Der Maria Lassnig Preis 2025 geht an Carrie Yamaoka.
Im Zusammenspiel mit renommierten Ausstellungshäusern vergibt die Stiftung biennal diesen Preis. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert
und beinhaltet eine Ausstellung. Mitte 2026 werden Yamaokas Arbeiten in der Hamburger Kunsthalle gezeigt. Der Preis wurde bereits von Maria Lassnig angedacht, nachdem sie selbst erst spät zu einem ihrer Bedeutung als Künstlerin entsprechenden Ruhm kam. Diese Auszeichnung soll das Werk von Künstlerkollegen*innen einem breiteren Publikum öffnen. „In nur wenigen Jahren hat sich der Maria-Lassnig-Preis zu einer angesehenen Auszeichnung entwickelt, die Künstlerinnen und Künstler in der Mitte ihrer Karriere ehrt und ihr außergewöhnliches Talent sowie das Bedürfnis nach größerer Anerkennung würdigt“, so die Jury. „Maria Lassnig gilt heute als eine einzigartige und bedeutende Persönlichkeit in der Geschichte der modernen Kunst“, so Peter Pakesch, Vorsitzender der Maria Lassnig Stiftung. „Ihre risikofreudige Arbeit erfuhr jedoch erst sehr spät und nach jahrelangem Kampf weltweite Anerkennung. Sie engagierte sich zeitlebens für andere Künstler*innen und Kolleg*innen und sprach in ihren letzten Jahren von der Hoffnung, einen Weg zu finden, Künstler*innen in der Mitte hrer Karriere mit jener öffentlichen Aufmerksamkeit und Anerkennung zu belohnen, die sie verdient haben. In diesem Sinne rief die Stiftung den Maria Lassnig Preis ins Leben. Die einzigartige Struktur des Preises ist ein Schlüsselelement bei der Verwirklichung der Wünsche von Maria Lassnig: Durch die Zusammenarbeit mit einer führenden internationalen Institution kann die beste Plattform für den/die Gewinner*in sichergestellt werden. Seite 2/4 In der Rezeption des Werks von Maria Lassnig in Deutschland nimmt
die Hamburger Kunsthalle mit frühen Ankäufen unter Werner Hoffmann Anfang der 1980er Jahre einen ganz wichtigen Platz ein.
So ist die Kooperation bei diesem Preis eine besondere Freude!“
Carrie Yamaoka (geboren 1957, Glen Cove, NY) ist eine japanischamerikanische,
interdisziplinär arbeitende Künstlerin, deren Werk Malerei, Zeichnung, Fotografie und Skulptur umfasst. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Topografie von Oberfläche, Materialität und Prozess, der Taktilität des kaum Sichtbaren sowie dem Ineinandergreifen von geplanten und zufälligen Ereignissen im Entstehungsprozess von Kunst. Chemische Prozesse und flüchtige Transformationen nehmen eine wichtige Rolle in ihrem Werk ein und hinterfragen die Möglichkeiten von Aufzeichnung und Dokumentation. Yamaoka interessiert sich für die (Un)-Fähigkeit der Fotografie, etwas festzuhalten bzw. darzustellen. Mitunter verändert die Künstlerin ihre früheren Arbeiten nach fünf, zehn oder fünfundzwanzig Jahren erneutund stellt damit grundlegende Vorgaben und Hierarchien in der künstlerischen Produktion infrage. Die spiegelnden Oberflächen lassen Atelier, Ausstellungsraum, Künstlerin und Rezipient*innen, Produktion und Fertigstellung verschwimmen.
In ihrem textbasierten Frühwerk arbeitete Yamaoka mit leicht verfügbaren Materialien wie beispielsweise Korrekturbändern aus
Schreibmaschinen, einem Material das Fehlstellen korrigiert über richtig und falsch entscheidet und damit auf Marginalisierungen und
Unterdrückungen anspielt. In Text und Material wird die Sichtbarkeit von vermeintlichen Fehlstellen zum essenziellen Teil ihres Werks.
Yamaoka ist Teil des queeren Künstler*innenkollektivs fierce pussy, das sie 1991 mitgründete und das bis heute aktiv ist. Es entstand inmitten der AIDS-Epidemie und der politischen Mobilisierung für die Rechte von LGBTQ+. Mitglieder sind Nancy Brooks Brody (1962-2023), Joy Episalla, Zoe Leonard.
Yamaokas Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle im
Sommer/Herbst 2026 ist ihre erste Einzelausstellung in einem Museum
in Deutschland.
Mit dem Maria-Lassnig-Preis wurden in den vergangenen Jahren bereits herausragende Künstler*innen ausgezeichnet, darunter Cathy
Wilkes (2017, MoMA PS1, New York), Sheela Gowda (2019, Lenbachhaus, München), Atta Kwami (2021, Serpentine Galleries,
London) und Lubaina Himid (2023, UCCA Peking).
Die Jury, bestehend aus dem Vorsitzenden der Maria-Lassnig-Stiftung, Peter Pakesch, dem Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alexander
Klar, Hans Ulrich Obrist (Künstlerischer Leiter der Serpentine Galleries,London), Matthias Mühling (Direktor des Lenbachhauses, München), Rosa Barba (Künstlerin), Brigitte Kölle und Corinne Diserens (Kuratorinnen und Sammlungsleiterinnen der Gegenwartskunst,
Hamburger Kunsthalle), spielte eine entscheidende Rolle bei der Auswahl.
