360°
Zweiteiliger Tanzabend von Felix Landerer und Marion Zurbach
PREMIERE Fr. 23.01.26 um 20 Uhr im TOR 6 Theaterhaus
URAUFFÜHRUNG URAUFFÜHRUNG
Das Arrangement (1. Teil) Coproduced by (2. Teil)
Choreografie Felix Landerer / Komposition Christof Choreografie Marion Zurbach / Komposition Zooey Agro
Littmann /
Kostüme Bregje van Balen / Lichtdesign Fabian Grohmann /
Dramaturgie Felix Berning / Choreografische Assistenz Richèl Wieles
Getanzt von Getanzt von
Dorėja Atkočiūnas / Félix Bossard / Hiro Murata / Dorėja Atkočiūnas, Alex Avni*, Rhiannon
Jacob Phillips / Naomi Shirel Turnpu Beausoleil- Morrison, Gaya Bommer-Yemini,
Félix Bossard, Hampus Larsson, Hiro Murata,
Naomi Shirel Turnpu
*Praktikantin von TANZ Bielefeld
Der zweiteilige Tanzabend »360°« lädt zum Perspektivwechsel ein und bringt Bewegung dorthin, wo man sie selten so direkt erlebt: mitten ins Publikum. Die klassische »vierte Wand« zwischen Bühne und Saal ist aufgehoben, distanzierte Beobachtung weicht einer spürbaren Nähe zum Tanz. Mit beiden Füßen im Bühnenraum wird man Teil der räumlichen Komposition und des Geschehens. Die beiden Choreografien des Abends widmen sich Fragen der Zwischenmenschlichkeit und eröffnen Erfahrungsräume, in denen Nähe, Wahrnehmung und Teilhabe neu verhandelt werden.
Im ersten Teil überträgt Felix Landerer, künstlerischer Leiter und Chefchoreograf von TANZ Bielefeld, die Möglichkeiten und Grenzen dieses besonderen Bühnenraums auf sein Quintett »Das Arrangement«. Fünf Menschen teilen sich einen engen Radius ohne
Ausweichmöglichkeiten. Ausgangspunkt der Arbeit ist die Idee einer Verbindung, die nicht freiwillig entsteht, sondern aus der Notwendigkeit heraus. In einem heterogenen Raum manövrieren sich die fünf Individuen durch ein Geflecht aus Haltungen und Positionen, die sich wiederholen, behaupten und gegenseitig infrage stellen. Zwangsläufig entsteht ein permanentes Spannungsfeld zwischen individuellen Bedürfnissen und der Notwendigkeit zur Anpassung. In Echtzeit und unübersehbar verhandeln die
Tänzer*innen ihre arrangierte Verbindung zwischen Zusammenhalt, Konflikt und Koexistenz. Der Bühnenraum, der einer Arena gleicht, verstärkt diesen Prozess: Es gibt keine einheitliche Perspektive auf das Geschehen. Je nach Blickwinkel ergreift das Publikum unterschiedliche »Partei«, entdeckt Details, die anderen verborgen bleiben, und erlebt so ein vertieftes Verständnis kollektiver wie auch subjektiver Wahrnehmung. Den zweiten Teil des Abends gestaltet die französische Choreografin Marion Zurbach mit der Uraufführung »Coproduced by«, entstanden in enger Zusammenarbeit mit dem Ensemble von TANZ Bielefeld. Nach einer Kurzzeitresidenz im Jahr 2024 und der Einladung ihrer Compagnie UNPLUSH zur Internationalen Tanzgastspielwoche 2025 in Bielefeld, setzt Zurbach nun ihre Zusammenarbeit mit dem Ensemble fort. Der Titel ist dabei Programm: Das Stück versteht sich als kollaborative Arbeit – nicht nur zwischen Choreografin und Tänzer*innen. Im Zentrum steht Zurbachs Auseinandersetzung mit der sensiblen Beziehung zwischen Menschen und Dingen – in tanzhistorischer, philosophischer und politischer Hinsicht. Gegenstände erscheinen dabei nicht als Requisiten, sondern als aktive Gegenüber in nicht-hierarchischen Beziehungen. Sie fordern unerwartete Gesten heraus, lenken Bewegungen und verändern choreografische Entscheidungen. Aus diesem Austausch entwickelt sich eine eigene, präzise Bewegungssprache.
Das Stück gliedert sich in sieben Kapitel und ist als tänzerisches Labor angelegt: Sieben Experimente, die entlang klarer choreografischer Aufgaben maximale Freiheit eröffnen. Mit jeder Aufgabe und in jeder Vorstellung erkunden die Tänzer*innen ihre Fähigkeit, wahrzunehmen und in Beziehung zu treten – zueinander, zu unsichtbaren Partnern und Gegenständen ebenso wie zum Publikum. So entfaltet sich »Coproduced by« in jeder Aufführung neu. Für die Arbeit komponierte die Berliner Musikerin Zooey Agro eine
Klanglandschaft, die ausschließlich aus den Stimmen der Tänzer*innen sowie aus elektronisch bearbeiteten Klängen der verwendeten Objekte besteht. Die musikalische Struktur spiegelt den Arbeitsprozess der Choreografin wider – feinfühlig, reduziert, textural und gestisch: »Mir war wichtig, Marions Arbeitsprozess zu spiegeln und keine fremde oder vorproduzierte Musik zu verwenden.« Die im Stück verwendeten Objekte sind als skulpturale Installation im Foyer des TOR 6 ausgestellt und treten dort als sichtbare Co-Autoren des Abends in Erscheinung.
