Analyse
Die Kriminalpolizei im Krankenhaus?
Keine große Sensation.
Kürzlich waren die Beamten da, um den Selbstmord eines Patienten zu untersuchen.
Die Klinik mit 880 Betten und zwei Intensivstationen, sowie einem Institut für Rechtsmedizin, lag am Rande der Stadt.
Die Pathologin Frau Dr. Eleonore Klein und ihr Sektionsassistent Konrad Huber waren ermordet worden.
Nun, das war nicht die Ursache der Aufregung. Schließlich kamen Morde nicht nur in Filmen und Kriminalromanen vor.
Warum sollte ein Mord nicht auch im richtigen Leben an einem Donnerstag im Juni des Jahres 2025 geschehen?
Der übergewichtige Urologe Dr. Schwarz vertrat diese Ansicht, drehte sich zur Tür und verließ gleichgültig achselzuckend das Stationszimmer.
Warum die Klein? Und der Huber noch dazu? Und beide auf so furchtbare Weise!
Die Gerüchteküche begann zu brodeln und jeder wusste natürlich aus zuverlässiger Quelle was geschehen war.
Dies war doch klar und jenes hatten die meisten schon immer gewusst.
Die Klein und der Huber? Das konnte nicht sein. Sie war 23 Jahre älter als er und Huber erst seit sechs Monaten am Haus.
Aber die Klein, die hatte doch ein Verhältnis mit der Schwester von der Inneren I. Man hatte sie zusammen gesehen.
Die Britta von der Inneren I? Niemals! Die ist doch verheiratet. Ein netter Mann, er ist leitender Pfleger. Nein, nein, man muss bei der Klein anfangen, das sagt die Kriminalpolizei auch.
Ach, sagt sie das? Die schweigen doch und die Pressekonferenz war nichtssagend. Das kennt man aus Kriminalfilmen, immer ausweichende Antworten, dass man zu diesem Zeitpunkt der Ermittlungen leider noch nichts sagen könne – und so weiter, und so weiter.
Die Entsorgungsbehälter mit den zerstückelten Leichen nicht in den Kühlraum zu bringen, war oberdämlich. Der Mörder wollte sie wahrscheinlich heute mit dem anderen Kliniksabfall abholen lassen. Es war Donnerstag, da wurde immer der ethische Abfall in die Verbrennungsanlage geschickt.
Alles war korrekt, das Siegel, die Papiere. Was war schiefgelaufen?
Erwischt! Ja, der Mörder wurde von Huber erwischt und deswegen ist Huber auch. . .
Niemals! Der Huber ist doch um sechzehn Uhr gegangen, er wurde gesehen, als er ins Auto stieg. Die Klein arbeitete noch am Abend im Institut.
Er kann zurückgekommen sein.
Möglich.
Von einem der Behälter war der Deckel nicht fest genug geschlossen gewesen und aufgesprungen. Die Gasbildung!
In so kurzer Zeit?
Klar, bei der Hitze.
War der Behälter denn nicht in die Kühlung gebracht worden?
Doch. Spätestens erst nachdem Huber zerstückelt worden war.
Die Kriminalpolizei stochert im Dunkeln. Sie suchen den Mörder im Kliniksmilieu.
Jedoch, der Mörder ist nicht unter uns!
Stimmt! Es kann nur der Ehemann von der Klein gewesen sein.
Dieses Gerede! Wie kommen alle darauf?
Weil der Klein unter dem Vorwand seine Frau abzuholen in die Räume kommen konnte. Dann kam Huber noch einmal zurück, sein Pech.
Das Motiv?
Ganz klar das uralte Motiv Eifersucht.
Wegen Britta von der Inneren I.?
Nein, der Mann von der Klein war es nicht. Er kennt den Tag der Entsorgung des ethischen Abfalls nicht.
Brittas Mann ist der Täter.
Wieso?
Er ist Pfleger, drüben am Universitäskrankenhaus. Er war mit Huber befreundet und durch ihn wusste er vom Verhältnis der Frauen und weiß, dass Donnerstags Abfallbeseitigung ist.
Aber warum dann Huber?
Na weil er zurückkam.
Und warum der Fehler mit der Kühlung?
Weil alle Mörder Fehler machen.
Sabine Penckwitt für kulturinfo-lippe.de