Molières »Der Menschenfeind«
Wie wahrt man seine Integrität in einer Gesellschaft, die von Anpassung und falschem Schein lebt? Dieser Frage widmete sich Molière in seiner 1666 uraufgeführten Komödie »Der Menschenfeind«. Bereits zu Lebzeiten galt der französische Dramatiker als Meister der Gesellschaftssatire.
»Der Menschenfeind« zählt zu einem seiner persönlichsten und zugleich tiefgründigsten Werke. In Alceste, der Hauptfigur des Stückes, scheint Moliere einen Teil seiner eigenen Enttäuschung über die Falschheit des höfischen Lebens auszudrücken. Alceste, ein radikal ehrlicher Mann, der jede Form von Heuchelei, Schmeichelei und Smalltalk verabscheut, lebt nach dem Prinzip: Was wahr ist, muss gesagt werden, auch wenn es weh tut. Damit eckt er im Paris des 17. Jahrhunderts ordentlich an. Insbesondere in der Liebe legt seine Moral ihm Steine in den Weg: Er begehrt die junge Célimene, die ihm gegenüber zwar nicht abgeneigt ist, die aber aufgeht im aufgesetzten Gesellschaftsspiel. Alceste verabscheut diesen Charakterzug in ihr zutiefst, versucht aber trotzdem, sie für sich zu gewinnen; seine Gefühle zu ihr bleiben unverändert. Doch die Versuche, seine Ideale mit der Realität in Einklang zu bringen, scheitern zunehmend — bis er allein zurückbleibt. Molieres Stück hat in über 350 Jahren wenig an Aktualität eingebüßt. Trotz seiner klassischkomödiantischen Form ist »Der Menschenfeind« keine leichtfüßige Farce, sondern ein Werk voller Ambivalenz — ein Seelenporträt zwischen Idealen und Abgründen mit psychologischer Tiefe. Vor allem zeigt »Der Menschenfeind«: Die Welt, in der wir heute leben, mag eine völlig andere sein, die Menschen sind allerdings genau dieselben geblieben. Inszeniert wird das Stück am Landestheater Detmold von Ekat Cordes, der seine Arbeit zum ersten Mal dem Detmolder Publikum präsentiert. Ekat Cordes arbeitet seit 2010 freischaffend als Regisseur, Autor, Musiker und Sounddesigner. Er inszeniert deutschlandweit an verschiedensten Theatern, seine Arbeiten zeichnen sich aus durch starke und bunte Bilder, ein immersives Sounddesign, einen deutlichen Aktualitätsbezug, Zugänglichkeit für alle Altersgruppen und – eine gute Prise Humor. Den »Menschenfeind« transplantiert Cordes von Célimenes Salon in ein moderneres Setting: Statt in ihr Appartement lädt die junge Frau ihre Gäste in ihre Fernsehshow »Célimene unzensiert« ein, um ihnen eine Bühne für ihr Anliegen zu bieten, und unterhält das Publikum dabei mit viel Klatsch und Tratsch. Einer ihrer Gäste ist niemand geringeres als Alceste, der als investigativer Journalist kürzlich ein entlarvendes Buch über die scheinheiligen Machenschaften der Politik veröffentlicht hat, und sich widerwillig in Célimenes Showformat begibt, um sein Werk vorzustellen. Mit dieser Umsetzung, die die Zeiten von Schönheitswahn und Instagram-Filtern aufgreift, in der
gekünstelte Selbstdarstellung mehr und mehr Alltag wird und Erfolg zunehmend von guten Beziehungen statt von eigenem Können abhängig ist, gewinnt Molieres zeitlose Frage an ℵ⊃èèéèneuer Dringlichkeit: In was für einer Gesellschaft wollen und können wir leben?
Der Menschenfeind 12+
Komödie von Molière
Regie und Musik: Ekat Cordes
Bühne und Kostüm: Sita Messer
Dramaturgie: Magdalena Brück
Mit: Stella Hanheide, Patrick Hellenbrand, Hartmut Jonas, Leonard Lange, Ewa Noack, Manuela
Stüßer, Emanuel Weber, Sebastian Zumpe
Premiere: Fr 26.9.2025, 19:30 Uhr, Großes Haus
Zusatzveranstaltungen rund um die Premiere:
EinführungsMatinee: So 21.9.2025, 11:30 Uhr, Haus der Immobilie
Vis-a-vis — Theater und Kirche im Dialog:
So 26.10.2025, 11:00 Uhr, Heilig Kreuz Kirche
Weitere Vorstellungen: Sa 4.10. / Do 9.10. / Fr 10.10. / Sa 18.10.2025 (15:00 Uhr und 19:30
Uhr), So 16.11. / Mi 10.12. / Mi 17.12. / Do 18.12.2025 jeweils 19:30 Uhr, wenn nicht anders
angegeben.