Zwischen barocker Klangpracht und moderner Tonsprache
Detmolder Kammerorchester eröffnet Saison 2025/26 – Uraufführung inklusive
Das Detmolder Kammerorchester (DKO) startet in die Saison 2025/26. Und gleich das erste Abonnementkonzert am Dienstag, 11. November, zeugt von der enormen musikalischen Bandbreite des Ensembles: Das Programm reicht von den barocken Klangwelten der beiden kompositorischen Großmeister Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel über die Tonsprache eines Dmitri Schostakowitsch, die zwischen Regimetreue und Widerstand balanciert, bis hin zu zeitgenössischen Werken von Martin Christoph Redel und Giselher Klebe. Beginn ist um 19.30 Uhr im Konzerthaus Detmold.
Wiederholt hat sich DKO in den mehr als 70 Jahren seines Bestehens um den Detmolder Komponisten Giselher Klebe verdient gemacht. Als Teil des von der HfM Detmold veranstalteten Festivals „Giselher Klebe_100 | Detmold“ zum 100. Geburtstag des Komponisten ist es dem Orchester eine willkommene Gelegenheit, sich erneut mit dem umfangreichen Schaffen Klebes zu beschäftigen und Ausschnitte aus dessen musikalischen Erbe neu zu entdecken. Dazu gehört auch das „Poèma lirico“, ein Doppelkonzert für Violine, Klavier und Streichorchester, das nach dem Tod seiner Ehefrau Lore entstand. Klebes Opus 136 ist die tief bewegende künstlerische Verarbeitung seiner Trauer. Solisten sind Eckhart Fischer (Violine) und Christian Köhn (Klavier).
Zunächst jedoch eröffnet das Orchester unter der Leitung von Daniel Stabrawa den Abend mit Johann Sebastian Bachs Brandenburgischen Konzert Nr. 3 G-Dur. Das dritte der sechs Brandenburgischen Konzerte fällt nicht nur durch seinen komplexen ersten Satz und die ungewöhnliche Besetzung auf (drei Violinen, drei Violen, drei Violoncelli sowie ein Kontrabass nebst Cembalo). Es passt sich überdies nicht den Gepflogenheiten eines normalen „Concerto grosso“ an, denn es fehlt der langsame Satz. Bach hat an dieser Stelle (Adagio) lediglich zwei Akkorde gesetzt. Während über diese Akkorde anderen Orts häufig improvisiert wird, werden die Akteure des DKO stattdessen ein „Zwischenspiel“ einfügen: Es erklingt die Uraufführung der etwa vierminütigen Komposition „Mosaik“ für zehn Streicher aus der Feder des Klebe Schülers Martin Christoph Redel, „welche dem Hörer den Beginn des 3. Satzes in einem ganz anderen, neuen Licht erscheinen lässt“, so der Komponist.
Am Ende des Konzertes ist das Orchesterarrangement einer der kammermusikalischen Kompositionen Dmitri Schostakowitschs zu erleben: das 8. Streichquartett c-Moll, das der Bratscher und Dirigent Rudolf Barschai mit Zustimmung des Komponisten als Kammersinfonie für Streichorchester bearbeitet hat. Voller Klüfte, Chiffren und Kontraste ist Schostakowitschs Musik ein akustisches Tagebuch der sowjetischen Geschichte – nicht zuletzt das zentrale Motiv der Tonfolge „D Es C H“ (DSCH für Dmitri Schostakowitsch), das in immer neuen Verwandlungen und Verkleidungen erscheint, verdeutlicht, wie dicht Schostakowitschs Leben mit dem Weltgeschehen verwoben war. In seinem Opus 110a lässt er sein Dasein als Künstler und drangsalierter Sowjetbürger Revue passieren – und die Gräuel von Diktatur und Krieg.
Komplettiert wird das Programm mit Georg Friedrich Händels „Concerto grosso“ B-Dur op. 6/7 HWV 325. Ursprünglich als vor melodischer Frische und Eleganz sprühende Zwischenspiele für seine englischen Oratorien konzipiert, gehören Händels Concerti heute zum Kernrepertoire der Orchestermusik des Barock.
Eintrittskarten sind im Vorverkauf zum Preis von 26, 22 und 13 Euro (ermäßigt 13, 11, 6 Euro) erhältlich in den Geschäftsstellen der Lippischen Landes-Zeitung und in der Tourist-Information am Markt in Detmold sowie im Internet über www.reservix.de und www.detmolder-kammerorchester.de. An der Abendkasse bezahlen Konzertbesucher 30, 26 und 16 Euro (ermäßigt 15, 13, 8 Euro). Studierende der HfM Detmold, der Technischen Hochschule OWL und Schüler der Johannes-Brahms-Musikschule Detmold erhalten kurz vor Konzertbeginn freien Zugang zu verfügbaren Restplätzen. Ein Einführungsvortrag mit Manuel Palm im Palais („Gartensaal“, Neustadt 22) stimmt auf das Konzert ein. Weitere Informationen gibt es auf: www.detmolder-kammerorchester.de.
Bildunterzeilen:
Vielseitig, spielfreudig, qualitätvoll: Das Detmolder Kammerorchester gastiert im Konzerthaus Detmold. Foto: Eva Maria Richter
Sind die Solisten im 1. Abonnementkonzert: Eckhart Fischer (Violine) und Christian Köhn (Klavier). Fotos: privat/Katja Köhn.
1. Abonnementkonzert
Dienstag, 11. November 2025
Johann Sebastian Bach (1685–1750): Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G-Dur, BWV 1048
(2. Satz Adagio als „Mosaik“: Zwischenspiel für 10 Streicher von Martin Christoph Redel)
Giselher Klebe (1925–2009): Poèma lirico – Doppelkonzert für Violine, Klavier und Streichorchester
Georg Friedrich Händel (1685–1759): Concerto grosso B-Dur op. 6/7 HWV 325
Dmitri Schostakowitsch (1906–1975): Kammersinfonie für Streichorchester op. 110a
Eckhart Fischer, Violine
Christian Köhn, Klavier
Detmolder Kammerorchester
Daniel Stabrawa, Leitung