Kurt Tucholsky 1890-1935
<Nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein>
Kurt Tucholsky wurde in Berlin als Sohn des Kaufmanns Alex Tucholsky und dessen Ehefrau Doris am 09.01. 1890 geboren. Er studierte Jura und promovierte in Jena zum Doktor der Rechte, doch früh versuchte er sich als Schriftsteller in Berlin und Paris und war Mitarbeiter aber auch zeitweise Herausgeber der linksintelektuellen <Weltbühne>. Oft versteckte er sich hinter Pseudonymen ( Ignaz Wrobel als Satiriker, Peter Panter als Theater- und Bühnenrezensent,Theobald Tiger als Dichter von Versen, Kaspar Hauser, wenn er schrieb, daß er die Welt nicht mehr verstehe).
1929 wanderte er nach Schweden aus, wurde 1933 ausgebürgert und nahm sich noch im selben Jahr das Leben. In Mariefred ist er begraben.Tucholsky schrieb zwei für die damalige Zeit schockierend freie Liebesromane, (Rheinsberg, ein Bilderbuch für Verliebte , 1912; Schloß Gripsholm , 1931) und verfaßte mit Walter Hasenclever eine Komödie (Christopher Columbus,1932). In der Hauptsache aber übte er in Prosa und Versen Zeitkritik an der Weimarer Republick und polimisierte scharf gegen den Nationalsozialismus. Bei senen Angriffen auf die Börse und das Militär, auf Theater und Kirchen zeigte sich seine ganzes radikal- demokratisches polemisches Talent. Sein Spott galt auch zeitgenössischen Literaten z.B. Hermann Bahr und Stefan Zweig, jenen österreichischen Essayisten, von denen jeder so tut, als habe er gerade mit Buddha gefrühstückt, dürfe uns aber nicht mitteilen, was es zu essen gegeben habe, weil das schwer geheim sei. Sein Stil ist stark berlinerisch gefärbt, bis zur vollständigen Übernahme des Jargons. Hinter seiner satirischen Schärfe und Schnoddrikeit seiner Sprache verbergen sich oft Malancholie und Güte.
(Quelle Illustrierte Geschichte der Deutschen Literatur; Naumann und Göbel)