PREMIERE Sa. 26.04.25, 19:30 Uhr, Stadttheater
Die griechische Passion
Bohuslav Martinů
Nächste Termine 02.05. / 08.05. / 15.05. / 24.05. / 01.06. / 18.06. / 01.07.
Karten T. 0521 51 5454 // www.theater-bielefeld.de
Oper in vier Akten / Originaltitel The Greek Passion / Libretto vom Komponisten
nach dem Roman Der wiedergekreuzigte Christus von Nikos Kazantzakis / In
englischer Sprache mit deutschen Übertiteln / Londoner Fassung von 1957 /
Kooperation mit der Musik- und Kunstschule Bielefeld
Unterstützt vom Fonds Neues Musiktheater 2024
Musikalische Leitung Gregor Rot Inszenierung Manuel Schmitt Bühne Julia
Katharina Berndt Kostüme Carola Volles Licht Martin Quade Video Katharina Mänz*
Choreinstudierung Hagen Enke Einstudierung JunOs Felicitas Jacobsen, Anna
Janiszewska, Josy Petersen
Mit Evgueniy Alexiev, Dirk Borchert/Giorgi Turabelidze, Brian Boyce, Nenad Čiča,
Daniel Cobos Ortiz, Christopher Diffey, Patricia Forbes, Mayan Goldenfeld,
Alexandra Ionis, Cornelie Isenbürger, Yoshiaki Kimura, Lutz Laible, Moon Soo Park,
Andreas Post, Sophie Schwerthöffer, Andrei Skliarenko, Lorin Wey; Bielefelder
Opernchor, Extrachor des Theaters Bielefeld, JunOs, Bielefelder Philharmoniker
Was haben Flucht und Migration mit der biblischen Passionsgeschichte Christi zu
tun? Wo beginnen Fremdenfeindlichkeit und Faschismus? Bohuslav Martinůs Oper
macht diese drängenden Fragen anhand einer exemplarischen Handlung sichtbar.
Worum geht’s? Etwa zu Zeiten des griechisch-türkischen Krieges (1919-22) feiert die
Bevölkerung eines griechischen Dorfes das Osterfest. Priester Grigoris kündigt ein
Passionsfestspiel für das kommende Jahr an und verteilt mit dem Ältestenrat die
Rollen: An den Hirten Manolios die des Jesus, an drei junge Männer aus dem Dorf
diejenigen der Lieblingsjünger, an die Witwe Katerina mit etwas zweifelhaftem Ruf
die Rolle der Maria Magdalena sowie an den unbeliebten Außenseiter Panait die
des Judas. So weit, so schön: Die Ausgewählten beginnen sich vorzubereiten und
verwandeln unbewusst die Rolle zum Lebenskonzept. Da stehen auf einmal die
Bühnen und Orchester der Stadt Bielefeld · Brunnenstraße 3 – 9 · 33602 Bielefeld
Intendanz: Michael Heicks · Nadja Loschky / Verwaltungsdirektorin: Stefanie Niedermeier
Überlebenden eines fernen anderen Dorfes auf dem Marktplatz. Ihr Dorf wurde
überfallen und niedergebrannt; die Leute sind seit Wochen auf der Flucht,
erschöpft, hungrig und dem Tode nah. Der Hilferuf des Priesters Fotis, der die
Gruppen anführt, prallt an Grigoris ab, er schickt die Hilfesuchenden weg und will
nichts mit ihnen zu tun haben. Ebenso die Mehrheit der (wohlhabenden) Dorfbevölkerung.
Christliche Nächstenliebe? Fehlanzeige. Hilfsbereitschaft, Empathie,
Verlassen der eigenen Komfortzone? Keine Spur. Nur einige derer, die ihre
Passionsfestspiel-Rollen verinnerlicht haben, brechen den Bann und versuchen nach
und nach, den Geflüchteten zu helfen. Geradezu schicksalhaft scheint sich die
Passionsgeschichte Christi unter veränderten Vorzeichen zu wiederholen – mit
ähnlich tragischem Ausgang …
Der Oper zugrunde liegt der Roman Der wiedergekreuzigte Christus von Nikos
Kazantzakis, der durch sein Buch Alexis Sorbas weltberühmt geworden ist. Für die
Vertonung der Griechischen Passion studierte der tschechische Komponist Bohuslav
Martinů Gesänge der griechisch-orthodoxen Kirche und schrieb zwischen 1954 und
1959 eine klanglich opulente, gemäßigt moderne, gut hörbare Partitur, die mit der
suggestiven Kraft geistlicher Musik spielt, aber auch viel volkstümliche Anklänge
aufweist.