Nächste Termine 23.01. / 24.01. / 05.02. / 06.02. / 07.02. …
Karten T. 0521 51 5454 // www.theater-bielefeld.de
DIE CHOREOGRAF*INNEN
Nach seiner Ausbildung am Gymnasium Essen-Werden und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main tanzte Felix Landerer für acht Jahre unter anderem als Solist im Ensemble der Staatsoper Hannover. Parallel zu seiner Laufbahn als
Tänzer choreografierte Felix Landerer bereits für das Ensemble der Staatsoper Hannover und das Bale Teatro Guaira in Curitiba, Brasilien, bevor er sich 2006 als Choreograf selbstständig machte 2010 gründete er seine eigene Compagnie LANDERER&COMPANY
in Hannover.
Für das Duett SUITS gewann Felix Landerer im April 2010 den ersten Preis beim Internationalen Wettbewerb für Choreografen in Hannover und erhielt zudem den Produktionspreis von Ed Wubbe für das Scapino Ballet Rotterdam. 2011 wurde er Haus-
Choreograf des Scapino Ballets Rotterdam und kreierte bis 2017 für das Ensemble. Die für das Scapino Ballet Rotterdam geschaffene Produktion BLIND SPOT wurde 2013 im Rahmen des holländischen Tanzpreises »The Swan« als »Beste Tanzproduktion«
nominiert. 2017 erhielt LANDERER&COMPANY den Pro Visio Preis für außergewöhnliche künstlerische Leistungen für die Produktion REVOLTE! sowie den Stadtkulturpreis Hannover für herausragendes bürgerschaftliches Engagement in Kunst und Kultur.
Felix Landerer ist international als Gastchoreograf gefragt. In den letzten Jahren entstanden Choreografien u.a. für die Tanzcompagnie der Oper Göteborg, für das Nederlands Dans Theater (NDT) I und II, das Ballet BC in Vancouver, das Nationaltheater Mannheim,
das Konzerttheater Bern, für Norrdans in Schweden sowie für das NWDP Portland/Oregon. Außerdem leitet er international Inklusions-Programme und Workshops, um seine Leidenschaft für Bewegung und nonverbale Kommunikation mit Menschen aus allen Gesellschaftsschichten zu teilen.
Seit Beginn der Spielzeit 2023/24 ist er künstlerischer Leiter von TANZ Bielefeld und Chefchoreograf am Theater Bielefeld.
Nach ihrer Ausbildung an der École Nationale Supérieure de Danse de Marseille und an der École-Atelier Rudra Béjart in Lausanne begann Marion Zurbach ihre professionelle Laufbahn als Bühnentänzerin in Maurice Béjarts Compagnie M. Es folgten Engagements
unter anderem beim Ballett des Teatro Comunale di Firenze, beim Ballet National deMarseille sowie als Solistin beim Bern Ballett / der Tanzcompagnie Konzert Theater Bern, wo sie bis 2015 tätig war. Parallel zu ihrer Karriere als Tänzerin entwickelte Marion
Zurbach früh eigene choreografische Arbeiten. 2015 wechselte sie in die freie Szene und gründete gemeinsam mit Vittorio Bertolli in Bern die Compagnie UNPLUSH, für die sie seither regelmäßig kreiert – häufig in enger Zusammenarbeit mit der Dampfzentrale
Bern. Die Compagnie erhielt eine dreijährige Förderung im Rahmen von PRAIRIE, dem Koproduktionsmodell des Migros-Kulturprozent, und wurde 2019 im Rahmen der Schweizer Tanzpreise mit dem June Johnson Dance Prize ausgezeichnet. Neben ihrer Arbeit für UNPLUSH ist Marion Zurbach international als Choreografin und Dramaturgin tätig. Sie arbeitete unter anderem für die Oper Köln, das Urban Dansdagen Festival in Eindhoven, das Tanz Ensemble Luzerner Theater sowie für TANZ Bielefeld. Als Performerin war sie 2021 in der Uraufführung von »Sea Change« von Boris Charmatz beim Manchester International Festival zu sehen. Parallel zu ihrer künstlerischen Praxis absolvierte Marion Zurbach ein Studium an der Hochschule der Künste Bern, das sie 2018 mit einem Master of Theatre and Performance abschloss. Neben choreografischen Arbeiten realisiert sie auch Filmprojekte und gibt regelmäßig Workshops für Jugendliche in Zusammenarbeit mit internationalen Festivals und Kunstinstitutionen. Die Arbeiten von UNPLUSH wurden an zahlreichen internationalen Spielorten und Festivals gezeigt, darunter die Dampfzentrale Bern, das Grütli Genf, far° Nyon, KLAP
Marseille, das Théâtre de la Ville Paris, das Festival Artdanthé Vanves sowie das Centre Culturel Suisse Paris.




