Nachgefragt
Joachim H. Peters 
Joachim H. Peters. Geboren? Ja, im Jahre 1958 in Gladbeck am Rande des Ruhrgebietes. Ab 1975 Polizeibeamter und dabei auch schon mal real Mörder festgenommen. Fünfundvierzig Jahre lang im Dienste der Gerechtigkeit unterwegs und seit 2008 als Krimiautor für die Gegenseite.
Er verfasst Kurzgeschichten, bestreitet Auftritte (u.a. mit Kabarettprogrammen) und steht als Moderator und Schauspieler auf der Bühne, oder aber als Leser anderer Texte, u.a. für Bestsellerautor Martin Walker.
www.koslowski-krimis.de
Der Bulle vom Töns: Historischer Krimi aus dem Lipperland
Guten Tag, Herr Peters. Nach Ihrem skurrilen, kriminell-erfrischenden Road-Movie „On the road to Dingsbums“ tauchen Sie nun ein in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und bescheren Ihren Fans unter dem Titel „Der Bulle vom Töns und die unbekannte Tote“ einen historischen Krimi aus dem Lipperland. Wer ist der Bulle vom Töns und wo hat er sein Revier?
Peters: Jakob Hufnagel ist ein fiktiver Gendarm in Oerlinghausen, welches damals noch Dorfschaft war und am Fuße des Tönsberges liegt. Man nennt ihn nicht nur wegen seiner Statur und seinen teilweise schlagkräftigen Ermittlungsmethoden den Bullen vom Töns, denn als Junggeselle kümmert er sich auch gerne mal um den weiblichen Bevölkerungsanteil, egal ob ledig oder verheiratet. Im Jahre 1899 standen den Kriminalisten noch keine großen kriminaltechnischen Hilfsmittel zur Verfügung und einem Gendarmen insbesondere nicht, aber wie jeder gute Ermittler verfügt Jakob über einen gesunden Menschverstand, eine gute Spürnase und den unbändigen Willen ein Verbrechen aufzuklären. Daher könnte man ihn auch den „Terrier vom Töns“ nennen.
Was hat Sie gerade an der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gereizt? Sie beginnen den Krimi ja im Herbst des Jahres 1899 …
Peters: … und beende ihn auch genau am Silvesterband dieses Jahres. Die Idee zu einem Buch entsteht bei mir oftmals aus einer Beobachtung, einem Zeitungsartikel oder einem Ereignis. In diesem Fall war es ein Fund in der Gegenwart, welcher mich auf die Romanidee brachte, aber nur in der Vergangenheit seinen Ursprung haben konnte. Mehr will ich aber gar nicht verraten, denn ich will die Leserschaft ja genau auf diese Zeitreise mitnehmen. Aber dazu kam auch noch, dass ich das Ende des Falles bereits vor Beginn des Schreibens im Kopf hatte und das konnte, wie die Leser feststellen werden, in seiner ganzen Dramatik nur am Silvesterabend stattfinden.
Wie sind Sie eingetaucht in die längst vergangene Epoche, ins Deutsche Kaiserreich mit Wilhelm II. an der Macht? Und wie ist es gelungen, die Zeit für die Gegend rund um Oerlinghausen, wo der Krimi spielt, lebendig zu machen?
Peters: Ich hatte in meinen früheren Büchern ja schon mal Abstecher in die Vergangenheit gemacht, mich aber bislang noch nicht an einen ganzen historischen Roman herangetraut. Vor allem aus Respekt vor der Aufgabe, keine geschichtlichen Fehler zu machen. Daher war ich froh, dass mir unser Stadthistoriker Horst Biere, seines Zeichens Journalist, mit seinem Fachwissen und seinen Dokumentationen behilflich war. Er war es auch, der am Ende alles nochmal überprüft hat. Dazu kamen viele Gespräche mit Freunden und Bürgern aus Oerlinghausen, die Lektüre der von ihnen zur Verfügung gestellten alten Bücher, Recherchen im Internet und auch Besuche im Landesarchiv NRW in Detmold.
Sicherlich war es eine große Herausforderung eine Gendarmenfigur mit ihren vor über 125 Jahren gegebenen ermittlungstechnischen Möglichkeiten zu entwerfen und realistisch agieren zu lassen. Welche Mittel stehen Ihrer Figur Jakob Hufnagel alias der Bulle vom Töns zur Verfügung, um einen Fall zu lösen? Was ist seine größte Schwierigkeit im Alltagsgeschäft als Gendarm?
Peters: „Beinarbeit, Lieutenant, Beinarbeit!“, rät mein Lieblingsermittler Columbo seinem Assistenten zur Lösung eines Falles und die war es in erster Linie auch hier. Keine Handys, nicht mal ein Telefon, kein Streifenwagen, sondern ein schweres Dienstrad, kein Computer, sondern ein in Leder gebundenes Notizbuch. Doch auch wenn ihm die ganzen heutzutage vorhandenen technischen Hilfsmittel fehlen, so sind bestimmte Sachen in der polizeilichen Ermittlungsarbeit doch gleichgeblieben: klug nachfragen, aufmerksam zuhören und kombinieren. Das half nicht nur damals schon bei der Aufklärung von Verbrechen, sondern hilft auch heute noch. (lächelt) Übrigens auch beim Schreiben eines Krimis. Und Jakob muss sich auch zu seiner Zeit damit auseinandersetzen, dass manche Leute glauben, sie stünden aufgrund ihres Geldes oder ihrer Macht über dem Gesetz, auch das hat sich also nicht geändert.
Werden Sie den „Bullen vom Töns“ nochmals ermitteln lassen?
Peters: Als mein Verleger Ralf Kramp das Erstmanuskript gelesen hatte, rief er mich an und fragte schelmisch: „Jochen, das ist doch der erste Roman einer Serie, oder?“ Wer kann und will denn seinem Verleger auf so eine höfliche Frage schon eine negative Antwort geben? Außerdem muss ich zugeben: Nachdem „On the Road to Dingsbums“ ein sogenannter „stand alone“-Roman war, lockte mich natürlich eine Fortsetzung des Bullen umso mehr. Also ganz unter uns: Es gibt nicht nur eine Idee, sondern auch schon einen Titel. Aber der soll noch nicht verraten werden.
Herzlichen Dank für das Interview.