Ganz im Kontext des aktuellen Spielzeitmottos »Die Würde des Menschen ist
unantastbar« verhandelt Die griechische Passion ein exemplarisches Szenarium um
die Frage, wie Fremdenfeindlichkeit entsteht und auf dem 8. Mai – und die
Produktion damit im Rahmen einer Veranstaltungsreihe, mit der die Bühnen und
Orchester Bielefeld des 80. Jahrestags der Kapitulation und des Weltkriegsendes in
Deutschland gedenken.
Für die personell aufwändige und reizvolle Gestaltung dieser Oper arbeiten die
Bühnen und Orchester mit der Musik- und Kunstschule Bielefeld zusammen, so dass
neben dem Bielefelder Opernchor und dem Extrachor des Theaters Bielefeld auch
zwei Chorgruppen der JunOs, des Kinder- und Jugendchors auf der Bühne stehen
werden. Zu den Solist*innen zählen Evgueniy Alexiev (Grigoris), Yoshiaki Kimura
(Fotis), Nenad Čiča (Manolios), Alexandra Ionis (Katerina), Lorin Wey (Yannakos),
Mayan Goldenfeld (Lenio) und zahlreiche weitere Mitglieder des Bielefelder
Musiktheaterensembles, die durch einige Gäste verstärkt werden.
Erstmals in Bielefeld arbeitet das Regieteam Manuel Schmitt (Inszenierung), Julia K.
Berndt (Bühne), Carola Volles (Kostüme) mit Kapellmeister Gregor Rot zusammen,
verstärkt wird das Team durch die Medienkünstlerin Katharina Mänz, die aktuell als
Artist in residence Mitglied des Bielefelder Studios ist. Die Spieldauer der Oper
beträgt ca. 2 Stunden und 40 Minuten inklusive einer Pause; zu allen Vorstellungen
nach der Premiere bietet das Theater eine Einführung 30 Minuten vor Beginn im
Loft an. Die Vorstellung am Sonntag, 1. Juni 2025 um 15 Uhr erhält außerdem eine
Live-Audiodeskription für blinde und sehbehinderte Gäste.
MUSIKALISCHE LEITUNG
Der österreichische Dirigent Gregor Rot wurde in Wien geboren und studierte dort
Gesang, Cembalo sowie Dirigieren bei Georg Mark. Noch während des Studiums
übernahm er die musikalische Leitung der Sommerfestspiele Röttingen (Taubertal,
Franken). 2008/09 fuhr er als Cembalist und Assistent für »Così fan tutte« und »Le
nozze di Figaro« nach Venezuela zum Simón Bolivar Youth Orchestra. Es folgte eine
Einladung als Gastdozent für Gesang und Deutsches Lied nach Caracas. Erste
Engagements führten Gregor Rot zum Schönbrunner Schlossorchester, dem
Leipziger Sinfonieorchester sowie als Assistent an die Opéra national du Rhin in
Straßburg. Seine Theaterlaufbahn begann er am Südthüringischen Staatstheater
Meiningen als Repetitor mit Dirigierverpflichtung und leitete bereits in seiner ersten
Spielzeit fast 50 Vorstellungen (darunter Richard Wagners »Rienzi«). Nach zwei
Jahren stieg er in Meiningen zum 2. Kapellmeister auf und dirigierte ein umfangreiches
Repertoire in Musiktheater und Ballett. Für die überregional beachtete
deutsche Erstaufführung der kasachischen Nationaloper »Abai« übernahm er die
Einstudierung und die Umarbeitung des musikalischen und textlichen Materials für
die Meininger Aufführung.
