
Kurzweilige Krimi-Unterhaltung bietet auch der vierte Fall von Zufalls- Ermittler und Buchhändler Christian Kupery. Die Lipperland-Krimireihe von Jörg Cyborra knüpft mit schwarzem Humor und herbstlicher Atmosphäre im Sennewald an seine Vorgänger an. Kupery hat den November-Blues und stolpert unfreiwillig in die Drogenszene, was humorvolle und spannungsgeladene Passagen abwechselnd befeuert und das Weglegen des Krimis unmöglich macht!
Buchhändler Kupery hat den Blues. Zum tristen Novemberwetter kommt die Nachricht vom Tode eines alten Schulfreundes. Auch die Verteidigung eines jungen Mädchens gegen eine Horde Jugendlicher beim Hundespaziergang hellt seine Stimmung nicht gerade auf. Zu allem Überfluss stibitzt ihm auch noch sein bester Freund Schlotti die Haschischkekse. Der Diebstahl eines wertvollen Gemäldes kann da kaum seine Aufmerksamkeit wecken, doch weil im friedvollen Lipperland gerade sowieso nichts Aufregendes passiert, schaut er sich die Sache halbherzig an. Er ahnt nicht, dass er sich damit bereits mitten in
einem Fall von organisierter Kriminalität und Drogenhandel befindet.
Senneblues
Jörg Czyborra
Taschenbuch, ca. 248 Seiten
ISBN 978-3-95441-743-8
14,00 Euro (D)
AUTORENINFO
Jörg Czyborra wurde 1956 in Mülheim ander Ruhr geboren. Sein Vater brachte ihm die ersten Griffe auf der Gitarre bei. Seither begleitet die Musik sein Leben. Nach der Ausbildung zum Bankkaufmann und diversen Stationen in Handel und Industrie war er zuletzt in der Buchhandlung seiner Frau als »Assistent der Geschäftsleitung« tätig. Heute wohnt er in Oerlinghausen, dem westlichen Zipfel von Lippe. Wenn er  nicht gerade schreibt, literarischmusikalische Vorträge konzipiert oder mit seinem Freund Joachim H. Peters an neuen Kabarettprogrammen bastelt, genießt er mit seiner Frau den
wohlverdienten (Un-)Ruhestand. In seiner Krimireihe um Christian Kupery verarbeitet er zahlreiche persönliche Erlebnisse aus seiner Wahlheimat Lippe.
Senneblues: Der vierte Fall für Christian Kupery, nachgefragt vom KVV Verlag
Ihr Krimi-Held Christian Kupery ist Buchhändler und Zufallsermittler. Drei Fälle hat er bereits im Lipperland erfolgreich gelöst. Welche Eigenschaften bringt Kupery mit, die ihn besonders auszeichnen und zum Ermitteln befähigen?
Czyborra: Kupery ist vor allem ein Kombinierer, der bestrebt ist, möglichst viele Fakten zusammen zu tragen. Dabei hilft ihm die Tatsache, dass er kein offizieller Ermittler ist. Er sucht das Gespräch mit Opfer und Verdächtige. Dabei schafft er es, mit einer Mischung aus vorgetäuschter Naivität und Bauernschläue, Beziehungen aufzubauen, die dazu verleiten, immer ein wenig mehr preiszugeben. Im vierten Fall mit dem Titel „Senneblues“ geht es ja nicht um ein musikalisches Stück, sondern um triste Novemberlaune bei Kupery und um organisierte Kriminalität mit Drogenhandel, in die der Buchhändler reinstolpert.
Was hat sie zu dem Titel inspiriert? Und wie kamen Sie auf Haschischkekse?
Czyborra: Lassen Sie mich die Fragen von hinten beantworten. Eine gute Bekannte hat nicht nur mehrere Bienenstöcke im Garten, sondern pflanzt auch Hanf an, alles im Rahmen des gesetzlich Erlaubten. So bin ich einmal in den Genuss solcher Kekse gekommen. Wobei „Genuss“ in Anführungseichen zu setzen ist. Ich fand den Geschmack langweilig. Aber ich hatte sofort die Idee, diese Kekse in meine Geschichte einzubauen. Durch einen weiteren Bekannten, der als Polizist arbeitet, bekam ich Kontakt zum Leiter des Kommissariats für Drogen und organisiertes Verbrechen. Bei ausführlichen Gesprächen erfuhr
ich mehr über die Szene und über die gebräuchlichen Drogen. Von ihm stammt auch der Hinweis, dass Haschisch die Stimmung verstärken und zum Beispiel zu einem Lachflash führen kann. Dafür müsse man aber schon eine Menge Kekse verputzen, jedoch dürfte ich bestimmt meine schriftstellerische Freiheit bei der Beschreibung nutzen. Zum Titel des Romans kam ich aus genau dieser Stimmung der Melancholie. Einer Niedergeschlagenheit, die sich erst einmal nicht fassen lässt. Für solche Momente habe ich eine ellenlange Playlist an Bluesstücken. So entstand der Titel „Senneblues“ in Gedanken an einen verregneten, trübgrauen Novembertag.
