ROSIGE AUSSICHTEN
(GRAND HORIZONS)
Bess Wohl
Aus dem Englischen von Lynn Takeo Musiol und Christian Tschirner
Inszenierung Dariusch Yazdkhasti Bühne Ulrich Leitner Kostüme Julia Wartemann
Dramaturgie Irene Wildberger Mit Elena Berthold, Georg Böhm, Christina Huckle,
Carmen Priego, Alexander Stürmer, Thomas Wolff, Faris Yüzbaşıoğlu
»Ich glaube, ich möchte die Scheidung.« Nancy und Bill sind gerade in die betreute Wohnsiedlung »Rosige Aussichten« gezogen, sitzen gemeinsam beim Abendessen
und dann sagt Nancy das. Nach fünfzig Jahren Ehe. Einfach so. Aus dem Nichts.
Scheinbar. Ihr Mann ist sofort einverstanden – nicht so die längst erwachsenen beiden Söhne. Fassungslos versuchen sie, die Eltern umzustimmen und somit ihr
Bild von der heilen Familie zu retten, das genauso wie ihre eigenen Fassaden unaufhaltsam bröckelt. Affären werden aufgedeckt und abgestritten, Lebensentwürfe
und Rollenbilder in Frage gestellt, bis schließlich der Umzugswagen durch die Küchenwand kracht. Am Ende fangen trotz Scheidungswunsch doch alle an, miteinander
zu reden und zuzuhören. Und plötzlich ist sie da: die Möglichkeit, einander zu lieben.
Bess Wohls Wellmade-Ehekomödie strotzt nur so vor Witz, Klugheit und Sprachwürze: eine humorvolle und herzerweichende Studie über das Eheleben, Familien
und die Weisheit, die mit dem Alter kommt – oder auch nicht. Dariusch Yazdkhasti inszeniert im Theater am Alten Markt dieses fein geschriebene Stück und nimmt mit
dem siebenköpfigen Ensemble die verirrten und verwirrten Familiendynamiken genau unter die Lupe. Dabei wird deutlich: Auch im Alter kann man Wünsche und
Träume in die Tat umsetzen und Weichen für die Zukunft stellen. Carmen Priego und Thomas Wolff geben das zur Trennung bereite Ehepaar. Die verständnislosen
bis verzweifelten Söhne werden von Georg Böhm und Faris Yüzbaşıoğlu dargestellt.
Die Riege der Partner*innen – welche sich von »One-Night-Stand« über die »andere Frau« bis hin zur »langjährigen Ehefrau« erstreckt – wird von Alexander Stürmer,
Christina Huckle und Elena Berthold gespielt.
In einer rasanten Inszenierung verleihen die Darsteller*innen diesem ohnehin schon spritzig geschriebenen Stück eine extra Portion Humor. In der heutigen Zeit
belassen, aber jeder einzelnen Figur einen individuellen Akzent verliehen, ist das Kostümbild entworfen von Julia Wartemann. Die Bühne gibt den Zuschauer*innen
einen Einblick in ein Wohnzimmer der (unabhängigen) Wohnsiedlung »Rosige Aussichten«, spielt aber durch einzelne Kniffe den zugrundeliegenden Ehekonflikt
mit. Auch die Wände bleiben nicht standhaft, als ein Umzugswagen hindurchbricht (Bühne Ulrich Leitner).
Nächste Termine 10.11. / 01.12. / 05.12. / 13.12. / …
Karten T. 0521 51 5454 // www.theater-bielefeld.de
INSZENIERUNG
Dariusch Yazdkhasti, 1973 in Krefeld geboren und dort sowie im Iran aufgewachsen, studierte zunächst Philosophie und Kunstgeschichte in Köln und wechselte
dann zum Studiengang Schauspielregie an die Universität Hamburg. Er war Stipendiat des internationalen Forums des Berliner Theatertreffens und belegte an der
LMU die Weiterbildung Theater- und Musikmanagement. Seit 1997 entstanden zahlreiche Regiearbeiten. Er arbeitete u.a. an der Studiobühne Köln, dem FFT
Düsseldorf, Kampnagel Hamburg, am Thalia Theater, in Osnabrück, Heidelberg, am Staatstheater Mainz, am Staatstheater Braunschweig, am Staatstheater Kassel und
am Theater Kiel, wo er auch ab 2009 als Hausregisseur tätig war.
Mit Beginn der Spielzeit 2018/19 wurde er Hausregisseur am Theater Bielefeld, mit dem ihn eine langjährige Zusammenarbeit verbindet. Seit der Spielzeit 2021/22 ist
er hier Schauspieldirektor. Seine Inszenierung von »Konstellationen«, die 2017 zum NRW-Theatertreffen eingeladen wurde und den Preis für die beste Inszenierung
sowie den Publikumspreis erhielt, war sieben Jahre auf dem Spielplan. Zuletzt inszenierte Dariusch Yazdkhasti in Bielefeld u. a. die Romanadaptionen »Ellbogen«
von Fatma Aydemir, »Text« von Dmitry Glukhovsky, »Neujahr« von Juli Zeh und »Mephisto« von Klaus Mann, die Weihnachtsmärchen »Aladin und die Wunderlampe
« und »Pinocchio«, die Uraufführung von Dominik Buschs »Deinen Platz in der Welt« sowie »Stolz und Vorurteil*(*oder so)«, Florian Zellers »Vater«, Schillers
»Kabale und Liebe«, Shakespeares »Was ihr wollt« und Thomas Köcks »antigone. ein requiem«.
BESETZUNG
Nancy Carmen Priego
Bill Thomas Wolff
Ben Georg Böhm
Brian Faris Yüzbaşıoğlu
Jess Elena Berthold
Carla Christina Huckle
Tommy Alexander Stürmer