Fotos vom Familienkonzert I Got Music
Ein Gespräch mit Guido Mürmann, Leitung DKO-Musikvermittlung
kulturinfo-lippe = (KL)
Guido Mürmann = (GM)
Vita
Moin! (Bin ein Fan der ostfriesischen Inseln!)
Geboren wurde ich im beschaulichen und schönen Werne im südlichen Münsterland. Bei uns zuhause sang es irgendwie ständig, ich erinnere mich dabei gerne an meine Oma. Sie sang gerne zu der von ihr geliebten Blasmusik.
Meine Eltern, aus meiner heutigen Sicht ziemlich musikalisch aber nicht Musiker, haben mein Interesse an Musik sofort gefördert mit Klavier-, Orgel-, später studienvorbereitend Musiktheorie- und Hornunterricht. Meine Kirchengemeinde und weitere habe ich schon bald mit meinem Orgelspiel beglückt, da war ich noch Grundschüler. (Was die alles wohl erdulden mussten…?!) Mit der Leitung des Jugendchores habe ich erste „Chef-Erfahrungen“ gemacht. Ich war der jüngste, anfangs habe ich also eigentlich von ihnen gelernt.
Auch der Musikalität meines Gymnasiums St. Christophorus Werne verdanke ich am Ende meinen späteren beruflichen Weg:
Studium der Schul- und Kirchenmusik (A) in Hannover, Germanistik an der Uni Hannover, später Orchesterleitung an der Hochschule für Musik Detmold in der Klasse Prof. Karl-Heinz Bloemeke. Gerade auf diese letzte Phase meines Studiums schaue ich voller Dankbarkeit und Hochachtung zurück – soll hier unbedingt mal gesagt werden!!
In dieser Zeit habe ich die Leitung der Musikvermittlungskonzerte des DKO übernommen.
Mit der Messiaskantorei Hannover, einem überregionalen Konzertchor, konnte ich die großen Oratorien sowie zeitgenössische Auftragswerke zur Aufführung bringen.
Parallel bin ich als Studienrat mit Musik und Deutsch in Hannover mit Schwerpunkt Chorerziehung tätig. An der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover nehme ich einen Lehrauftrag für Orchesterleitung in der Ausbildung zukünftiger Schul- und Kirchenmusikerinnen und -musiker wahr.
Wie sieht Ihre Arbeit als DKO-Musikvermittler aus?
Gute Musik hat immer etwas zu erzählen. Obwohl das reine Instrumentalmusik auch kann, hat Theatermusik (Oper, Operette, Musical) hier natürlich den Sprachvorsprung. Deshalb ist es eine Besonderheit der DKO-Musikvermittlung, dass wir mit einem „echten“ Musiktheaterstück unsere Familienkonzerte und Schulauftritte gestalten.
Anders als in einem „fertigen“ Musiktheaterstück erzählen wir eine neue und spannende Geschichte mithilfe von Auszügen aus verschiedensten Bühnenwerken. Der rote Faden ist die Handlung, die ich zusammen mit der Detmolder Regisseurin Birgit Kronshage entwerfe. Die Perlen auf diesem Faden sind Arien, Ensembles, Orchesterstücke und Songs aus gut und gern 5 Jahrhunderten Musik- und Theatergeschichte.
Damit daraus ein Ganzes wird, heißen unsere Protagonistinnen und Protagonisten schon mal anders als im Original oder wir bearbeiten die Instrumentierung.
Wenn unsere Idee nach langer Planung und vielen Gesprächen dann mal eine konkrete Form bekommen hat, laufen zwei Arbeiten parallel: Einerseits sorgt Max, bei dem in unserem Orchesterbüro die Fäden der Musikvermittlungsorganisation zusammenlaufen, dafür, dass alle Musikerinnen und Musiker im Orchester die richtigen Noten haben und dass es einen funktionierenden Probenplan gibt. (Das ist eine planerische Meisterleistung!)
Andererseits arbeiten die Regisseurin und ich am Feinschliff der Dialoge und Texte der Handlung und basteln teilweise wirklich handwerklich am Bühnenbild, was bei unseren Auftritten später immer mit auf Reisen ist.
Dann wird geprobt:
Die Solo-Sängerinnen und -Sänger proben zunächst nur in szenischen Proben mit Klavier und Regisseurin, parallel dazu das Orchester allein mit mir als Dirigenten. Wenn alle ihren Part gut können, machen wir eine Sitzprobe mit Orchester: Die Gesangssolisten schauspielen dann noch nicht und gewöhnen sich zunächst nur daran, ihre Stücke mit dem Orchester zu singen. Danach geht es in die Gesamtproben, so wie alles später auf der Bühne zu erleben ist. Ganz schön aufregend ist dann schon die Generalprobe und besonders die Premiere, in der natürlich alles klappen soll.
