Ausstellung | Das Museum Brandhorst präsentiert zwei Künstlerinnen
Das Museum Brandhorst präsentiert zwei Künstlerinnen
Anlässlich von „Various Others“ eröffnen im Museum Brandhorst gleich zwei ortsspezifische Projekte. Präsentiert werden die dritte „Flag Commission“ mit einem Beitrag von Lily van der Stokker, der vor dem Museum zu sehen sein wird, sowie Maria VMiers Intervention „no: tongue breaks and thin fire is racing under skin“ im Obergeschoss des Museums.
Lily van der Stokker: Brandhorst Flag Commission
7. September 2024 – 15. März 2025, vor dem Museum
Maria VMier: „no: tongue breaks and thin fire is racing under skin“
3.–15. September 2024, im Obergeschoss des Museums
Projektvorstellungen und Frühstücksvernissage
Samstag, 7. September 2024, 11 Uhr
Es werden Kaffee und Gebäck serviert.
Lily van der Stokker, List of Rags, 2024
Lily van der Stokker: List of Rags
7. September 2024 – 15. März 2025, vor dem Museum Im Rahmen der „Brandhorst Flag Commission“ werden vier von Lily van der Stokker gestaltete Fahnen vor dem Museum präsentiert. Die Künstlerin wurde für ihre Installationen und Wandmalereien bekannt, die sich an dekorative Bildwelten des Alltags und des privaten Wohnraums anlehnen und diese auf geschlechts- und identitätspolitische Implikationen hin befragen. Vermeintlich liebliche Dekors werden dabei mit hintersinnigen Texten kontrastiert.Für die Fahnen des Museums Brandhorst hat Lily van der Stokker nicht – wie man es von ihr erwarten könnte – ein ornamentales Design mit integriertem Text geschaffen, sondern stellt eine Auflistung von deutschen und englischen Wörtern zu Drogerieartikeln, Kleidungsstücken, Haushaltsgegenständen, körperlichen Beschwerden (und Beschimpfungen) buchstäblich in den öffentlichen Raum. Mit der „List of Rags“ schafft sie eine ortsspezifische Arbeit an der Grenze zwischen Kunstareal und Maxvorstadt, zwischen Museums- und Wohnquartier. Begriffe wie „Lappen“, „Bauchkrämpfe“, „Kackwindel“, die wir mit den Sphären des Privaten-Intimen und mit Betreuungs- und Haushaltsarbeiten verbinden, erscheinen nun an den Fahnenstangen des Museums. So erzeugt Lily van der Stokkers ‚visual poetry‘ für Museumsbesucher:innen und Passant:innen ein Irritationsmoment, indem Begriffe aus der Privatsphäre im Außenraum prangen.Kunst im Außenraum
Das Museum Brandhorst geht mit der „Flag Commission“ über die Grenzen des Ausstellungsraums hinaus und präsentiert eigens in Auftrag gegebene Kunstwerke in der Nachbar:innenschaft des Stadtbezirks Maxvorstadt. Normalerweise werben die Fahnen, die an der Ecke Türken- und Theresienstraße aufgestellt sind, für die aktuellen Ausstellungen des Museums. Doch für die „Flag Commission“ nutzen Künstler:innen diese als Außenflächen, um Interventionen im öffentlichen Raum zu schaffen.Kuratiert von: Arthur FinkZu Lily van der Stokker
Lily van der Stokker (*1954) lebt und arbeitet in Amsterdam und New York. Seit den späten 1980er-Jahren schafft sie unter anderem dekorative Wandmalereien und Installationen, die sich aus Ornamenten, Möbeln, leuchtenden Farben, Alltagsgegenständen und handschriftlichen Texten zusammensetzen. Zuletzt hatte sie große institutionelle Einzelausstellungen im Camden Art Centre, London (2022), im Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich (2019), im Stedelijk Museum Amsterdam (2018), im Hammer Museum, Los Angeles (2015), im New Museum, New York (2013), und im Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam (2010). Bis zum 22. Dezember 2024 ist ihre Ausstellung „I am here“ noch im Frac Normandie in Caen zu sehen.
