Literaturmuseum der Moderne
Das Literaturmuseum der Moderne hat es auf nichts weniger als auf die Seele der deutschen Literatur abgesehen. Was ist Literatur? Was kann sie? Was bleibt von ihr, wenn man von 1899 bis 2001 im Archiv nach ihr sucht?
Ergänzt wird der große Dauerausstellungsraum von einem virtuellen Museum des 21. Jahrhunderts.
Im Literaturmuseum der Moderne finden auch die großen Wechselausstellungen statt, die thematisch Bestände des Archivs vorstellen und Labor für unterschiedlichste Forschungsprojekte wie das »Netzwerk literarische Erfahrung« sind. Zum Spiel mit der Sprache und zu ungewöhnlichen Formen der Lektüre laden ›WortSpielZeuge‹ von Hans Magnus Enzensberger ein. Dreidimensionale Objekte mit Namen wie ›Die ewige Wiederkehr‹, ›Handgreiflich‹ und ›Die Schlangenbeschwörung‹ aus den Beständen des Deutschen Literaturarchivs ermöglichen einen spielerisch-interaktiven Zugang zu Sprache und Literatur.
Das von David Chipperfield Architects entworfene Literaturmuseum der Moderne wurde 2006 eröffnet und 2007 mit dem Stirling Prize ausgezeichnet.
Und dann und wann ein weißer Elefant. Rilkes Welten
Wechselausstellung im Literaturmuseum der Moderne
ab 4. Dezember 2025

Rainer Maria Rilke zählt national und international zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren. Das Jahr 2026 wird aus doppeltem Anlass literarisch im Zeichen Rilkes stehen, ist es doch gerahmt von seinem 150. Geburtstag am 4. Dezember 2025 und seinem 100. Todestag am 29. Dezember 2026.
Die Ausstellung ›Und dann und wann ein weißer Elefant. Rilkes Welten‹ wird zum Auftakt des Rilke-Jahres Anfang Dezember 2025 im Literaturmuseum der Moderne in Marbach eröffnet. Das Deutsche Literaturarchiv sammelt seit seiner Gründung 1955 systematisch Archivalien von Rainer Maria Rilke. Im Lauf der Jahrzehnte konnte so aus unterschiedlichen Quellen eine der weltweit bedeutendsten Rilke-Sammlungen zusammengetragen werden, die mit der Übernahme des Rilke-Archivs Gernsbach (RAG) im Jahr 2022 noch einmal umfassend erweitert wurde.
Die Ausstellung zum Jubiläumsjahr kann so aus dem Vollen der Bestände schöpfen, den ›ganzen‹ Rilke in seinen verschiedenen Handlungsrollen und biografischen Beziehungsnetzwerken sichtbar machen und in der zeitgenössischen literarischen Landkarte verorten. Die Schau richtet den Blick auf die verschiedenen sozialen, intellektuellen und künstlerischen Welten, in denen Rilke lebte und verkehrte — und ebenso auf jene Welten, die er literarisch gestaltete.
Dabei wirft die Ausstellung Schlaglichter auf Rilke als Autor und Netzwerker im zeitgenössischen Literaturbetrieb, auf seine familiären, freundschaftlichen und amourösen Beziehungen, auf seine Ambitionen als Bürger und Künstler, auf Rilke als Reisenden, Lesenden, Schreibenden, Sammelnden und auf Rilke im Bild.
Alle Ausstellungskapitel zeigen, dass zu Rilkes Inszenierung als Künstler die vermeintliche Voraussetzungslosigkeit seines Werkes gehörte, das sich in explosionsartigen Schüben, wenn auch mitunter zeitversetzt entfaltet habe (wie zum Beispiel die Entstehungsgeschichte der Duineser Elegien belegt). Entwurfshandschriften und Entstehungsvarianten seiner Texte verbarg Rilke lebenslang vor der Öffentlichkeit, ließ stattdessen kalligrafische Abschriften zirkulieren. Durch die 2022 neu in das Deutsche Literaturarchiv übernommenen Notizhefte, Briefe, Bücher, Bilder und anderen Objekte lassen sich exemplarisch einzelne Werkgeschichten rekonstruieren: von der Niederschrift erster Einfälle über verschiedene Ansätze und Fassungen bis zu den Korrekturarbeiten der Erstdrucke (inkl. Herstellungsunterlagen aus dem Insel-Archiv).
Insgesamt werden voraussichtlich 200 Exponate und alle vorhandenen Materialarten und Objekttypen gezeigt: Manuskripte, Briefe, Notizbücher, Skizzen, Bücher, Bilder und Objekte. Die interaktive und multimediale Ausstellung ist für eine Dauer von 12 Monaten im Literaturmuseum der Moderne zu sehen.
Die Ausstellung wird gefördert von der Baden-Württemberg Stiftung.
Pressefotos ›Rilkes Welten‹ Bildlegenden
01: Skizze eines Tigers, vermutlich inspiriert durch die Bronzestatuette eines antiken Tigers, die Rilke bei einem Besuch im Atelier des Bildhauers Auguste Rodin gesehen hat (Rilkes Notizbücher 1902/1903). Foto: DLA Marbach.

