Dieses Jahr in Marienbad
Das Bad der vierzig Quellen
„Marienbad“ ist ein mit lebendem Wasser reich beschenkter Ort, dessen bewundernswerte Heilkraft die Menschen im Glauben an ihre Gesundung seither aufsuchen. Die ersten mussten Schwierigkeiten und Hindernisse der Wildnis überwinden, bevor sie an die Heilquellen, derer es hier mehrere gab, gelangten, obwohl viele noch in unzulänglichen Tiefen auf ihre Entdeckung warteten. Es kamen ständig weitere Pilger, die Erlösung von ihren Schmerzen und Schwierigkeiten suchten und fest daran glaubten, dass sie sie hier finden.
Die Vision der Erlösung von den quälenden Leiden wurde auch durch die symbolische Danksagung in Gestalt des Marienbildes, angebracht über einer Quelle, verstärkt. Denn es steht geschrieben: „Dein Glaube hat Dich geheilt“. Dieser Text aus einer Broschüre über die Anfänge des weltbekannten Kurortes zeigt wie schwierig es war die Moore und die Wildnis zu besiedeln und eine Gemeinde entstehen zu lassen. Erst im Jahre 1808 erhielt eine Zahl von Gebäuden in der Nähe der Kreuzquelle die Bezeichnung Marienbad. Es dauerte weitere zehn Jahre bis Marienbad zum Kurort erklärt wurde. Die Erklärung zur Stadt erfolgte im Jahre 1865 und bestätigte ihr das Privileg des Kaisers. In den ersten Jahren wuchs die Stadt sehr schnell. Neue Bewohner kamen, es entstanden neue Häuser und es kamen Gäste. Quellen wurden neu erschlossen und über ihnen wuchsen meist empirische Pavillons. Der Tepeler Abt Karel Kacpar Reitenberger unterstützte verstärkt den sich entwickelnden Kurbetrieb. Für dessen Aufbau gewann er den genialen Gartenarchitekten Vaclav Skalnik und gemeinsam mit dem Klosterarzt Jan Josef Nehr schuf er erfolgreiche Bedingungen für den jungen voranschreitenden Kurort, der schon bald von internationalem Publikum aufgesucht wurde. Namhafte Wissenschaftler interessierten sich für die Mineralquellen, Dichter fanden hier Inspiration und Politiker nutzten die Kurstadt zu wichtigen Treffen. Auch königliche und fürstliche Hoheiten aus bedeutenden Herrschaftshäusern Europas wurden alljährlich mit allen dazugehörenden Ehren empfangen. Heute promeniert hier nicht mehr der Adel, heute sind es ganz normale Menschen, die sich täglich auf den Weg machen, um in den Kolonaden ihre Heilwässer aus den unverwechselbaren Schnabeltassen zu trinken. Hier trifft man Jung und Alt, an diesem Ort des täglichen Treffens, von Beginn an. Jahrzehnte sind vergangen und die Zeitgenossen sind Zeugen einer anderen Versammlung von Menschen mitten auf der Promenade. Sie werden angelockt von der Musik der spielenden und singenden Fontäne.
Marienbad ist ein Ort mit Flair und einer einzigartigen Architektur, die mit ihren Parks zum promenieren und in das Cafe Sun zu einem herrlich schmeckenden Stück Kirschtorte einlädt.
Hier sprudeln 40 Mineralwasserquellen, alle mit hohem Anteil von Kohlendioxyd und daher nennt man diese Natursäuerlinge. In den Hotels erwarten den Gast Anwendungen in Form von Moorpackungen, Torfbädern, Heilgastherapien, Perlbädern und erholsamen Massagen. Wir wohnten bei unserem 14tägigen Aufenthalt im Chateau Monty, einem 4 Sterne-Haus auf einem Hügel in einem Waldstück, 15 Minuten von der Innenstadt entfernt. Hier konnte man die nötige Ruhe finden bei gutem Essen, 20 komfortablen Anwendungen und beim erholsamen Schwimmen oder Saunieren im hauseigenen Spa. Meine Fotos zeigen, dass ich nicht zu viel versprochen habe. Hatte ich vorher auch einige Zweifel, das es mir langweilig werden könnte, so kann ich nach der Kur mit Fug und Recht sagen „Nächstes Jahr in Marienbad“.