Premiere
»Mutter Vater Land«
von Akın Emanuel Şipal am 15. März 2025
Im Grabbe-Haus
Was macht Identität eigentlich aus? Und was ist Heimat? Pointiert und mit großem Witz führt Akın
Emanuel Şipal in »Mutter Vater Land« durch (s)eine vielschichtige und berührende deutschtürkische
Familiengeschichte. Zwischen Istanbul und Wanne-Eickel lässt er vier Generationen in
Szenen, Anekdoten, Tiraden, Träumen und Rachephantasien aufeinanderprallen, es wird
geputscht und geliebt, gekränkt und geflüchtet. Da ist die schlesische Urgroßmutter, die ihren
türkischen Schwiegersohn mit einem Regenschirm malträtiert, der Schriftsteller-Großvater, der als
deutsch-türkischer Übersetzer auch klassische deutsche Werke ins Türkische übersetzt und der
den Hauptteil seines Lebens in Istanbul – getrennt von seiner Frau und doch in Liebe mit ihr
verbunden – verbringt, da ist die Elterngeneration, die ihr Lebensglück im Ruhrgebiet sucht, und
schließlich das Alter Ego, das sich auf die Suche nach den eigenen Wurzeln begibt.
Schlaglichtartig, in poetischen Bildern und durch die verschiedenen Zeiten springend, verwebt
Şipal autobiografische Elemente mit fiktionalen und schafft damit eine Erzählung von großer
Kraft. Persönliche Wünsche, Sehnsüchte, innerfamiliäre Auseinandersetzungen und
Generationenkonflikte sind dabei ebenso Bestandteil dieses komplexen Kaleidoskops wie
Vorurteile, Intoleranz und rassistische Meinungen, auf die alle Familienmitglieder immer wieder
treffen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vermischen sich zu einem großen Geschichts- und
Geschichtenstrom. Selbstironisch setzt sich Şipal mit eigenen Wunden auseinander und wirft einen
messerscharfen Blick auf gesellschaftliche Strukturen und Verhältnisse – und entwirft somit
nicht nur ein großes Familienepos, das einseitige »Gastarbeiter«-Narrative aufbricht, sondern führt
auch die Hybridität jeder Identität vor Augen.
In Detmold zeichnet Christina Gegenbauer für die Regie verantwortlich, die sich bereits mit
»vendetta vendetta« dem Detmolder Publikum vorstellte. Die Ausstattung stammt von Frank
Albert, die Musik von Nikolaj Efendi.
Mutter Vater Land [14+]
von Akın Emanuel Şipal
Regie: Christina Gegenbauer Bühne und Kostüm: Frank Albert Musik: Nikolaj Efendi
Dramaturgie: Katrin Aissen
Mit: Stella Hanheide (Mutter, Uroma (Breslau)), Patrick Hellenbrand (Opa (Autor), Filmprofessor),
Hartmut Jonas (Vater, Onkel, Lehrer), Manuela Stüßer (Oma (Anneanne), Oma (Breslau)), Adrian
Thomser (Alter Ego)
Premiere: Samstag, 15.3.2025, 19:30 Uhr, Grabbe-Haus
Weitere Vorstellungen:
Di 18.3. / Fr 21.3. / Sa 22.3. / So 23.3. / Do 27.3. / Di 1.4. / Fr 4.4. / Sa 5.4. / So 6.4.2025
Auf Reisen: Sa 29.3., Bocholt / Mi 4.6.2025, Lemgo
Zusatzveranstaltungen rund um die Premiere:
NachSpiel – das Publikumsgespräch: Fr 21.3. / Fr 4.4.2025
Vis-à-vis – Theater und Kirche im Dialog: So 6.4.2025, 10:00 Uhr, Dreifaltigkeitskirche