Ausstellung | Erstmals seit seiner Eröffnung 2009 widmet sich das Museum Brandhorst mit „Long Story Short“ einer chronologischen Präsentation der Sammlung.
Erstmals seit seiner Eröffnung 2009 widmet sich das Museum Brandhorst mit „Long Story Short“ einer chronologischen Präsentation der Sammlung.
Die Ausstellung vereint annähernd 80 Werke von über 30 Künstler:innen aus der Sammlung Brandhorst, darunter bedeutende Neuerwerbungen wie Martine Syms’ „DED“ (2021) sowie über 20 bisher noch nie gezeigte Arbeiten, etwa von Jacqueline Humphries, Laura Owens und Giulio Paolini. Kunstgeschichte(n)Der Bestand des Museums ist seit seiner Eröffnung von 800 auf über 2000 Werke angewachsen und verwebt zahlreiche Erzählstränge aus der Kunst der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit, die punktuelle wie tiefgreifende Einblicke in die Kunstproduktion der letzten 70 Jahre, vor allem in Europa und im US-amerikanischen Raum, geben. Anstatt einer vermeintlich vollständigen Geschichte dieses Zeitraums reihen sich in „Long Story Short“ ausgewählte Strömungen, ästhetische Fragestellungen und künstlerische Positionen von den 1960er-Jahren bis heute zu einer Perlenkette einzelner Kunstgeschichten.
Kunst als Spiegel der Gesellschaft
Neben formalen Entwicklungen und Zäsuren geht es immer auch darum, wie Kunst auf historische Ereignisse, gesellschaftliche Veränderungen und technologische Innovationen reagiert und sie im künstlerischen Prozess reflektiert. Welche Auswirkungen hatte das Wirtschaftswunder auf den Umgang von Künstler:innen mit Materialien? Was bedeutete die Politisierung der Gesellschaft in den 1960er-Jahren für Künstler:innen? Auf welche Weise hat die Digitalisierung die Produktion von Kunst verändert?
Von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart
Jeder Raum ist dabei eine eigene Ausstellung für sich, erzählt einen spezifischen kunsthistorischen Moment im Kontext seiner Zeit oder widmet sich einer ausgewählten Werkgruppe einzelner Künstler:innen: Beginnend mit der prozesshaften Materialreflexion der Arte Povera (mit Werken von Jannis Kounellis, Marisa Merz, Mario Merz und Giulio Paolini) und der formalen Reduktion des Minimalismus (unter anderem bei Richard Tuttles spielerisch-geometrischen Formen) über die konzeptuelle Fotografie der späten 1970er-Jahre (Victor Burgin) und die intensiven Auseinandersetzungen mit Körper, Geschlecht und Identität im Kontext der 1980er-Jahre (unter anderem bei Georg Herold und Rosemarie Trockel) bis hin zum richtungsweisenden Malereidiskurs der 1990er-Jahre (mit Charline von Heyl, Albert Oehlen, Laura Owens und anderen) entsteht so ein Kaleidoskop kunsthistorischer Erzählungen der jüngeren Vergangenheit. Die Auseinandersetzung mit digitalen Medien und Technologien – etwa bei Kerstin Brätsch, Mark Leckey, Jacqueline Humphries oder Sondra Perry – reflektiert einen Aspekt künstlerischer Produktion der Gegenwart und bildet einen offenen Schlusspunkt.
Die Ausstellung macht die vielfältigen Ausdrucksformen und ästhetischen Strategien der Kunst als Teil eines historischen Gefüges erfahrbar. Sie zeigt, wie Kunst nicht isoliert existiert, sondern in einem ständigen Austausch mit ihrer Zeit, mit politischen, sozialen und technologischen Entwicklungen steht, diese in freier Weise reflektiert und damit ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft ist.
Kunst entdecken
Die Bandbreite der Exponate reicht von monumentalen Arbeiten wie Mark Leckeys zehn Meter hoher aufblasbarer Skulptur „Inflatable Felix“ (2020) – dem ersten Fernsehbild der Geschichte als Pop-Ikone – bis hin zu André Caderes nur 29 Zentimeter langem, handbemaltem Stab „Barre de bois rond“ (1976), der einst in fremde Ausstellungen geschmuggelt wurde.
Dazwischen entfaltet sich ein Panorama künstlerischer Strategien, die ebenso überraschend wie sinnlich erfahrbar sind: Marisa Merz verwandelt in dem Schwarzweißfilm „La conta“ (1967) eine alltägliche Küchenszene in ein feministisches Manifest, Victor Burgin inszeniert in „Zoo 78“ (1978) das geteilte Berlin als „Stadt des Geistes“, und Jacqueline Humphries lässt ihre „Black Light Paintings“ (2005) im Dunkeln erstrahlen – Malerei, die sich selbst zum Leuchtkörper macht und im Museum Clubatmosphäre erzeugt. Mit Martine Syms’ monumentaler Videoinstallation „DED“ (2021) trifft schließlich eine neue Generation auf die Gegenwart: Ihr digitaler Avatar durchwandert eine endlose Landschaft aus Schmerz, Humor und Wiedergeburt – ein eindrücklicher Kommentar zu Körper, Medien und Selbstbild im 21. Jahrhundert.