02: Ausschnitt aus Abb. 01. Foto: DLA Marbach

03: Rainer Maria Rilke. München, 1897. Fotoatelier Elvira. Foto: DLA Marbach.

04: Rainer Maria Rilke. Berlin, 1906. Fotografin: Margarethe Schurgast. Foto: DLA Marbach.

05: Um 1890/91 tuscht Rilke in leuchtenden Farben einen salutierenden Husaren in schmucker Galauniform mit Säbel und Gerte. Der Titel von Rilkes Zeichnung zitiert den Refrain eines populären Gassenhauers aus Carl Millöckers Operette Die Jungfrau von Belleville (1881): »Uns von der Cavall’rie / genirt so etwas nie!« Foto: DLA Marbach.

06: Clara Rilke-Westhoff: Das erste von drei Rilke-Porträts von 1901, entstanden im niedersächsischen Westerwede wenige Wochen nach der Heirat mit dem Dichter. Foto: DLA Marbach.

07: Im August 1924 sitzt Rilke leger auf einem Mäuerchen. Im Hintergrund ist weiße Wäsche zum Trocknen aufgehängt, Rilke lässt die Beine baumeln. Ein unbekannter Fotograf hält den Moment fest. Dieses sommerliche Idyll schickte Rilke im Herbst an seine Tochter Ruth. Die Rückseite ist von seiner Hand bezeichnet und datiert: »Aufgenommen auf der Terrasse des Hotels Bellevue in Sierre.« Foto: DLA Marbach.

08: Unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, am 21. Dezember 1918, kündigt Rilkes Verleger Anton Kippenberg nicht nur ein weihnachtliches »Sonder-Honorarium von 1.000« Mark an, sondern auch, dass demnächst alle Bücher Rilkes wieder auf dem Markt sein werden, auf »vorzügliches Papier« gedruckt, um »nicht kriegs-, sondern recht friedensgemäß« auszusehen. Foto: DLA Marbach.

09: Rilkes Gedicht Herbsttag zählt zu den bekanntesten deutschen Gedichten. Entstanden am 21. September 1902 in Paris, erschien es erstmals im Buch der Bilder (2. Aufl., 1906). Foto: DLA Marbach.

10: Reinschrift des Gedichts Atmen, du unsichtbares Gedicht!, das Rilke am 23. Februar 1922 als letztes Sonett des Doppelzyklus Sonette an Orpheus schreibt. Foto: DLA Marbach.

11: Ab 1897 ist Rilke mehrfach in Arco in der Nähe des Gardasees (Italien), wo er seine Mutter besucht, die sich dort zur Kur aufhält. Viele der von ihm besuchten Orte inspirieren ihn zu Texten, die er in kleinen Taschenbüchern niederschreibt und mit Zeichnungen versieht. Im Skizzenbuch »Frühjahr 1897. München. Arco. Venedig« findet sich auf Seite 40 das am 24. März 1897 verfasste Gedicht Der
rothe Abend ragt vorm Turm. Ergänzt werden die Verse von einer Zeichnung der Burg von Arco (hier Arco, Kastell genannt). Foto: DLA Marbach.

12: Mit seiner Frau Clara Westhoff reist Rilke im September 1903 für einige Monate nach Rom. Im Februar 1904 schreibt Rilke an seine Mutter: »Der römische Baedeker, mit bezeichnetem Plane, ist vorgestern an Dich abgegangen. Behalte ihn bis zu Deinem Herkommen und auch während Deines Aufenthaltes in Rom steht er ganz zu Deiner Verfügung.« Die abgebildete Karte (Ausschnitt) enthält Rilkes in Rot eingetragene Wegmarkierungen. Start ist am Bahnhof, der Stazione Termini. Dann führt der Weg mit »der Elektrischen« (Haltestellen sind mit ›xx‹ markiert) zur Piazza del Popolo, zur Villa Strohl-Fern und weiter über den Tiber zum Vatikan. Foto: DLA Marbach.

Ausstellung_1 bis_3: Blick in die Ausstellung ›Und dann und wann ein weißer Elefant. Rilkes Welten‹. Foto: DLA Marbach (Anja Bleeser).
Ausstellung_4 und _5: Blick in die Ausstellung › Und dann und wann ein weißer Elefant. Rilkes Welten‹. Foto: David Arzt.

Diese und weitere Bilder (Blick in die Ausstellung) finden Sie in digital im Pressebereich unserer Website: https://www.dla-marbach.de/presse




