HERZOG BLAUBARTS BURG
Béla Bartók
Oper in einem Akt / Libretto von Béla Balázs / Aufführung als Lichtspieloper / In deutscher Sprache mit Übertiteln / Im Rahmen des 1. Symphoniekonzerts
Nach den Erfolgen von »Johanna auf dem Scheiterhaufen« und »Parsifal« ist »Herzog Blaubarts Burg« die dritte Lichtspieloper, mit der die Bühnen und Orchester Bielefeld eine parabelhafte Handlung durch ein besonderes Videokonzept in einem buchstäblich anderen Licht erscheinen lässt. Premiere ist am Freitag, 18.10. um 20 Uhr in der Rudolf-Oetker-Halle.
Die weiteren Termine 20.10. / 02.11. / 05.11. (zum letzten Mal)
Karten 10,50 – 47 € // T. 0521 51 5454 // www.theater-bielefeld.d
Wer kennt nicht das Märchen vom Blaubart, der seine junge Ehefrau in seiner Burg zurücklässt, ihr aber eindringlich verbietet, eine bestimmte Tür zu öffnen? Tut sie es aber doch, findet sie die blutigen Leichen ihrer Vorgängerinnen und kann am Ende nur knapp dem rachsüchtigen Gatten entkommen – oder auch nicht, je nach Fassung. Béla Bartók und sein Librettist Béla Balász hatten indes anderes als Grusel und das Gewaltpotential toxischer Männlichkeit vor Augen, als sie 1911, sozusagen mitten in der schönsten Jugendstil-Phase, ihre Oper »Herzog Blaubarts Burg« kreierten.
Auch hier führt Herzog Blaubart seine junge Geliebte Judit in seine düstere, kalte Burg, in der sie sieben Türen erblickt. Ihrem Wunsch, sie zu öffnen, begegnet er zwar zunächst ablehnend, doch händigt er ihr die Schlüssel aus. Unerschrocken öffnet Judit eine Tür nach der anderen, entdeckt dahinter Folter-, Waffen- und Schatzkammer, einen geheimen Garten und weitere überraschende Szenarien, die
gleichwohl alle von Blut befleckt sind. Sein Gebot, niemals zu fragen, erschüttert sie nicht, vielmehr gerät Blaubarts Selbstbewusstsein mit jeder geöffneten Tür weiterins Wanken. Die letzte Tür indes bringt die entscheidende Wende …
Béla Balász hatte sich zwar von Maurice Maeterlincks symbolistischer Variante des Blaubart-Mythos inspirieren lassen, die dem französischen Komponisten Paul Dukas als Libretto seiner Oper »Ariane et Barbe-Bleue« diente (in Bielefeld 2019 gespielt).
Darin ging es um den Versuch, die eingeschlossenen Frauen zu befreien. Balász und Bartók interessierte weitaus mehr der Aspekt der Unvereinbarkeit der Geschlechter.
Sascha Vredenburg – in Bielefeld bekannt u.a. durch seine Videoarbeiten bei »Lazarus«, »The Black Rider«, »Rusalka« und »Der Sandmann« – flankiert das Bühnengeschehen zusammen mit dem Szenenbildner Cedric Kraus und dem Regisseur Wolfgang Nägele durch eine assoziative Bildwelt. Sie nimmt Judits Perspektive ein und zeigt Blaubarts Seelenlandschaft als gesamtgesellschaftliches
Spiegelbild, das uns mit unserer Geschichte, Gegenwart und Zukunft konfrontiert. Blaubarts Burg wird damit zu einem Ort, an dem wir uns selbst wiederfinden und der uns durch unterschiedliche Metamorphosen seine Sonnen- und seine Schattenseiten zeigt.
Musikalisch besticht Bartóks Partitur durch eine gemäßigt moderne Musiksprache, die mehr mit den impressionistischen Klangwelten eines Claude Debussy oder Maurice Ravel zu tun hat als etwa mit den Musikdramen Richard Wagners oder Richard Strauss‘. Die hervorragende Akustik der Rudolf-Oetker-Halle ist bestens geeignet, die raffinierten Details dieser Orchestersprache zugleich zu entschlüsseln und zum Blühen zu bringen.
In der knapp einstündigen Aufführung, die von der Hanns-Bisegger-Stiftung gefördert und ermöglicht wird, treffen der Bariton Joshua Bloom und die Mezzosopranistin Alexandra Ionis auf die Bielefelder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Alexander Kalajdzic.
Musikalische Leitung Alexander Kalajdzic Video Sascha Vredenburg Künstlerische
Gesamtleitung Wolfgang Nägele Dramaturgie Jón Philipp von Linden Mit Joshua
Bloom / Alexandra Ionis / Bielefelder Philharmoniker