2013 bis 2017 war Gregor Rot 1. Kapellmeister des Mecklenburgischen Staatstheaters
Schwerin und dirigierte dort u. a. die Premieren von »Aida«, »The Rake’s
Progress«, »Die Verkaufte Braut«, »Die Zauberflöte«, Jake Heggies »Dead Man
Walking« und zahlreiche Konzerte. Gastdirigate führten ihn u. a. an die Theater
Duisburg, Würzburg, Regensburg und Eisenach.
2016 gab Gregor Rot sein Debüt beim Bruckner Orchester im Brucknerhaus Linz und
dem Wuppertaler Sinfonieorchester in der Historischen Stadthalle Wuppertal. Seit
2017 ist er 1. Kapellmeister des Theaters Bielefeld und der Bielefelder Philharmoniker.
INSZENIERUNG
Manuel Schmitt kommt aus Mülheim an der Ruhr. An der Bayerischen Theaterakademie
August Everding in München schloss er sein Regiestudium für Musik- und
Sprechtheater mit einer Inszenierung von Philipp Glass‘ »Galileo Galilei« ab.
Anschließend studierte er Philosophie an der Hochschule für Philosophie in
München. Er ist Stipendiat des Richard Wagner Verbands München und spielt
Klavier und Cello.
Seine Regiearbeiten führten ihn an renommierte Häuser, wie die Deutsche Oper am
Rhein, wo er Boris Blachers »Romeo und Julia« auf die Bühne brachte, und die Oper
Frankfurt, an der er Benjamin Brittens »The Prodigal Son« und »The Burning Fiery
Furnace« inszenierte. Weitere Stationen seines künstlerischen Schaffens umfassen
Verdis »Aida« am Saarländischen Staatstheater, »Die Perlenfischer« und
Rossinis »Otello« am Musiktheater im Revier, sowie »Die Großherzogin von
Gerolstein« und das Musical »Hedwig and the Angry Inch« am Theater Trier. Am
Staatstheater Nürnberg inszenierte er McNallys »Meisterklasse« und die
Uraufführung von »Alpha – ein Männerabend«. Für die Opernfestspiele der
Bühnen und Orchester der Stadt Bielefeld · Brunnenstraße 3 – 9 · 33602 Bielefeld
Intendanz: Michael Heicks · Nadja Loschky / Verwaltungsdirektorin: Stefanie Niedermeier
Bayerischen Staatsoper brachte er die Uraufführung von »Requiem für einen
Lebenden« auf die Bühne.
Er führte Regie bei der deutschsprachigen Produktion des Broadway-
Musicals »Ghost – Nachricht von Sam« und inszenierte Bizets »Carmen« sowie
Mozarts »Don Giovanni« in der Bibliothek von Alexandria in Ägypten. Für seine
Arbeiten wurde er bereits mehrfach im Fachmagazin Die Deutsche Bühne in der
Kategorie »Bestes Musiktheater« nominiert. Seine Inszenierung des Doppelabends
»Erwartung / Der Wald« schaffte es auf die Shortlist der International Opera
Awards in der Rubrik »Rediscovered Work«.
Sein Dokumentarfilm »Glass Between Us« wurde auf internationalen Filmfestivals
gezeigt. Für diese Arbeit wurde Manuel Schmitt vom Internationalen Filmmaker
Festival Berlin als »best director of a short documentary« ausgezeichnet.
Regelmäßig folgt er Einladungen zu Gastdozenturen an der Fakultät für
Kulturwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München oder an der
Bayerischen Theaterakademie August Everding.
BESETZUNG
Manolitos Nenad Čiča
Katerina Alexandra Ionis
Grigoris Evgueniy Alexiev
Yannakos Lorin Wey
Fotis Yoshiaki Kimura
Lenio Mayan Goldenfeld
Panait Christopher Diffey
Archon Brian Boyce
Vater Ladas Lutz Laible
Kostandis Moon Soo Park
Michelis Andrei Skliarenko
Nikolio Cornelie Isenbürger
Captain Andreas Post
Dorfschullehrer Dirk Borchert / Giorgi Turabelidze