KUNST UM 1800
Eine Ausstellung über
Ausstellungen
5. Dezember 2025 bis 29. März 2026
Eröffnung: Donnerstag, 4. Dezember 2025, um 19 Uhr
KUNST UM 1800 stellt den legendären gleichnamigen Ausstellungszyklus der Hamburger Kunsthalle in den Mittelpunkt: Von 1974 bis 1981 widmete sich die
Ausstellungsreihe in neun Teilen der Wirkmacht von Kunstwerken im »Zeitalter der Revolutionen« und prägte Debatten über die gesellschaftliche Relevanz von Kunst, die bis heute nachwirken. Die gegenwärtige Schau KUNST UM 1800 kommentiert und aktualisiert aus einer heutigen Perspektive die historischen
Ordnungen der Dinge sowie die Displays, die unter der Regie des damaligen Direktors Werner Hofmann entstanden. Dazu werden über 50 der damals ausgestellten Gemälde, Bücher und graphischen Arbeiten der Sammlung der Kunsthalle aus der Zeit um 1800 in ein Zusammenspiel mit 70 ausgewählten Leihgaben gebracht und um Werke fünf zeitgenössischer Künstler*innen ergänzt. Insgesamt werden Arbeiten von rund 100 Künstler*innen versammelt.
Ausstellungsort ist – wie damals – der Kuppelsaal im Obergeschoss des 1919 eingeweihten Erweiterungsbaus. Er wurde in den 1970er Jahren als zentraler »Denk- Raum« sowie kuratorisches Experimentierfeld genutzt. In zehn Stationen entfaltet KUNST UM 1800 jetzt ein Panorama der Epoche und widmet sich Themen wie Aufklärung, Gewalt, Träumen, politischer Landschaft, Industrialisierung sowie Revolution und Freiheit – aus heutiger Perspektive. Die historische Ausstellungsreihe revidierte Narrative der europäischen Kunstgeschichte, indem sie Themen und Künstler ins Zentrum stellte, die mit den Konventionen ihrer Zeit brachen: Ossian, Caspar David Friedrich, Johann Heinrich Füssli, William Blake, Johan Tobias Sergel, William Turner, Philipp Otto Runge, John Flaxman und Francisco Goya. KUNST UM 1800 betont Aspekte, die im Zyklus der 1970er Jahre fehlten oder nur ansatzweise zum Vorschein kamen: Feminismus, Künstlerinnen, jüdische Aufklärung, Sklaverei, Abolitionismus und die Haitianische Revolution.
Die gegenwärtige Ausstellungsarchitektur gestaltete Marten Schech in Form einer Raumskulptur: Binnacle (Round Loge with Three Corners), 2025. Der
Künstler bezieht sich auf den kreisförmigen Grundriss und erweitert die Architektur durch An-, Ein- und Umbauten. Das Ensemble changiert zwischen Massivbau und Kulisse. Innen und Außen lassen sich nur schwer unterscheiden, insbesondere in einer künstlichen Grotte. Der Kuppelsaal wird zu einem Raum des Übergangs, ausgestattet mit der unheimlichen Materialität eines Ancien Régime.
Zeitgenössische Arbeiten von Mark Dion und Sigmar Polke zur Französischen Revolution sowie von Kara Walker zur Sklaverei ergänzen das Ensemble – oder wirken ihm entgegen. Zudem hat Suzanne Treister eine Lichtprojektion für KUNST UM 1800 entworfen. Für die Dauer von vier Monaten erstrahlt mit Vision: Intergalactic Social Systems (2025) eine Vision am Firmament des Kuppelsaales der Kunsthalle, die sich gegen Universalismen richtet und die Konstellationen der Ausstellung in ein technoschamanisches Licht taucht.
Die Publikation Kunst um 1800. Kuratieren als wissenschaftliche Praxis. Die Hamburger Kunsthalle in den 970er Jahren (Hatje Cantz Verlag, Hardcover, 440 Seiten, 395 Abbildungen) begleitet die Ausstellung. Herausgegeben von den Gastkurator*innen Petra Lange-Berndt und Dietmar Rübel, die mit Beiträgen ebenso vertreten sind wie unter anderem David Bindman, Johannes Grave, Charlotte Klonk, Jenny Nachtigall, Richard Taws und Monika Wagner, dokumentiert der Band alle damaligen Ausstellungen von KUNST M 1800. Die Autor*innen werfen einen kritischen Blick auf die Zeit nach 1968 und bieten neue Sichtweisen uf dieses Jahrzehnt der Experimente. Der Katalog ist zum Buchhandelspreis von 48 Euro im Museumsshop der über www.freunde-der-kunsthalle.de erhältlich.
Beteiligte Künstler*innen: Giacomo Aliprandi, Saul Ascher, Inigo Barlow, Robert Bénard, Benedict Heinrich Bendix, Pierre-Gabriel Berthault, William Blake, Louis-Simon Boizot, Henry Winsor Bond, François Bonneville, Edward Francis Burney, Daniel Nikolaus Chodowiecki, Jacques-Simon Chéreau, John Heaviside Clark, Jacques-Louis Copia, George & Isaac Cruikshank, Louis Darcis, Erasmus Darwin, Jacques-Louis David, François Séraphin Delpech, Charles Melchior Descourtis, Auguste Desperet , Claude-Louis Desray, Mark ion, Richard Earlom, Edmund Evans, Charles Fernique, John Flaxman, Maria Flaxman, Caspar David Friedrich, Johann Heinrich Füssli, Henry Gastineau, Jean Baptiste Gautier, François Gérard, James Gillray, Johann Wolfgang Goethe, Francisco Goya, Anton Graff, William Hackwood, Isidore-Stanislas Helman, Thomas Higham, William Hogarth, Thomas Holloway, Jean-Pierre-Marie Jazet, Angelica Kauffmann, Carl Wilhelm Kolbe, Samuel Lacey, Philibert-Benoît de La Rue, Moses Samuel Loewe, Philip James de Loutherbourg, Joseph
Wilson Lowry, Thomas Lupton, William Lutwyche, James Macpherson, John Martin, Johann Wilhelm Meil, Moses Mendelssohn, Franz Xaver Messerschmidt, Scipio Moorhead, Jean-Michel Moreau, James Nasmyth, Friedrich Perthes, George Pickering, William Pickett, Tommaso Piroli, Sigmar Polke, Jean-Louis Prieur, Marcus Rainsford, Thomas Rowlandson, William Read, Jean-Baptiste Regnault, Philipp Otto Runge, Auguste Sandoz,
Piat Joseph Sauvage, Frédéric-Jean Schall, Marten Schech, Johann David Schubert, Johan Tobias Sergel, Thomas Spence, John Gabriel Stedman, Jean-Joseph François & Jean Pierre Antoine Tassaert, Albert Teichel, Wessely, Phillis Wheatley, Loeser Leo Wolf, Joseph Wright of Derby und Johann Zoffany.
Gastkurator*innen: Prof. Dr. Petra Lange-Berndt (Universität Hamburg) und Prof. Dr. Dietmar Rübel (Akademie der Bildenden Künste München)