Übrigens: Für die Premierenlesung am 1.12.25 in Oerlinghausen habe ich drei befreundete Musiker gebeten, mich zu unterstützen: Die „Dark Road Blues Band“ wird nicht nur den  musikalischen Rahmen bilden, sondern auch mit mir den von mir komponierten „Senneblues“ singen
Die Senne war bereits im letzten Fall „Sennewölfe“ als besonders entlegener Schauplatz mit
einem alten Truppenübungsplatz dabei, der zum Verbrechen einlädt. Was macht für Sie außer
der Einsamkeit und Ruhe den Reiz des Landstrichs aus?
Czyborra: Für mich ist es eigentlich ein Dreiklang, der diese Region so besonders macht: Die Senne mit ihrer weiten, kargen Heidelandschaft, der Teutoburger Wald mit seinen dichten, geheimnisvollen Wäldern und Lippe – diesen Landesteil von Nordrheinwestfalen mit seinem Zentrum Detmold, wo auch heute noch der Fürst zu Lippe im Stadtschloss residiert, wo viele junge Menschen von der Musikhochschule für eine pulsierende Kulturszene sorgen und wo gleich nebenan, in kleinen Städten und Dörfern geruhsamer westfälisch-lippischer Lebensstil gepflegt wird. All dies schafft eine einzigartige Atmosphäre voller Geschichte und Gegensätze.
Kupery hat neben seinem Job als Buchhändler und seinem Hobby als Ermittler auch einen Hund, mit dem er regelmäßig Gassi geht. Ist der Hund ein Ermittlungshelfer? Oder welche Rolle spielt er in Ihren Krimis?
Czyborra: Es gibt Tage, da wünscht‘ ich, ich wär mein Hund! Die Labradormischlingshündin Penny hat ein real existierendes Vorbild. Das ist Pelle, ein mittlerweile 14 Jahre alter Rüde, der uns viele Jahre unter dem Schreibtisch meiner Frau als „Ladenhüter“ begleitet hat. Nun, nach seiner und meiner Pensionierung, liegt er Zuhause auf seinem Kissen und dient – wie in den Roman – noch als Anlass für Spaziergänge.
Neben Kuperys Freund Schlotti ist auch Hauptkommissarin Nehir Mercan wieder mit von der
Partie. Können Sie die „Nebenfiguren“ kurz beschreiben, für alle die, die nun erst einsteigen in
die Reihe?
Czyborra: Sehr gerne. Da ist zunächst Klaus-Peter Schlotthauer, genannt „Schlotti“. Ex-Polizist aus Duisburg, der bei einem dubiosen Einsatz angeschossen wurde und seitdem an den Rollstuhl gefesselt ist. Während der Reha-Maßnahmen hat es ihn ins Lipperland verschlagen. Mit Kupery verbindet ihn eine enge Freundschaft. Schlotti ist ein agiler Endvierziger, Vater einer Tochter (die gegen seinen Willen auch zur Polizei gegangen ist) und liebt wie sein Freund guten Kaffee, leckeres Pils und schmackhaftes Essen. Es gibt nur eines, was ihn garstig werden lässt: Mitleid!
Nehir Mercan ist Hauptkommissarin bei der Kripo Bielefeld. Sie kennt Schlotti bereits aus früheren Zeiten, als beide noch im Steifendienst in Duisburg tätig waren. Sie war auch dabei, als Schlotti schwer verletzt wurde. Gerne hätte sie Schlotti bei der Reha unterstützt, aber der hatte sich jedoch völlig zurückgezogen. Aber nun hat man zueinander gefunden. Nehir Mercan muss mitunter beide Augen festzudrücken, wenn Kupery und Schlotti auf eigene Faust ermitteln.
Aber jetzt scheinen die beiden von Gespenstern aus der Vergangen eingeholt zu werden.
Herzlichen Dank für das Interview.




