Peter Grimes
Benjamin Britten
Oper in drei Akten und Prolog op. 33 / Libretto von Montagu Slater basierend auf einem
Gedicht von George Crabbe / In englischer Originalsprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung Robin Davis /Inszenierung Matthew Wild /Bühne und Kostüme
Conor Murphy /Video Roman Hagenbrock Movement Director Nikos Fragkou/ Licht
Carsten Lenauer/ Dramaturgie Laura Herder /Choreinstudierung Hagen Enke
Fotos: Bettina Stöß
Mit Evgueniy Alexiev / Dušica Bijelić / Bryan Boyce / Todd Boyce / Nenad Čiča / Nikos
Fragkou / Mayan Goldenfeld / Cornelie Isenbürger / Roland Kansteiner / Sharjil Khawaja
/ Moon Soo Park / Dalia Schaechter / Andrei Skliarenko / Lorin Wey / Marta Wryk /
Bielefelder Opernchor / Extrachor des Theaters Bielefeld / Statisterie des Theaters
Bielefeld / Bielefelder Philharmoniker
Mit einer Premiere der besonderen Art startet das Theater Bielefeld in die Opernsaison 2025/26: Der südafrikanische Regisseur Matthew Wild inszeniert mit Benjamin Brittens »Peter Grimes« einen Opernkrimi in einem dem »gossip« verfallenen Fischerdorf und schickt das Publikum auf Spurensuche: Wer ist schuld am Tod des Jungen? Gleich dazu gibt Generalmusikdirektor Robin Davis mit dem britischen Meisterwerk sein lang erwartetes Operndebüt am Bielefelder Dirigentenpult.
Tatort: Küstenstädtchen. Der 16-jährige Hilfsjunge William Spode ist tot. Am Abend des 26. ist er an Bord der »Boy Billy« auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Fischer Peter Grimes muss sich vor Gericht behaupten. Er gilt als schroffer, eigensinniger und brutaler Typ, als Außenseiter, hat weder Frau noch Kind. Hart arbeitet er, auch um, wie er behauptet, eines Tages Ellen Orford heiraten zu können. Doch: Macht ihn das zum Täter? Die Dorfbewohner haben ihr Urteil längst gefällt: schuldig. Was ist wirklich passiert? Und warum nimmt Grimes trotz allem wieder einen Jungen zu sich? Selbst Ellen und der alte Kapitän Balstrode kämpfen gegen ihre Zweifel, als das Dorf Peter Grimes zu jagen beginnt und wieder ein Junge umkommt …
»Je bösartiger die Gesellschaft, desto bösartiger der Einzelne« – eine These, die Benjamin Britten ein Leben lang beschäftigte. Mit »Peter Grimes« gelang ihm 1945 nicht nur der Durchbruch als Opernkomponist, sondern eines der größten Musiktheaterwerke
des 20. Jahrhunderts. George Crabbes Gedicht »The Borough« (1810) inspirierte ihn zur Handlung seines spannenden Erstlingswerks, in das der Komponist viel Persönliches legte: die Beziehung zu seiner Heimat an der Küste Englands, zu seinem Partner, dem Tenor Peter Pears, und zum Meer, das vor allem in der Musik im Guten wie im Schlechten zum Leben erwacht. Matthew Wild knüpft mit seiner Inszenierung an der Schnittstelle zwischen packendem
Kriminalfall, Lynchjustiz und Brittens eigener Biografie an. Der international renommierte und vielfach prämierte Regisseur – zuletzt für seine Inszenierung von Wagners »Tannhäuser« an der Oper Frankfurt – zeichnet das Bild einer Gesellschaft, die zwar vorgibt, nach Indizien im Mordfall zu suchen, dabei aber keine echte Wahrheit herausfinden will. Jeder und jede Einzelne nährt die eigene Version des Unglücks um William Spode – ob Unfall, tragische Liebesromanze, Missbrauch oder kaltblütiger Mord – und hält den »gossip« – den »Tratsch« aufrecht, der die zerklüfteten Dorfcharaktere als
Gemeinschaft überhaupt erst zusammenhält. Der besondere Clou: Wild lässt denKomponisten Britten, zu Lebzeiten ebenso mit Urteil und dem Geschwätz der anderen konfrontiert, Teil des Bühnengeschehens werden. Gemeinsam mit Bühnen- und Kostümbildner Conor Murphy ver setzt der Regisseur das