„Es ist fantastisch, dass Maria Lassnig 2026 gleich zweifach in der Hamburger Kunsthalle vertreten ist: Ab Ende März zuerst in einer
großen retrospektiven Gegenüberstellung mit Edvard Munch, von wo aus der Staffelstab an Carrie Yamaoka weitergereicht wird“,
kommentierte Alexander Klar, Direktor der Hamburger Kunsthalle.
Über die Maria Lassnig Stiftung
Die Maria-Lassnig-Stiftung ist eine Stiftung, die sich der Förderung und Unterstützung der Rezeption des Werks von Maria Lassnig und dessen Auswirkungen auf die zeitgenössische Kunst und auf zeitgenössische Künstler*innen widmet. Durch Initiativen wie den Maria-Lassnig-Preis will die Stiftung Künstler*innen in der Mitte ihrer Laufbahn anerkennen und würdigen, die bedeutende Beiträge zur Kunst geleistet haben und mehr Anerkennung verdienen.
Website: https://www.marialassnig.org
Hamburger Kunsthalle
Die 1869 eröffnete Hamburger Kunsthalle wurde von Bürger*innen Hamburgs begründet und beherbergt heute eine der wichtigsten
Kunstsammlungen Deutschlands. Sie gehört zu den wenigen Häusern, die einen Rundgang durch acht Jahrhunderte
Kunstgeschichte ermöglichen. In der Präsentation der renommierten Sammlungsbestände und Wechselausstellungen werden
Entwicklungen der Kunst von den Alten Meistern über Romantik, Impressionismus und Klassische Moderne bis zur Gegenwart gezeigt.
Mit 5.600 Quadratmetern ist der jüngste Gebäudeteil der Kunsthalle, die von Oswald Mathias Ungers entworfene und 1997 eröffnete
Galerie der Gegenwart, einer der größten Bauten für Gegenwartskunst in Deutschland und Ort eines global ausgerichteten Ausstellungsprogramms aus Sammlungspräsentationen,
Künstler*innenprojekten und Wechselausstellungen.
Künstler*innen der Sammlung sind Persönlichkeiten der
internationalen Kunst, wie Francis Alÿs, Etel Adnan, Nina Canell,
Sophie Calle, Tracey Emin, Jenny Holzer, Rebecca Horn, Maria
Lassnig, Cady Noland, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Thomas
Schütte, Paul Thek, Thu van Tran, Rosemarie Trockel, Haegue Yang.
Mit Sonderausstellungen, die jährlich hunderttausende
Besucher*innen in die Hansestadt locken, erregt die Hamburger
Kunsthalle international Aufmerksamkeit. Ein Schwerpunkt der Arbeit
liegt auf der Vermittlung der Museumsinhalte für ein diverses
Publikum durch ein vielschichtiges Programm, das Kunst und
Gesellschaft verbindet.
Website: www.hamburger-kunsthalle.de
Carrie Yamaoka (geboren 1957, Glen Cove, NY) lebt und arbeitet in
New York City, USA.
1988 erhielt sie ein Stipendium von Art Matters. 2017 wurde sie mit dem Anonymous Was a Woman Award und 2019 mit dem John Simon
Guggenheim Fellowship ausgezeichnet. Yamaoka zeigt ihre Werke seit den 1980er Jahren in zahlreichen internationalen Ausstellungen. Zu
ihren kommenden Einzelausstellungen gehört unter anderem die Präsentation See-Saw in der Anonymous Gallery, NYC (19. Juni 2025
—9. August 2025).
Yamaokas Werke wurden im Institute of Contemporary Art in Philadelphia, im MoMA PS1 (New York), im Palais de Tokyo (Paris), in der Zilkha Gallery/Wesleyan University (Middletown, Connecticut), im Centre Pompidou (Paris), in der Fondation Ricard (Paris), in der Henry Art Gallery der University of Washington (Seattle), im Artists Space (New York), im Wexner Center for the Arts
(Columbus, Ohio), Participant Inc. (New York), Victoria and Albert Museum (London), Grey Art Museum (New York) und MassMOCA (North Adams, Massachusetts) ausgestellt. Über ihre Arbeit wurde in der New York Times, Artforum, Art in America, Artnews, The New Yorker, Time Out/NY, Hyperallergic, Interview, Ursula und BOMB berichtet. Ihre Arbeiten befinden sich in verschiedenen musealen und
öffentlichen Sammlungen, darunter das Buffalo AKG Art Museum, Art Institute of Chicago, Dallas Museum of Art, Henry Art Gallery, Centre Pompidou, Sunpride Foundation, Victoria and Albert Museum und das Whitney Museum of American Art. Vertreten wird sie von den Galerien Commonwealth and Council (Los Angeles/Mexico City), Kiang Malingue (Hong Kong/New York) und Ulterior (New York). Im Juli 2025 wird die Monografie RE: Carrie Yamaoka, von Radius Books veröffentlicht.