Mario Rakuša, zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Lippischen Landesmuseum Detmold
kulturinfo-lippe = (KL)
Mario Rakuša = (MR)
kulturinfo-lippe hatte Mario Rakuša zu einem Interview im Lippischen Landesmuseum Detmold besucht.
KL: Ihr Lebensweg?
MR: Ich bin in Maribor, der zweitgrößten Stadt Sloweniens, geboren. Eigentlich hatte ich vor nach dem Abitur Bauwesen zu studieren, aber irgendwie kam alles ganz anders. Ich wollte vor meinem Studium etwas Geld verdienen und, da ich zwei Fremdsprachen konnte, wurde ich Reiseleiter. Englisch hatte ich gelernt, Deutsch konnte ich dank meiner österreichischen Oma. Was als Sommerjob begann wurde zur „Sucht“ und dauerte dann über 10 Jahre. Eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit an sehr schönen Orten. Überwiegend rund um das Mittelmeer, aber auch in den Alpen. Während dieser Zeit lernte ich meine Frau, eine gebürtige Detmolderin, auch Reiseleiterin, am Gardasee kennen. Als die Kinder geboren wurden, zogen wir nach Detmold. Museen kannte ich bis zu dem Zeitpunkt zwar schon viele, allerdings nur als Besucher. Im Lippischen Landesmuseum begann ich an der Information und Kasse. Spannend war es, hinter die Kulissen eines solchen Betriebs zu schauen. Seit 2013 Jahren bin ich nun für Presse & Öffentlichkeitsarbeit, das Marketing und den Shop zuständig. In Detmold fühle ich mich mit meiner Familie wohl und meine Arbeit macht mir Spaß.
KL: Arbeit im Landesmuseum?
MR: An der Arbeit schätze ich vor allem, dass sie sehr abwechslungsreich ist. Da sind Ausstellungen, Veranstaltungen, Vorträge und Führungen. Bei Veranstaltungen greife ich manchmal auch selber zum Mikrofon. Das macht mir nach wie vor Spaß. Der nach und nach von 2009 bis heute gewachsene Shop ist ein sehr angenehmer Gegenpol zu der sonstigen Tätigkeit. Dieser Shop ist in den letzten Jahren ständig vergrößert worden und bietet Vieles zum Kauf an. Da steht dann doch eher das Kommerzielle im Vordergrund.
KL: OWL ist ländlich. Was bedeutet dies für das Landesmuseum?
MR: Die Verkehrsanbindung ist für unser Museum in Detmold nicht günstig. Gerade am Wochenende hat man es hier ohne Auto nicht immer einfach von A nach B zu kommen. Das Einzugsgebiet ist damit schon etwas eingeschränkt. Allerdings ist OWL eine beliebte Region für einen Kurzurlaub. Das macht sich im Sommer definitiv bei den Besucherzahlen bemerkbar.
KL: Wer kommt ins Landesmuseum?
MR: Der Großteil unserer Besucher sind Menschen zwischen 40 und 50 Jahren. Danach folgen Menschen im Seniorenalter. Ganz wichtig sind die Kitas und Schulen. häufig zum ersten Mal hier und wollen es dann der Familie zeigen. Die kommen nicht nur mit ihren Eltern sondern oft auch mit ihren Großeltern.
Die Besucherzahlen in den Museen in Deutschland steigen. Allerdings profitieren in erster Linie die großen Museen in den Metropolen davon. Da steigen die Besucherzahlen tatsächlich. Und, die Zahl der Museen steigt. Mittelgroße Museen, wie das Lippische Landesmuseum, haben es nicht leicht. Da sind die Besucherzahlen rückläufig. Insofern sind wir ganz zufrieden, dass die Zahl der Besucher in etwa gleich geblieben ist. Ich glaube wir müssen in Zukunft den Menschen ein wenig die „Schwellenangst“ vor Museen nehmen, etwas populärer werden. Man kann sicherlich das Wissen auch auf eine unterhaltsame Art vermitteln.
KL: Hat Corona die Arbeit im Landesmuseum beeinflusst?
MR: Ja, sehr sogar. Es war für uns eine völlig neue Situation. Es war eine Zeit, in der nichts mehr so war wie davor. Plötzlich arbeitete man im Home-Office. Kurze Gespräche oder einen Kaffee mit Kollegen in der Pause gab es nicht mehr. Das Landesmuseum war genau 50 Tage geschlossen. Wir haben uns in dieser Zeit stark auf das Digitale fokussiert und haben täglich berichtet, also quasi das Museum direkt zu unseren Besuchern ins Wohnzimmer gebracht. Das erregte wirklich große Aufmerksamkeit und kam gut an. Das Interesse an diesen Angeboten war groß, die Rückmeldungen und Kommentare überaus positiv, das freut uns natürlich sehr. Irgendwie entstand der Eindruck, als ob diese online Angebote etwas vollkommen Neues und Bahnbrechendes sind. Also als ob wir erst durch die Krise das Digitale entdeckten. Das ist falsch, denn wir sind schon lange online präsent, allerdings wurde das bislang in der breiten Öffentlichkeit so nicht wahrgenommen. Aber es stimmt natürlich dass wir während der Corona-Zwangspause die digitalen Angebote noch weiter ausgebaut haben. Und ein wichtiger Aspekt ist auf jeden Fall: In dieser Zeit der Einschränkungen des öffentlichen Lebens hatten wir wesentlich weniger Einschränkungen, konnten der Kreativität wirklich freien Lauf lassen und erprobten mutig auch neue Formate.