Fischerdorf in eine Zeit, in der die »besten Jahre« längst passé sind. Der gewaltige Bühnenraum ist durch einen Wassertrog, immer wieder Hindernis und Spielort zugleich, wie das Dorf entzweit und bietet in seiner Klarheit ebenso eine Projektionsfläche für sämtliche Szenen und Gerüchte der Bewohner*innen. Die Videographie von Roman Hagenbrock verbildlicht diese Fantasien lebhaft und cineastisch während der instrumentalen Zwischenspiele, die von Britten auch als eigenständiger Zyklus »Sea Interludes« veröffentlicht worden sind. In diesem Wimmelbild dieser schlechtartigen Gesellschaft verbleibt die Spurensuche schließlich beim Publikum: Hat Peter Grimes seinen Lehrjungen gar getötet?
Tenor und Ensemblemitglied Nenad Čiča interpretiert nach Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen« erneut eine Charakterrolle: Als Peter Grimes übernimmt er mit der Titelpartie die Rolle, die Britten einst für seinen Partner Peter Pears komponierte. Dušica Bijelić steht dem Fischer als Witwe Ellen Orford treu zur Seite, bis auch sie der Zweifel überkommt. Als Kapitän Balstrode ist Evgueniy Alexiev nicht nur Grimes’ Ratgeber, er hilft auch, allem ein Ende zu setzen. Als Ned Keene versorgt Todd Boyce das Dorf mit allem, was es braucht: Schlaf- und Beruhigungstabletten und dieses weiße, feine Pulver
… Ein weiteres Mal zu Gast am Theater Bielefeld ist Sängerin Dalia Schaechter, die als Wirtin Auntie nicht nur reinen Wein einschenkt. Angeblich sind es ihre zwei Nichten, dieBijelić steht dem Fischer als Witwe Ellen Orford treu zur Seite, bis auch sie der Zweifel überkommt. Als Kapitän Balstrode ist Evgueniy Alexiev nicht nur Grimes’ Ratgeber, er hilft auch, allem ein Ende zu setzen. Als Ned Keene versorgt Todd Boyce das Dorf mit allem, was es braucht: Schlaf- und Beruhigungstabletten und dieses weiße, feine Pulver … Ein weiteres Mal zu Gast am Theater Bielefeld ist Sängerin Dalia Schaechter, die als Wirtin Auntie nicht nur reinen Wein einschenkt. Angeblich sind es ihre zwei Nichten, die im Wirtshaus ihre Liebesdienste anbieten; das falsche Schwesternduo wird gesungen und gespielt von Mayan Goldenfeld und Cornelie Isenbürger. Lorin Wey verkündet als Methodist Bob Boles eine Reihe von biblischen Weisheiten. In Swallow vereinen sich Bürgermeister, Richter und Oberhaupt, kein gutes Zeichen für Gerechtigkeit – erneut zu Gast in dieser Partie ist Bryan Boyce. Stets zu Diensten ist ihm Fuhrmann Hobson, verkörpert von Moon Soo Park. Marta Wryk ist als Mrs. Sedley ständig auf der Suche nach Beweisen oder nach Mittelchen, die ihre Gemütslage verbessern. Andrei Skliarenko ischt als Reverend Adams ebenfalls in der Gerüchteküche mit. Nikos Fragkou übernimmt
die Rolle des Dr. Crabbe, verkörpert hierin aber die des Komponisten Benjamin Britten in Person; als Moving Director gestaltet Tänzer Fragkou ebenfalls die bewegungstechnischen Abläufe der Szenen. Schauspieler Sharjil Khawaja (John) und Roland Kansteiner (William Spode) stellen als Hilfsjungen des Fischers Grimes mehr als nur das Ausgangsproblem der Handlung dar. Der Bielefelder Opernchor, ergänzt durch den Extrachor des Theaters Bielefeld, (Choreinstudierung: Hagen Enke) gibt die Dorfgemeinde in allen ihren Eigenheiten und Energien wieder. Die Statisterie (Leitung: Andrea
Wittler) erweitert die Gruppe der Hilfsjungen um zwei Teen Boys. Die Bielefelder Philharmoniker widmen sich erstmals unter der musikalischen Leitung von Robin Davis der anspruchsvollen Opernpartitur.
