Ausstellung | Zwischen Ekstase und Selbstbestimmung – Weibliche Perspektiven in der Kunst von Dorothy Iannone, Niki de Saint Phalle und Sarah Pucci 27. September 2025 bis 11. Januar 2026
Zwischen Ekstase und Selbstbestimmung Weibliche Perspektiven in der Kunst von Dorothy Iannone, Niki de Saint Phalle und Sarah Pucci
27. September 2025 bis 11. Januar 2026
Wie verändert sich Kunst, wenn Frauen nicht mehr Objekt der Darstellung, sondern Subjekt des Ausdrucks sind? Dorothy Iannone, Niki de Saint Phalle und Sarah Pucci geben in dieser Ausstellung drei eigenständige und sehr persönliche Antworten auf diese Frage. Ihre Arbeiten erzählen von weiblicher Lust, Körperlichkeit und Selbstermächtigung – und sie werfen Fragen auf nach Sichtbarkeit, Ausdrucksformen und den Maßstäben des Kunstbetriebs.
Unter dem Titel „Zwischen Ekstase und Selbstbestimmung: Weibliche Perspektiven in der Kunst von Dorothy Iannone, Niki de Saint Phalle und Sarah Pucci“ präsentiert die Stiftung Ahlers Pro Arte das Werk dreier Künstlerinnen, die neue Darstellungsweisen von Frauen in der Kunst sichtbar machen – jeweils mit ganz eigenen Mitteln und Haltungen.
Dorothy Iannone (1933–2022) und Niki de Saint Phalle (1930–2002) entwickelten jeweils eine eigenständige, visuell kraftvolle Bildsprache, in der Themen wie Selbstbestimmung, Körperlichkeit und Repräsentation eine zentrale Rolle spielen. Ihre Werke wurden immer wieder im Zusammenhang mit feministischen Fragestellungen rezipiert, ohne sich darauf reduzieren zu lassen.
Ergänzt wird die Ausstellung durch Arbeiten von Sarah Pucci (1902–1996), der Mutter von Dorothy Iannone und selbst Künstlerin. Ihre handgefertigten, mit Perlen geschmückten Objekte verbinden Ornamentik und Intimität; sie verweisen auf Ausdrucksformen, die lange als „dekorativ“ abgewertet und aus dem kunsthistorischen Kanon ausgeschlossen wurden. Heute werden sie zunehmend als eigenständiger, subversiver Beitrag zur feministischen Kunstgeschichte gewürdigt.
Wie können weibliche Perspektiven jenseits gängiger Rollenzuschreibungen und ästhetischer Normen in der Kunst sichtbar gemacht werden?
Die Ausstellung, kuratiert von Talia Kim Walther aus Hamburg, lädt dazu ein, das Werk dreier wichtiger Künstlerinnen im Kontext ihrer Zeit, aber auch mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Debatten neu zu entdecken. Mit erzählerischer Kraft, leuchtenden Farben und einer klaren Haltung verbinden Iannone, Saint Phalle und Pucci persönliche Erfahrungen mit gesellschaftlicher Reflexion. Ihre Arbeiten feiern Vielfalt, Selbstbestimmung und künstlerische Freiheit, und sie eröffnen neue Perspektiven auf weibliche Ausdrucksformen in der Kunst.
Seit über einem Jahrzehnt wird das Werk der US-Künstlerin Dorothy Iannone (1933–2022) in internationalen Retrospektiven in wichtigen Museen wie dem New Yorker New Museum oder dem Centre Pompidou in Paris gezeigt. Iannone, die seit den 1970er-Jahren in Berlin lebte, war eine Pionierin, die eng mit der europäischen Nachkriegsavantgarde, vor allem der Fluxus-Bewegung, verbunden war. In ihrer Malerei seit den späten 1960ern verbindet sie Text, Sprache und Ornament zu einem Mandala ihres Lebens, in das byzantinische, altägyptische Kunst, Magie, Folklore, elisabethanische Dichtung, Dada, Popkultur, griechische und hinduistische Mythologien einfließen. Iannone transformiert ihre Bilder zu visuellen Dichtungen, die sie in die Tradition von Visionären wie William Blake oder dem Beat-Poeten Allen Ginsberg stellt.
Mit ihren Videoboxen wie I Was Thinking of You (1978), die auch in unserer aktuellen Ausstellung Zwischen Ekstase und Selbstbestimmung zu sehen ist, verwandelt sie ihre Kunst in einen Hybrid aus Malerei, Skulptur und Film. Sie bringt sie buchstäblich zum Singen, verwandelt sie in eine Art Avatar, eine Körper-Box mit gemaltem Rumpf und einem Monitorgesicht, das sie wie einen Kopf montiert. Iannone singt, während sie in Ekstase ist, kurz vor dem Orgasmus oder high, was bis heute oft als exhibitionistischer oder provokativer Akt missverstanden wird.
In Iannones künstlerischem Werk ist die ekstatische geschlechtliche Vereinigung ein Ausdruck spiritueller Erleuchtung. Doch wegen seiner rückhaltlosen Sicht weiblicher Sexualität wurde es bis in die späten 1990er-Jahre mit Zensur, Einfuhrverboten, Beschlagnahmen, dem Ruf von Pornografie belegt. Der voyeuristische Blick auf weibliche Körper gehört zur Kunstgeschichte. Er gilt nach wie vor als männliches Privileg, an dem Iannones Darstellungen von auf Anzügen und Männerkörpern applizierten Penissen und selbstbewusst präsentierten Schamlippen erheblich rüttelten.
Der Berliner Kunstkritiker Oliver Koerner von Gustorf lernte Iannone Anfang der 2000er-Jahre als „Geheimtipp“ in der Kunstszene kennen und begann eine intensive, kreative Freundschaft mit ihr. In seinem Vortrag erzählte er von ihrem schwierigen Weg zur Anerkennung als Einzelkünstlerin und ihrem Kampf gegen Bigotterie und Sexismus.
Aktuelle Ausstellung
27. September 2025 bis 11. Januar 2026
Zwischen Ekstase und Selbstbestimmung
Weibliche Perspektiven in der Kunst von Dorothy Iannone, Niki de Saint Phalle und Sarah Pucci