Die größte und wichtigste Rolle aber hat bei uns das Publikum, also die Kinder und Jugendlichen, die in unseren Aufführungen mitfiebern, mit uns überlegen, wie unsere Handlung vorangehen soll, die mitsingen und -tanzen. Unsere Geschichte ist also auf der Bühne sogar noch veränderbar, das ist auch für uns immer wieder spannend.
Am Konzerttag geht es früh morgens mit dem Orchesterbus und dem Lieferwagen mit dem Bühnenbild und den größeren Instrumenten dann in eine Schule, die sich dann in ein echtes kleines Theater verwandelt. Überall sieht und hört man Gesang und Instrumente, eine Bühne wird aufgebaut. Auch die Menschen verwandeln sich: Das Orchester trägt festliches Schwarz, Sängerinnen, Sänger und Dirigent schlüpfen in ihre Kostüme, es wird frisiert und geschminkt. Alle sind gespannt, haben große Augen und Ohren und erleben eine wunderbare Geschichte mit Musik und Schauspiel – eben Musiktheater made by DKO.
Und wenn man sich richtig hat anstecken lassen von dieser besonderen Stimmung, dann kann man mit uns in Kontakt bleiben und unsere neueste Errungenschaft ausprobieren, unser Online-Spiel „I am DKO“.
Woran arbeiten Sie aktuell?
Aktuell sorgen wir für die Verbreitung unseres neuen Online-Spiels „I am DKO“ und bereiten unser neues Programm vor, welches wir Anfang kommenden Jahres auf die Bühne bringen werden.
Was ist in Zukunft geplant?
Die Familienkonzerte an Wochenenden sollen intensiviert werden und wir wir planen ein neues Konzertformat für….?!?!? Mehr wird noch nicht verraten…;-)
Um die Person Guido Mürmann unseren Lesern näher zu bringen, stellten wir ihr einige persönliche Fragen.
KL: Ihr größter Erfolg?
GM: Theo (11 Jahre), möchte ihn lieber eher als unseren größten Schatz bezeichnen.
KL: Haben Sie einen Lieblingsroman?
GM: „Narziss und Goldmund“ von Hermann Hesse und meistens, was ich gerade lese: „Die Enkelin“ von Bernhard Schlink
KL: Ihr liebstes Gedicht?
GM: „Stufen“ von Hermann Hesse
KL: Ihr liebster bildender Künstler?
GM: Gerhard Richter
KL: Ihr liebster Theater-Autor?
GM: Goethe
KL: Ihr liebstes Theaterstück?
GM: Faust
KL: Die sympathischste Frauenrolle?
GM: Effi Briest
KL: Die schurkischste Männerrolle?
GM: Scarpia
KL: Eine „Traum-Inszenierung“?
GM: Gerne diejenige, die Achtung vor dem Kunstwerk durchblicken lässt und trotzdem „spricht“
KL: Wenn Geld keine Rolle spielen würde – wen würden Sie sich mal gerne als Gast holen?
GM: Regula Mühlemann (Sopran), Paavo Järvi (Dir.)
KL: Ihr schönstes Theatererlebnis?
GM: Fidelio (Beethoven) an der Komischen Oper Berlin (Regie Benedikt von Peter), Wozzeck (Alban Berg) an der Staatsoper Hannover
KL: Ein paar Vorlieben: Bier oder Wein?
GM: Wein
KL: Kaffee oder Tee?
GM: Kaffee
KL: Großstadt oder Land?
GM: Land
KL: Porsche oder Fahrrad?
GM: Fahrrad
KL: Regionale oder internationale Küche?
GM: Internationale Küche
KL: Tatort oder Pilcher?
GM: Tatort
KL: Der liebste Film?
GM: Rob Roy
KL: Bevorzugte Literatur?
GM: derzeit fast alles von Martin Suter
KL: Das liebste Musikstück?
GM: Bach: Messe in h-Moll, Goldberg-Variationen, Brahms: 4. Sinfonie, R. Strauß: 4 letzte Lieder
KL: Gibt es Hobbys außerhalb der Kunst?
GM: Kochen, Garten
Vielen Dank an Guido Mürmann für das Interview.
Fotos von der Probe zum Familienkonzert I Got Music