Und nicht zu vergessen: Es gab vorher durchaus viel Skepsis gegenüber Kunst und Kultur im Internet. Die große Unsicherheit war die Frage, ob das digitale Angebot von einem Museumsbesuch abhält. Aber bei den Online-Angeboten geht es nicht darum, ein Museum virtuell zu besuchen. Die digitalen Medien können einen Museumsbesuch nicht ersetzen, sondern sollen in erster Linie dazu anregen.
KL: Was steht in näherer Zukunft an?
MR: Um ganz ehrlich zu sein: Wir tasten uns immer noch schrittweise aus der Corona-Krise. Besuche sind selbstverständlich möglich, unter den aktuell vorgegebenen Regeln. Also Mund-Nasen-Schutz und Abstand. Wir haben im Sommer glücklicherweise wieder die beliebten Ferien-Workshops für Kinder, natürlich mit besonderen Hygiene-Maßnahmen. Schwierig ist es aktuell mit den klassischen Führungen. Als Alternative dazu, haben wir ein neues Angebot entwickelt. Mit dem Lippischen Landesmuseum-To-Go stehen Besucher*innen in den Ausstellungen 18 Kurz-Führungen als Video zur Verfügung. Da kann man einfach den QR-Code scannen und die Führung kontaktlos, im sicheren Abstand und zu jeder Uhrzeit in Anspruch nehmen. Übrigens sind all unsere Videos untertitelt. Hinter den Kulissen arbeiten wir an gleich zwei großen Projekten. Im Herbst wird ein Teil der Dauerausstellung umgestaltet und der Fürstin Pauline zur Lippe gewidmet, passend zum Pauline-Jahr 2020. Nächstes Jahr sind wir Teil der Archäologischen Landesausstellung NRW. Unter dem Titel „Roms fließende Grenzen“ wird an fünf Standorten in NRW die Grenze des römischen Kaiserreichs und die umliegende Region beleuchtet. Hier bei uns in Detmold geht es um Grenzüberschreitungen sowie Kulturschock und Veränderungen bei den germanischen Stämmen zwischen Rhein und Weser. Ein großes und sehr spannendes Projekt, auf das wir uns schon sehr freuen.
Um die Person Mario Rakuša unseren Lesern näher zu bringen, stellten wir ihm auch einige persönliche Fragen.
KL: Ein paar Vorlieben: Bier oder Wein?
MR: Je nach Anlass, beides.
KL: Kaffee oder Tee?
MR: Tee morgens, sonst Kaffee.
KL: Großstadt oder Land?
MR: Ich bin ein Stadtkind. Es muss keine riesengroße Stadt sein, Detmold ist schon sehr schön, hier fühle ich mich wohl, mir gefällt auch das Umland.
KL: Porsche oder Fahrrad?
MR: Fahrrad.
KL: Regionale oder internationale Küche?
MR: Ich schätze speziell die mediterrane Küche, oder auch die Österreichische, meine Oma stammt von dort. Ich finde auch regionale Gerichte sehr interessant.
KL: Tatort oder Pilcher?
MR: Tatort.
KL: Der liebste Film?
MR: Schwierige Frage, da gibt es Viele. Filme von Tarantino wie Django Unchained sind ganz oben, aber auch Monty Python mit Das Leben der Brian.
KL: Bevorzugte Literatur?
MR: Krimis, italienische auch skandinavische, sehr gerne auch die etwas „skurrilen“ österreichischen Autoren wie etwa Wolf Haas.
KL: Liebstes Gedicht?
MR: Kein besonderes Gedicht, aber mir gefallen Zitate. Gabriel Garcia Marquez mag ich sehr, etwa: „Weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lächle, weil es so schön war.“
KL: Lieblings-Musik?
MR: Musik der Beatles, Elvis oder der Doors, hängt aber irgendwie von der Stimmung ab.
KL: Der liebste bildende Künstler?
MR: Ich mag Popart: Lichtenstein, Warhol.
KL: Gibt es Hobbys außerhalb ihrer Tätigkeit als Manager?
MR: Ski laufen, Fahrrad fahren, Lesen und im Sommer ab und zu im Süden am Strand liegen und einfach nichts tun.
Vielen Dank an Mario Rakuša für das Interview.
Fotos: Annette Schäfer