Nächste Termine 21.10. / 26.10. / 29.10. / 02.11. / 11.11. / 29.11. / weitere Termine folgen Karten T. 0521 51 5454 // www.theater-bielefeld.de
MUSIKALISCHE LEITUNG
Robin Davis, im englischen Exeter geboren, schloss zunächst ein Mathematikstudium an der Cambridge Universität ab, bevor er an der Royal Academy of Music in London Klavierbegleitung bei Michael Dussek studierte. Dort wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kathleen Ferrier Begleitungspreis in der Wigmore Hall. Sein erstes Engagement bekam er 2009 als Solorepetitor am Theater Dortmund, wo er auch als Solist mit den Dortmunder Philharmonikern auftrat. Während dieser Zeit studierte er Dirigieren bei Ekhart Wycik und wechselte 2011 an das Oldenburgische Staatstheater als Kapellmeister und Assistent des GMDs. Nach Stationen als erster Kapellmeister am Theater Lüneburg und am Salzburger Landestheater wurde er 2020 zum Generalmusikdirektor am Theater Pforzheim berufen. Seit der Spielzeit 2025/26 ist er Generalmusikdirektor an den Bühnen und Orchester Bielefeld.
INSZENIERUNG
Der in Südafrika geborene Regisseur Matthew Wild hat sich in Europa als einer der gefragtesten Regisseure seiner Generation etabliert. Seine Inszenierungen werden für ihre konzeptionelle Intelligenz, visuelle Bravour, Musikalität und »handwerklich brillante Personenregie « (NZZ) gelobt. Auch in seinem Heimatland brachte er seine Arbeiten auf die wichtigsten Bühnen und wurde dort bereits zweimal mit dem Fleur du Cap Award ausgezeichnet.
Von 2015 bis 2021 war Wild künstlerischer Leiter der Cape Town Opera, wo er ebenfalls zahlreiche Opernproduktionen auf die Bühne brachte. Sein Deutschland-Debüt gab er 2016 in Wiesbaden mit einer Inszenierung von »Katja Kabanova«, die 2017/18 wieder aufgenommen wurde. Es folgten »Don Giovanni« und »La Bòheme« in Bern. 2022 wurde seine Wiener Inszenierung von »Porgy & Bess« beim Österreichischen Musiktheaterpreis mehrfach nominiert, u.a. für die beste Gesamtproduktion. Im Jahr 2024 wurde seine bahnbrechende Inszenierung von Wagners »Tannhäuser« für die Oper
Frankfurt gemeinsam mit einer weiteren Inszenierung mit dem Preis »Aufführung des Jahres« des Fachmagazins Opernwelt ausgezeichnet. Zu seinen jüngsten Erfolgen zählen Tschaikowskys »Mazeppa« für die Tiroler Festspiele Erl, Hermans »La Cage aux Folles« für das Staatstheater Kassel und Verdis »Macbeth« für die Ungarische Staatsoper. Auch als Musical-Regisseur ist Wild erfolgreich und wurde mehrfach ausgezeichnet. 2024 brachte er zuletzt Jonathan Larsons Rock-Musical »Rent« in St. Gallen auf die Bühne. In der Spielzeit 25/26 gibt er mit »Peter Grimes« sein Debüt am Theater Bielefeld und
inszeniert zudem am Theater Bonn (»Il barbiere di Siviglia«) und an der Norwegischen Nationaloper (»Le nozze di Figaro«).