Maria VMier, „no: tongue breaks and thin fire is racing under skin“, 2024
Maria VMier: „no: tongue breaks and thin fire is racing under skin“
3.–15. September 2024, im ersten Obergeschoss des Museums Eine kontextspezifische Intervention der Künstler:in Maria VMier besetzt das Zentrum von Cy Twomblys Rosensaal im Obergeschoss des Museums Brandhorst. In dem Projekt fragt die zwischen New York und München lebende Künstler:in nach den Möglichkeiten einer erotischen, gemeinschaftsbildenden Aneignung des Museums.Entstanden über einen Zeitraum von mehr als vier Jahren (2020–2024) und in Kollaboration mit vielen Companions, manifestieren sich in dem Projekt Recherche, Texte, Malereien, Performances, Zusammenkünfte, Objekte und eine Textilintervention. Wie ein Zelt spannt sich eine in Zusammenarbeit mit der Textilkünstlerin Evelyn Sitter entstandene Webarbeit im Saal auf. Sitters mit der Hand gewebte und gefärbte Bahnen treten in Dialog mit dem malerischen Gestus in VMiers Bodenzeichnung und Twomblys Rosen, die er eigens für das Museum schuf. An diesem durch Begehrens- und Machtverhältnisse geprägten Ort fragt VMier als Künstler:in nach einem geschützten Raum für Austausch, der in den streng geregelten Institutionsstrukturen nicht vorgesehen ist. Als Bild für die Zusammenkunft dient eine feministische Auslegung des platonischen Symposiums.Der Titel „no: tongue breaks and thin fire is racing under skin“ stammt aus einem von Anne Carson übersetzten Gedicht Sapphos, der berühmtesten Lyrikerin der griechischen Antike. Während der Laufzeit finden verschiedene performative Lesungen von Museumsmitarbeiter:innen statt. In einer abschließenden Enthüllungszeremonie der Performerin @nnast_antn wird Sappho zur Gastgeberin. Im lustvollen Spiel mit der symbolischen Aufladung und den tradierten Codes des Museums durchquert sie das heteropatriarchale Verhältnis zwischen Blick, Körper, Macht und Verlangen.Kuratiert von: Franziska Linhardt Kuratorische Assistentin: Zakirah RabaneySamstag, 7. September 2024, 12 Uhr
Kuratorinnenführung: Dialog zu Maria VMier – Museum Brandhorst x Pinakothek der Moderne
Häuserübergreifende Führung mit den Kuratorinnen Franziska Linhardt und Judith Csiki durch „no: tongue breaks and thin fire is racing under skin“ im Museum Brandhorst und „UNRUHE. Hans Hartung und Maria VMier“ in der Pinakothek der Moderne. Die Führung beginnt im Foyer des Museums Brandhorst.Sonntag, 15. September 2024, 17 Uhr
Performance: „desire moves. eros is a verb. a ceremony of dismantling“ von @nnast_antn
Die Performance der Künstlerin @nnast_antn beginnt in Cy Twomblys Rosensaal im Obergeschoss des Museums, führt durch die Institution und hinaus auf die Straße.Zu Maria VMier
Maria VMier ist Künstler:in, sie lebt und arbeitet in München und New York. Ihre multidisziplinäre Praxis umfasst kontextspezifisches und kollaboratives Arbeiten ebenso wie Skulptur, Malerei und Grafik. In ihrer Arbeit befasst sie sich mit dem Körper und dem Begehren und den damit verbundenen postfeministischen, sozialen und politischen Implikationen. Wiederkehrende Motive sind Bedingungen künstlerischen Arbeitens, das Gastgeben, Sorgearbeit und Gemeinschaft. Zentraler Ort der Formfindung ist dabei ihre fortlaufende „Companion“-Serie, in der großformatige Malereien auf Papier aus schreibenden Bewegungen entstehen.Seit 2013 leitet VMier mit Stefanie Hammann den Hammann von Mier Verlag für Künstler:innenbücher, und seit 2017 arbeitet sie zusammen mit Leo Heinik und Jan Erbelding im Kollektiv Ruine München. VMier war von 2019 bis 2022 im Komitee des städtischen Kunstraums FLORIDA Lothringer 13 und zwischen 2017 und 2020 Teil der Ausstellungsjury des BBK München und Oberbayern. Ihre Werke wurden unter anderem im MoMA PS1, New York (2024), in der Pinakothek der Moderne, München (2024), im Museum Brandhorst, München (2024, 2022), im Artspace Boan 1942, Seoul (2020), im Lenbachhaus, München (2020), und im Haus der Kunst, München (2013), gezeigt. Ihre Arbeit, ob solo oder in Kollaboration, wurde vielfach ausgezeichnet, so etwa mit dem Bayerischen Kunstförderpreis für Bildende Kunst und dem FLAT Prize der CRT Art Foundation in Turin.Öffnungszeiten Museum Brandhorst:
Täglich außer Montag: 10:00-18:00 Uhr, Donnerstag: 10:00-20:00 Uhr
Eintritt: 7 Euro | 5 Euro ermäßigt | Sonntags: 1 Euro
Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre
Museum Brandhorst
Das Museum Brandhorst wurde 2009 eröffnet und ist damit die jüngste Institution der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Seit seiner Eröffnung konnte sich das Museum als zentraler Ort der Gegenwartskunst in Deutschland etablieren. In Sammlungs- und Wechselausstellungen widmet es sich der Präsentation zeitgenössischer Kunst und legt dabei einen besonderen Schwerpunkt auf die Auseinandersetzung mit den Künstler:innen sowie aktuellen Fragestellungen. Das Museum beherbergt die mit Abstand größte Sammlung von Werken Andy Warhols in Europa. Weltweit einzigartig ist auch der Schwerpunkt auf dem Schaffen von Cy Twombly. Sein monumentaler „Lepanto“-Zyklus (2001) wird dauerhaft in einem Saal präsentiert, der eigens nach den Wünschen des Künstlers gestaltet wurde.