https://www.kunsthalle-bremen.de
1823 wurde der Kunstverein von Bremer Kunstfreunden gegründet. Bis heute ist er Träger der Kunsthalle und hat inzwischen 10.000 Mitglieder, ist also bis heute eine Erfolgsgeschichte. Das es so ist, merkt man auch bei einem Besuch in diesem Haus, wo Kunst zu Hause ist. Das Museum, das zu den ältesten in Deutschland gehört, hat eine sehr persönliche Ausstrahlung, um die dort ausgestellte Kunst vollauf zu genießen.
Damals zu Beginn des 20.Jahrhunderts entwickelte der erste wissenschaftliche Direktor Gustav Pauli von 1899- 1914 seine fortschrittliche Ankaufspolitik, dem das Museum noch heute seine berühmten Werke verdankt. Paulis planvolle Erwerbungen spiegeln die Entwicklung der modernen französischen Kunst wider. Ab 1905 erwarb er Meisterwerke von Courbet, Manet, Monet und weiteren Impressionisten. Als er 1911 Das Mohnfeld von Vincent van Gogh ankaufte, löste er einen deutschlandweiten Skandal aus. Doch Pauli hatte bedeutende Mitstreiter wie den Direktor der Berliner Nationalgalerie Hugo von Tschudi, selbst ein Vorreiter beim Ankauf französischer Kunst. Aber auch Museumleiter in Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, Mannheim, Stuttgart, Weimar oder Elberfeld (Wuppertal) begannen die Werke des Impressionismus zu erwerben. Das war nicht ohne Risiko, viele von ihnen wurden scharf kritisiert oder aus dem Amt geworfen. Der Van- Gogh-Ankauf 1911 bildete jedoch den Höhepunkt in diesem lang andauernden, heftig geführten Kampf um die Moderne. Gustav Pauli überstand die Angriffe und behauptete sich weiterhin als Direktor der Kunsthalle. Er konnte auf die Unterstützung einiger Bremer Sammler zählen, die heute weitgehend vergessen sind und in dieser Ausstellung erstmals gezeigt werden und dann wahrscheinlich nie wieder. Deshalb lassen Sie sich diese wertvolle Ausstellung nicht entgehen, es lohnt sich wahrlich, lieber Kunstfreund/Kunstfreundin. Es wird außerdem ein Stück bremische Kulturgeschichte sichtbar, denn es geht um eine Zeit der außerordentlichen Wirtschaftsblüte, die erheblich vom Kolonialismus profitierte und mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges ihr jähes Ende fand. Regionale Identität und internationale Spitzenkunst kamen damals in der Hansestadt zusammen und bilden bis heute den Charme und den Charakter dieser Sammlung des Kunstvereins.
Fotos: Annette Schäfer