Nach der erfolgreichen Premiere in der vergangenen Saison steht »Falstaff« in dieser Spielzeit noch drei Mal auf dem Spielplan im Stadttheater: am Freitag, 11.10. (19:30 Uhr), am Samstag, 19.10. (19:30 Uhr) und am Dienstag, 22.10. (19:30 Uhr). Karten gibt es online auf theater-bielefeld.de, in der Theater- und Konzertkasse in der Altstädter Kirchstraße 14 (T. 0521 / 51 54 54) sowie bei allen weiteren bekannten Vorverkaufsstellen.

Commedia lirica in drei Akten / Libretto von Arrigo Boito / In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung Alexander Kalajdzic / Inszenierung Wolfgang Nägele / Bühne Lisa Däßler / Kostüme Marie-Luise Otto  / Licht Johannes Paul Volk  / Dramaturgie Laura Herder / Choreinstudierung Hagen Enke /

/ Mit Evgueniy Alexiev / Dušica Bijelić / Todd Boyce / Mayan Goldenfeld / Ruth Häde / Alexandra Ionis / Veronika Lee / Moon Soo Park / Dumitru-Bogdan Sandu / Andrei Skliarenko / Lorin Wey / Bielefelder Opernchor / Statisterie des Theaters Bielefeld / Bielefelder Philharmoniker

Ein Genießer mit Leib und mit Seele, ein in die Jahre gekommener Frauenheld und immer noch ganz der Lebemann von einst: Das ist Sir John Falstaff. Doch abgebrannt und pleite – das ist er auch! Um keinen Deut verlegen und für alles andere ohnehin zu bequem fasst er folgenden Plan: Eine betuchte Geliebte finden … oder am besten gleich zwei? So schickt er Alice Ford und Meg Page einen exakt gleichen Liebesbrief. Doch: Die Frauen sind miteinander befreundet! Und da sie sich nichts gefallen lassen, in ihrem spießbürgerlichen Leben eine Menge Zeit haben und jede Form von Abwechslung herbeisehnen, entschließen sie sich, dem dreisten Schwerenöter eine gehörige Lektion zu erteilen. Und auch den Herren der Clique ist dieser Falstaff schon länger ein Dorn im Auge. Kurzerhand tun sie es den Damen gleich, allerdings ohne sich mit ihnen darüber zu unterhalten …

Mit »Falstaff« schafft Verdi im Alter von knapp 80 Jahren sein letztes großes Werk:
eine Komödie! Frei nach dem Motto: »Wer zuletzt lacht, lacht am besten« entzündet sich ein turbulent-witziges und bürgerlich-tragisches Verwirrspiel um den Titelhelden. Anarchisch, philosophisch und temperamentvoll stellt Falstaff mit seiner Persönlichkeit die bürgerliche Welt in Frage. Und der Altmeister der italienischen Oper bewies mit diesem letzten Bühnenwerk, dass mit ihm auf allen Gebieten zu rechnen war – obwohl seine Musiksprache zuvor besonders für die zahlreichen tragisch-dramatischen Werke bekannt geworden war und er selbst nicht gerade als humorvoller Zeitgenosse galt.

Fotos Bettina Stöß

Das Wort »Spießbürger« dürften Regisseur Wolfgang Nägele – als Hausregisseur des Theaters Bielefeld nun wieder mit einer Inszenierung auf der Bühne des Stadttheaters – und sein Team dabei wohl in besonderem Maße inspiriert haben: Sie stellen den »Helden von einst« einer Welt gegenüber, die sich mit den Attributen Blümchentapete, Strickpullunder und der Nicht-Farbe Beige bestens geschmückt sieht.
Erst durch Falstaffs Auftreten wird diese vor Spießigkeit beinahe verklemmte Runde mit Leben gefüllt. Jede*r einzelne von ihnen entfaltet eine eigene Persönlichkeit
erst dann so richtig, als sich Frauen und Männer in ihren Plänen gegen den Aufreißer verstricken. Doch nicht nur gegen Falstaff sträuben sich Alice, Ford, Meg,
Mrs. Quickly, Dr. Cajus, Fenton und Nanetta: Auch den Lauf der Zeit wollen sie in der Bielefelder Inszenierung zugunsten ihres geliebten immerwährenden Stillstands
– nicht nur im übertragenden Sinne – am liebsten aufhalten. Aber gegen den Schwung des Bühnenbilds, das mit einem drehenden Karussell immer gleicher und
doch verschiedener Räume aufwartet, sind sie machtlos: Ihre Welt ist am Ende ihrer Intrigen förmlich aus den Fugen geraten.

Die Titelrolle Falstaff verkörpert Ensemblemitglied Evgueniy Alexiev, dem Moon Soo Park als Pistola und Dimitriu-Bogdan Sandu als Bardolfo zu mehr oder weniger
treuen Diensten stehen. Als Alice Ford erhält Dušica Bijelić einen von Falstaffs Liebesbriefen, ebenso ihre Freundin Meg Page, verkörpert von Ruth Häde, derzeit
Mitglied des Opernstudios der Oper Köln, die ihr Debüt am Theater Bielefeld gibt.
Alexandra Ionis, seit dieser Spielzeit festes Ensemblemitglied, gibt die charakterstarke Mrs. Quickly, der auch die Liason Nanettas, alternierend dargestellt von
Veronika Lee und Mayan Goldenfeld, mit dem jungen Fenton, gesungen von Andrei Skliarenko, kaum entgeht. Als Ford, der seiner Frau vor lauter Eifersucht schon
Untreue unterstellt, anstatt nur einmal mit ihr zu reden, steht Todd Boyce auf der Bühne. Dr. Cajus, für Ford der auserkorene Schwiegersohn, wird von Lorin Wey
gegeben. Das witzig-skurrile Ensemble wird vom Bielefelder Opernchor (Einstudierung: Hagen Enke), der Statisterie des Theaters Bielefeld und den Bielefelder Philharmonikern vervollständigt. Die Musikalische Leitung übernimmt Generalmusikdirektor Alexander Kalajdzic.

Weitere Termine 04.06. / 12.06. / 16.06. / 21.06. / 27.06

Karten T. 0521 51 5454 // www.theater-bielefeld.de