführung 30 Minuten vor Beginn im Loft an.
Weitere Termine 10.12. / 16.12. / 20.12. / 03.01. / 16.01. / 18.01. / 01.02. / 06.03.
Karten T. 0521 51 5454 // www.theater-bielefeld.de
MUSIKALISCHE LEITUNG
Der österreichische Dirigent Gregor Rot wurde in Wien geboren und studierte dortGesang, Cembalo sowie Dirigieren bei Georg Mark. Noch während des Studiums übernahm er die musikalische Leitung der Sommerfestspiele Röttingen (Taubertal, Franken). 2008/09 fuhr er als Cembalist und Assistent für »Così fan tutte« und »Le nozze di Figaro« nach Venezuela zum Simón Bolivar Youth Orchestra. Es folgte eine Einladung als Gastdozent für Gesang und Deutsches Lied nach Caracas. Erste Engagements führten Gregor Rot zum Schönbrunner Schlossorchester, dem Leipziger Bühnen und Orchester der Stadt
Sinfonieorchester sowie als Assistent an die Opéra national du Rhin in Straßburg. Seine Theaterlaufbahn begann er am Südthüringischen Staatstheater Meiningen als Repetitormit Dirigierverpflichtung und leitete bereits in seiner ersten Spielzeit fast 50 Vorstellungen (darunter Richard Wagners »Rienzi«). Nach zwei Jahren stieg er in Meiningen zum 2. Kapellmeister auf und dirigierte ein umfangreiches Repertoire in Musiktheater und Ballett. Für die überregional beachtete deutsche Erstaufführung der kasachischen Nationaloper »Abai« übernahm er die Einstudierung und die Umarbeitung
des musikalischen und textlichen Materials für die Meininger Aufführung. 2013 bis 2017 war Gregor Rot 1. Kapellmeister des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin und dirigierte dort u. a. die Premieren von »Aida«, »The Rake’s Progress«, Die Verkaufte Braut«, »Die Zauberflöte«, Jake Heggies »Dead Man Walking« und zahlreiche Konzerte. Gastdirigate führten ihn u. a. an die Theater Duisburg, Würzburg, Regensburg und Eisenach.
2016 gab Gregor Rot sein Debüt beim Bruckner Orchester im Brucknerhaus Linz und dem Wuppertaler Sinfonieorchester in der Historischen Stadthalle Wuppertal. Seit 2017 ist er 1. Kapellmeister des Theaters Bielefeld und der Bielefelder Philharmoniker.
INSZENIERUNG
Die Mallorquinerin Ana Cuéllar studierte Musiktheater-Regie an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin und Klarinette an der Musikene (Musikhochschule im Baskenland). Neben ihrem Studium bildete sie sich im Bereich von Körperarbeit, Tanz und Bewegung fort. Mit Regisseur*innen wie Calixto Bieito, Marta Pazos, Immo Karaman, Wolfgang Nägele und José Martret arbeitete sie international etwa für die Staatsoper Unten den Linden Berlin, das Teatro di San Carlo Neapel, das Théâtre de la Bastille Paris, das Gran Teatre del Liceu Barcelona, das Deutsche Nationaltheater Weimar oder die
Philharmonie Luxembourg. Seit 2021 ist Ana Cuéllar als freischaffende Regisseurin tätig. Sie inszenierte unter anderem an der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin die Uraufführung der Kammeroper »Unser Vater/Vater unser«, »La serva padrona« am Teatre Principal Palma und das Musiktheaterstück »Besame mucho« an der Neuköllner Oper Berlin. Zudem arbeitete sie mit der Berliner Opernkompanie Novoflot. Ana Cuéllar war Stipendiatin der Young
Woman Opera Makers Residenz der Académie du Festival d’Aix-en-Provence von 2021- 2022, wo sie von Katie Mitchell mentoriert wurde. Auf ihrer Suche nach neuen Opernsprachen nahm sie am Seminario de nueva opera in Buenos Aires teil, wo sie mit verschiedenen Komponist*innen und Performance-Künstler*innen arbeiten konnte.
BESETZUNG
Veronika Lee / Mayan Goldenfeld Ninetta
Evgueniy Alexiev Fernando Villabella, Ninettas Vater
Yoshiaki Kimura Fabrizio Vingradito
Andrei Skliarenko Giannetto Vingradito
Marta Wryk Lucia Vingradito
Joshua Bloom Gottardo, Podestà
Bühnen und Orchester der Stadt Bielefeld · Brunnenstraße 3 – 9 · 33602 Bielefeld
Intendantin: Nadja Loschky / Verwaltungsdirektorin: Stefanie Niedermeier
Sofia Maeno Pippo
Dumitru-Bogdan Sandu Isacco
Yevhenii Vaskiv Antonio
Tomas Kildišius Giorgio
Moon Soo Park Ernesto
Paata Tsivtsivadze Amtsrichter




