PREMIERE Sa. / 17.05.25 / 19:30 Uhr / TAMZWEI
Uraufführung
DIE ALLIANZ
Sina Ahlers
Inszenierung Marie Schwesinger Bühne Thea Hoffmann-Axthelm Kostüme
Julia Wartemann Licht Sebastian Hanneforth Dramaturgie Franziska Eisele
Mit Brit Dehler, Rosalia Warnke, Thomas Wolff, Faris Yüzbaşıoğlu
Treffen sich ein Prinz ohne Fürstentum, zwei pensionierte Bundeswehroffiziere und
eine AfD-Bundestagsabgeordnete mit einer Astrologin. Was wie ein Witz klingt,
führt am 7. Dezember 2022 zur wohl größten Anti-Terror-Razzia der Bundesrepublik.
25 Personen werden verhaftet, die augenscheinlich den Umsturz der
deutschen Regierung geplant hatten. Diese »Reichsbürger«-Vereinigung glaubt an
den Deep State, geheime Tunnel und systematischen Kindesmissbrauch durch die
Regierung, an das bevorstehende Eingreifen einer übermächtigen geheimen Allianz.
Die Einordnung der Medien schwankte zwischen Rollator-Terroristen, Spinnern mit
Waffen und gefährlichen Rechtsextremen. Seit April 2024 steht die sogenannte
Gruppe Reuß nun in Frankfurt, Stuttgart und München vor Gericht – kann ein
Mammutprozess mit über 400.000 Seiten Prozessakten und mindestens 100
Verhandlungstagen Klarheit schaffen?
Zu diesem sogenannten »Reichsbürger-Prozess« entsteht am Theater Bielefeld ein
Recherchestück, das am 17. Mai im TAMZWEI zur Uraufführung kommen wird. Sina
Ahlers, die seit Beginn der Spielzeit Autorin in Residence am Theater Bielefeld ist,
und Marie Schwesinger, die bereits Stücke u. a. über den Mord an Walter Lübcke
und den NSU 2.0 inszeniert hat, schauen genau hin. Sie sitzen als Prozessbegleiterinnen
im Gerichtssaal, protokollieren Wort für Wort und bringen bisher unveröffentlichtes
Material auf die Bühne. Ihre Recherchen reichen dabei weit über den
Prozess hinaus – bis nach Bielefeld. Aus all dem entsteht ein satirisch-dokumentarischer
Theaterabend über Verschwörungsideologien und Rechtsextremismus,
und darüber, wie unsere Gesellschaft mit beidem umgeht.
Nächste Termine 25.05. / …
Karten T. 0521 51 5454 // www.theater-bielefeld.de
INSZENIERUNG
Marie Schwesinger studierte Szenische Künste an der Universität Hildesheim und
Regie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Anschließend
ging sie als Regieassistentin ans Schauspiel Frankfurt. Hier inszenierte sie im Herbst
2018 ihren Stücktext »Gegen alle Widerstände«, welcher im Mai 2021 zum Körber
Studio Junge Regie ans Hamburger Thalia Theater eingeladen wurde. In »Gegen alle
Widerstände« setzte sich Marie Schwesinger erstmals mit den Frankfurter
Auschwitzprozessen auseinander. Eine Beschäftigung, welche sie im September
2020 am Theater Studio NAXOS (Frankfurt) mit ihrer Inszenierung »Widerhall«
fortführte. Für das Schauspiel Frankfurt adaptierte sie 2019 Juli Zehs Roman
»Corpus Delicti« als Klassenzimmerstück für die Bühne und brachte am Hessischen
Staatstheater Wiesbaden Robert Seethalers Roman »Das Feld« zur Uraufführung.
Neben Romanadaptionen liegt Marie Schwesingers künstlerischer Schwerpunkt auf
zeitgenössischen und dokumentarischen Stoffen. Im Frühjahr 2021 entwarf sie den
Audiowalk »Der Rache nicht« zur Thematik verfolgter Künstler*innen der NS-Zeit
und wirkte bei der Produktion »Ongoing« im Rahmen der Jüdischen Kulturtage
Frankfurt 2021 mit.
In Kooperation mit dem Kunstfest Weimar 2022 und dem Theater Landungsbrücken
Frankfurt forschte sie im Inszenierungs-Projekt »Werwolfkommandos« zur prozessualen
Aufarbeitung rechtsextremer Gewalttaten. Hierfür besuchte sie als Prozessbeobachterin
den Gerichtsprozess um die Ermordung des Kassler Regierungspräsidenten
Dr. Walter Lübcke und den Angriff auf den Iraker Ahmed I., sowie die
Prozesse gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. und die Drohbriefserie NSU 2.0.
Am Theater Bielefeld inszenierte sie bereits in der Spielzeit 2022/23 »Ich Wunderwerk
und How Much I Love Disturbing Content« von Amanda Lasker-Berlin
AUTORIN
Sina Ahlers, geboren 1990, schreibt Dramatik und Prosa. Sie lebt in Frankfurt am
Main. 2020 machte sie ihren Abschluss im Szenischen Schreiben an der Universität
der Künste Berlin. Ihr erstes Stück »Schamparadies« wurde für den Heidelberger
Stückemarkt nominiert. Für die documenta fifteen entwickelte sie mit dem Kollektiv
Art Ashram die partizipative Performance »Future Fossil Factory« zum Thema
Fossilien/Fossile Energie. Außerdem kooperiert sie mit dem Performance Kollektiv
äöü, zuletzt für »Geh zur Ruh«, eine Produktion über die Geschichte der Kur. Ihre
Kurzprosa »Originale« wurde bei dem 27. Open Mike mit dem Preis für Prosa und
dem taz-Publikumspreis ausgezeichnet.
2022 hatte sie ein Aufenthaltsstipendium des Berliner Senats am Literarischen
Colloquium Berlin inne. Im September 2023 wurde »Sie sagen Täubchen, ich sag
Taube« in der Regie von Fanny Brunner am Jungen Landestheater Detmold uraufgeführt,
ein Präventionsstück zum Thema sexueller Missbrauch/sexual consent.
Außerdem erhielt sie das Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin und eine
Förderung vom Deutschen Literaturfonds für ein Stück über Leihmutterschaft, das
unter dem Titel »Milch und Schuld« im Dezember 2024 am Staatstheater Kassel zur
Premiere gekommen ist.