Mit Werken von
Kerstin Brätsch, Victor Burgin, André Cadere, DAS INSTITUT (Kerstin Brätsch und Adele Röder), Walter De Maria, Wade Guyton, Georg Herold, Charline von Heyl, Jacqueline Humphries, KAYA (Kerstin Brätsch und Debo Eilers), Jannis Kounellis, Michael Krebber, Louise Lawler, Mark Leckey, Mario Merz, Marisa Merz, Albert Oehlen, Kayode Ojo, Laura Owens, Palermo, Giulio Paolini, Sondra Perry, Sigmar Polke, Seth Price, Amy Sillman, Frank Stella, Martine Syms, Niele Toroni, Rosemarie Trockel, Richard Tuttle, Cy Twombly, Franz West
Gesamtkonzept und Kuration
Dr. Monika Bayer-Wermuth, Leitende Kuratorin, Museum Brandhorst, und Lena Tilk, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Museum Brandhorst
Die Räume wurden kuratiert von
Dr. Monika Bayer-Wermuth, Leitende Kuratorin, Museum Brandhorst, Franziska Linhardt, Kuratorin, Museum Brandhorst, Benedikt Seerieder, Kurator, Museum Brandhorst, Lena Tilk, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Museum Brandhorst, und Sabine Weingartner, Gastkuratorin, unter Mitarbeit von Dr. Katharina Fischer, Teamassistenz, Museum Brandhorst
Programm
Eröffnung am 22. Oktober 2025
Am Eröffnungsabend performt DJ Ipek ein DJ-Set und stimmt das Publikum musikalisch auf die Ausstellung ein. DJ Ipek a.k.a. Ipek Ipekcioglu ist eine international erfolgreiche und mehrfach ausgezeichnete, in Berlin lebende DJ, Produzentin, Kuratorin und Queer-Aktivistin.
Playlist zur Ausstellung
Begleitend zur Ausstellung „Long Story Short“ haben Julia Weigl und Christoph Gröner vom FILMFEST MÜNCHEN eine Playlist kuratiert. Sie nimmt die Besucher:innen mit auf eine musikalische Reise durch sieben Jahrzehnte Filmgeschichte. Von „American Graffiti“ (1973), „Dazed and Confused“ (1993) über „Lost in Translation“ (2003) und „Drive“ (2011) bis hin zu „Barbie“ (2023) und weiteren Filmen.
Langer Donnerstag | bis 20 Uhr
Dialoge und Themenführungen zu den Ausstellungen, Kreativ-Workshops mit Künstler:innen sowie Drinks und Musik im Café
Samstag
Angebote für Kinder und Familien sowie Überblicksführungen in deutscher und englischer Sprache zu den Ausstellungen
14 bis 16 Uhr | Kids Factory | Workshops für Kinder und Familien
14 Uhr | Überblicksführung in englischer Sprache
14:30 Uhr | Familienführung
15:30 Uhr | Überblicksführung in deutscher Sprache
Sonntag
Dialoge zur Kunst und Kreativ-Workshops für alle am 1-Euro-Sonntag
11:30 bis 13 Uhr | pi.lot-Projekt | Junge Kunstexpert:innen stellen ihre Lieblingswerke vor | jeden 1. Sonntag im Monat
13 bis 16 Uhr | Kunstauskunft: Dialoge in den Galerien
13 bis 16 Uhr | Offene Factory für alle
Ferienworkshops | jeweils 10 bis 16 Uhr, optional bis 18 Uhr
Herbstferien: 04. bis 07.11.2025 | ab 12 Jahren
Osterferien: 30.03. bis 02.04.2026 | 6 bis 12 Jahre | 07. bis 10. April 2026 | ab 12 Jahren
Pfingstferien: 26. bis 29.05.2026 | 6 bis 12 Jahre | 01. bis 03. Juni 2026 | ab 12 Jahren
Sommerferien: 03. bis 07.08.2026 | 6 bis 10 Jahre | 10. bis 14. August 2026 | 8 bis 12 Jahre | 17. bis 19. August 2026 | ab 12 Jahren
After Work in Kooperation mit BISS – Bürger in sozialen Schwierigkeiten e.V.
In der Dialogreihe „After Work“ laden wir Gäst:innen ein, über ausgewählte Kunstwerke im Museum Brandhorst zu sprechen. Zu „Long Story Short“ begrüßen wir Verkäufer:innen der Münchner Straßenzeitung „BISS – Bürger in sozialen Schwierigkeiten“. Sie zeigen ihre Lieblingsarbeiten und erzählen, was sie daran berührt. Nach dem gemeinsamen Besuch der Ausstellung wird der Dialog im Café fortgesetzt. In entspannter Feierabendatmosphäre können alle gemeinsam diskutieren, was sie bei der Begegnung mit Kunst bewegt und interessiert hat.
Die Ausstellung wird gefördert von:
PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.
Allianz, Partner von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.
Öffnungszeiten
Täglich außer Montag: 10:00-18:00 Uhr, Donnerstag: 10:00-20:00 Uhr
Eintritt: 7 Euro | 5 Euro ermäßigt | Sonntags: 1 Euro
Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre
Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung.
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Für einen Interviewtermin kontaktieren Sie bitte unsere Presseabteilung.
Das Museum Brandhorst wurde 2009 eröffnet und ist damit die jüngste Institution der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Seit seiner Eröffnung konnte sich das Museum als zentraler Ort der Gegenwartskunst in Deutschland etablieren. In Sammlungs- und Wechselausstellungen widmet es sich der Präsentation zeitgenössischer Kunst und legt dabei einen besonderen Schwerpunkt auf die Auseinandersetzung mit den Künstler:innen sowie aktuellen Fragestellungen. Das Museum beherbergt die mit Abstand größte Sammlung von Werken Andy Warhols in Europa. Weltweit einzigartig ist auch der Schwerpunkt auf dem Schaffen von Cy Twombly. Sein monumentaler „Lepanto“-Zyklus (2001) wird dauerhaft in einem Saal präsentiert, der eigens nach den Wünschen des Künstlers gestaltet wurde.