BÜHNE UND KOSTÜME
Conor Murphy stammt aus Irland, studierte Theaterdesign in London und erwarb seinen Masterabschluss in Szenografie in den Niederlanden. Mit Regisseur Matthew Wild verbinden ihn bereits die gemeinsamen Produktionen »La Cage Aux Folles« (StaatstheaterKassel), »Chicago« (Staatstheater Braunschweig), »Salome« (Cape Town Opera) und »West Side Story« (in Kapstadt und Johannesburg). In Deutschland zeichnete Conor Murphy zuvor bereits für die Ausstattung von »Tristan und Isolde« (Staatsoper Hannover), »Gianni Schicci« and »L’Heure Espagnol« (Staatstheater Wiesbaden), »Die
Versicherung« (Staatstheater Darmstadt), »La Bohème« (Theater Augsburg) und des Balletts »A’tempting Beauty« (Staatstheater am Gärtnerplatz) sowie für einige Ballette in Saarbrücken verantwortlich. Weitere Arbeiten umfassen u.a. »Alceste« (Teatro Nacional de São Carlos, Lissabon), »Elektra« (Göteborg Opera), »Orphée et Eurydice« (Royal Opera House, Covent Garden & La Scala, Mailand) und »Lohengrin« (Königliche Oper Stockholm). Darüber hinaus entwarf Conor Murphy weitere Bühnenkonzepte für Theater-, Musiktheater- und Tanzproduktionen in Großbritannien, Irland und den USA, ebenso wie Konzeptdesigns für »Katy Perry: Play« (Resorts World Las Vegas). Seine Arbeiten waren auf der Prager Quadriennale, auf zahlreichen Designausstellungen in
Großbritannien und Irland sowie auf der World Stage Design (WSD) zu sehen. Auf der WSD 2013 in Cardiff wurde er für »außergewöhnliche Leistungen in allen Kategorien« ausgezeichnet. Bei der WSD 2017 in Taipeh erhielten seine Entwürfe für »Orphée et Eurydice« eine Auszeichnung in der Kategorie »Performance Design«. Bei den Naledi Theatre Awards 2018 Theatre Awards 2018 in Südafrika wurde er für »West Side Story« als »Best Set Design«
ausgezeichnet.
VIDEO
Roman Hagenbrock, geboren in Dortmund, studierte Audiovisuelle Medien/Kamera in Berlin. Seit 2010 gestaltet er als Videodesigner Projektionen für Theater-, Performance und Opernbühnen: zum Beispiel mit Stefan Herheim am Theater an der Wien oder mit Vegard Vinge/ Ida Müller für die Berliner Festspiele. Außerdem entstanden Arbeiten u.a. für die Nibelungen-Festspiele Worms, das Volkstheater Wien, das Schauspiel Leipzig, das Schauspiel Dresden, das Theater Chur und die Oper Magdeburg. »Peter Grimes« am Theater Bielefeld ist seine erste Zusammenarbeit mit Matthew Wild. Seine Kompanie
copy & waste entwirft immersive Theaterabende und ist damit an vielen Orten der freien Szene zu Gast. Er wurde ausgezeichnet mit dem Tabori Preis (mit copy & waste), war Stipendiat des Goethe Institut China und eingeladen zum Berliner Theatertreffen (mit Vinge/Müller).
BESETZUNG
Nenad Čiča Peter Grimes
Dušica Bijelić Ellen Orford
Evgueniy Alexiev Balstrode
Dalia Schaechter Auntie
Mayan Goldenfeld Erste Nichte
Cornelie Isenbürger Zweite Nichte
Lorin Wey Bob Boles
Bryan Boyce Swallow
Marta Wryk Mrs. Sedley
Andrei Skliarenko Rev. Adams
Todd Boyce Ned Keene
Moon Soo Park Hobson
Sharjil Khawaja John
Roland Kansteiner William Spode
Nikos Fragkou Dr. Crabbe




