NATURE INTO ART ALTE PINAKOTHEK
26.11.2024 — 16.03.2025
Ihre prachtvollen, täuschend echt wirkenden Blumenstillleben mit Pflanzen und Früchten, Schmetterlingen und Insekten aus den verschiedensten Regionen der Welt galten bereits zu Lebzeiten als gesuchte und kostspielige Sammlerstücke. Die Nachfrage war so groß, dass es sich die Amsterdamer Malerin leisten konnte, nur wenige Stücke im Jahr zu produzieren.
Als Tochter des renommierten Professors für Anatomie und Botanik, Frederik Ruysch, erstes weibliches Mitglied der Confrerie Pictura, Hofmalerin in Düsseldorf, Lotteriegewinnerin und Mutter von zehn Kindern war sie eine Ausnahmeerscheinung ihrer Zeit.
Die Alte Pinakothek widmet ihr die weltweit erste große monografische Ausstellung. Entdecken Sie die wundersame Welt der Rachel Ruysch (1664–1750)zwischen Kunst und Naturwissenschaft, perfektionierter Feinmalerei und künstlerischer Freiheit inmitten illustrer Auftraggeber in Amsterdam, Düsseldorf und Florenz.
Eine Ausstellung von Alte Pinakothek (München), Toledo Museum of Art (Ohio) und Museum of Fine Arts (Boston)
Kurator:innen: Bernd Ebert (Alte Pinakothek München), Robert Schindler (Toledo Museum of Art, Ohio), Anna C. Knaap (Museum of Fine Arts, Boston)
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Alte Pinakothek München: Selvi Göktepe
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Sophie Prinzessin von Bayern.
Rachel Ruysch, auch Rahel Ruysch (* 3. Juni 1664 in Den Haag; † 12. August 1750 in Amsterdam), war eine niederländische Stilllebenmalerin des Barocks. Gerühmt als „Amsterdamse Pallas“ war sie eine Künstlerin von europäischem Rang.
Leben
Rachel Ruysch wurde in Den Haag geboren und zog im Alter von drei Jahren mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester nach Amsterdam. Bei ihrem Vater, dem berühmten Anatomen Frederik Ruysch (1638–1731), erwarb sie ihre ersten Kenntnisse in Botanik und Malerei. Er war hoch angesehener Professor für Anatomie und Botanik in Amsterdam und besaß eine Kuriositätensammlung, die in großen Teilen von Zar Peter dem Großen für seine Petersburger Kunstkammer aufgekauft wurde. Bereits mit 15 Jahren begann Rachel bei dem Blumenmaler Willem van Aelst zu studieren. Vermutlich wurde sie von ihrer Schwester Anna Ruysch, die ebenfalls Stillleben malte, begleitet. Anfangs malte sie außer Blumen und Früchten auch Reptilien und Insekten. Rachel Ruysch heiratete 1695 den Porträtmaler Juriaen Pool (1666–1745), mit dem sie zehn Kinder hatte, die sie alle selbst großzog. Sechs Kinder erreichten das Erwachsenenalter.
Als erste Frau wurde sie 1701 zusammen mit ihrem Mann Mitglied der Malergilde Confrérie Pictura in Den Haag. Der Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz engagierte sie von 1708 bis 1716 als Hofmalerin in Düsseldorf. Abgesehen von zwei längeren Aufenthalten am Rhein 1710 und 1713 bei ihrem Mäzen verließ Ruysch Amsterdam nie. Durch den ihr verliehenen Hoftitel erwarb sich Johann Wilhelm von der Pfalz Exklusivrechte wenigstens für die Hälfte der Jahresproduktion ihrer begehrten Bouquets. Einige der Bouquets befinden sich heute im Neuen Schloss Bayreuth und in der Alten Pinakothek München. Wilhelm übernahm auch die Patenschaft über einen ihrer Söhne. Seinem Schwager Cosimo III. de’ Medici schenkte er zwei Ruysch-Gemälde.
Im Jahr 1723 gewann Ruysch im Alter von 59 Jahren den mit 75.000 Gulden dotierten Hauptpreis einer staatlichen Lotterie der nördlichen Niederlande.
Aufgrund ihrer Bekanntheit und der großen malerischen Qualität erzielten ihre Bilder außergewöhnlich hohe Preise. Trotz großer Nachfrage arbeitete sie sehr lange an ihren Bildern und blieb über die ganzen Jahre ihren Ansprüchen an ihre Kunst treu. In ihrer Schaffenszeit von mehr als 65 Jahren stammt das früheste datierte Bild von 1681, das letzte von 1747.
Nicht nur in den Niederlanden beeinflusste ihr Stil Generationen von Blumenmalern. Sie war Vorbild für Jacoba van Nickelen, Tochter des Jan van Nickelen. Ihre Blumenbouquets vor dunklem Hintergrund wirken üppig. Alles Licht konzentriert sich auf die Blüten, zarte Gräser setzen Akzente. Durch scharfe Hell-Dunkel-Kontraste, zurückgenommene braune Konturen und das intensive Zusammenspiel kalter und warmer Farben entsteht eine starke Plastizität. Mehr noch als ihre Vorgänger und Lehrer kombiniert Ruysch unterschiedlichste Blumen zu einer reichhaltigen Auswahl. Profitiert haben wird sie von der umfangreichen Botaniksammlung ihres Vaters, der das Botanikum in Amsterdam als eine der reichsten Pflanzensammlungen aufgebaut und katalogisiert hatte. Vermutlich wird sie ihre ersten Skizzen dort gemacht haben. Auf einem Bild, das Michiel van Musscher von ihr malte, sind solche Zeichnungen von ihr abgebildet. Überliefert sind allerdings keine ihrer Vorlagensammlungen.
Im Alter von 86 Jahren starb sie am 12. August 1750 in Amsterdam.