Ausstellung | Out of Focus Leonore Mau und Haiti. Eine Ausstellung von U5 4. November 2025 – 15. Februar 2026 im Lenbachhaus München
Out of Focus
Leonore Mau und Haiti. Eine Ausstellung von U5
4. November 2025 – 15. Februar 2026″Sa w wè a se pa sa“ (Was man sieht, ist nicht, was es ist. Haitianisches Sprichwort)
Kann eine Ausstellung einer deutschen Fotografin ein Bild von Haiti vermitteln, das nicht von Stereotypen geprägt ist? Mit „Out of Focus“ überführen U5 die Bilder Leonore Maus (1916–2013) in ein multimediales, sinnliches Environment.
Leonore Mau reiste in den 1970er Jahren während der Diktatur von Jean-Claude „Baby Doc“ Duvalier nach Haiti. Sie war gemeinsam mit dem Schriftsteller Hubert Fichte (1935–1986) unterwegs. Die Reise war Teil eines langjährigen Rechercheprojekts zu afrodiasporischen Religionen. Das Projekt führte Mau und Fichte unter anderem nach Benin, Brasilien, Grenada, Senegal und Venezuela. Maus Fotografien wurden in den Fotobüchern „Xango“ (1976) und „Petersilie“ (1980) und in Reisereportagen in vielen deutschen Zeitschriften publiziert. Der größte Teil wurde jedoch bisher weder veröffentlicht noch in Ausstellungen gezeigt und befindet sich im Nachlass der Fotografin im bpk-Fotoarchiv in Berlin.
Während Maus Fotobücher auch Fotografien beinhalten, die das von Vorurteilen geprägte Bild von Haiti und Vodou bestätigen, finden sich in ihrem umfangreichen Nachlass zahlreiche Aufnahmen, in denen alltägliches Leben, Gemeinschaft, Diktatur, Spiritualität und Tourismus nebeneinander existieren. Das Œuvre von Leonore Mau eröffnet eine Möglichkeit, kritisch über politische, ökonomische, kulturelle wie persönliche Verflechtungen nachzudenken. Dabei werden auch Fragen der Ästhetik und Ethik des Fotografierens angesprochen. Wie können die Bilder gezeigt werden, ohne Machtverhältnisse zu reproduzieren?
„Was man sieht, ist nicht, was es ist“: Die von U5 in Zusammenarbeit mit ALIAS architects entwickelte Rauminstallation spricht Fragen des Zeigens und Nichtzeigens an. Die Künstlerin und Filmemacherin Madafi Pierre hat dazu eine Soundcollage komponiert.
Gemeinsam mit der Kulturanthropologin und Künstlerin Gina Athena Ulysse, dem Houngan (Priester), Musiker und Generaldirektor des Bureau National d’Ethnologie in Port-au-Prince Erol Josué und weiteren Personen mit unterschiedlichen Expertisen entwickelt die Ausstellung einen Umgang mit den Fotografien von Leonore Mau, der Ambivalenz zulässt, in dem Kritik und Schönheit kein Widerspruch sind.
Die Ausstellung im Lenbachhaus ist eine künstlerische Weiterentwicklung des Forschungsprojekts „Out of Focus“ von Dora Imhof und U5 an der Universität Zürich. Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche viersprachige, von Dora Imhof, Gina Athena Ulysse und U5 herausgegebene Publikation im Verlag Hatje Cantz.
PROGRAMM
Das Veranstaltungsprogramm ist zentraler Teil des Projekts, der den verschiedenen Perspektiven auf das Werk von Leonore Mau und Haiti Raum gibt. Im Gesprächsformat „Relational Viewing“ steht das Betrachten und Zeigen von Fotografien im Zentrum.
4. November 2025
17.30–18.30 Uhr
Relational Viewing mit Dora Imhof, Madafi Pierre und U5
„Was man sieht, ist nicht, was es ist.“ Aus diesem Grund laden wir Gäste und Besucher*innen zu einem „Relational Viewing“ ein. In diesem experimentellen Format fokussieren wir auf je ein Bild aus dem umfangreichen Nachlass von Leonore Mau und dessen Bildbeschreibung. Alle Teilnehmenden entscheiden selbst, ob sie das Bild sehen oder eine Beschreibung hören möchten und setzen so ihren Fokus. Im „Relational Viewing“ rufen wir die inneren Bildern und der Bedeutungen (und kulturellen Prägungen) auf, über die wir dann gemeinsam sprechen werden.
Dora Imhof ist Co-Kuratorin der Ausstellung „Out of Focus. Leonore Mau und Haiti“, für die das Künstlerinnenkollektiv U5 ein multimediales Environment und die Künstlerin und Filmemacherin Madafi Pierre eine Soundcollage entwickelt haben.
19.30 Uhr
Performance Erol Josué
„At its centre is the tenor voice of Josué, stately and striking, bringing a mix of chants, invocations to the lwa (spirits) and homages to Haiti itself. … A moving call for peace, reconstruction and spiritual rebirth.“ Neil Spencer im Guardian über das Album “Pelerinaj”
Jean Erol Josué (*1970 in Port-au-Prince, Haiti) ist Vodou-Priester, Sänger, Tänzer, Pädagoge und Generaldirektor des Nationalen Büros für Ethnologie. Als Experte für die Kultur und Geschichte des haitianischen Vodou ist Erol Josué ein international bekannter Künstler, der insbesondere für sein zweites Album „Pélerinaj“ bekannt ist.
Erol Josué ist ein sogenannter Houngan Asogwe, ein hochrangiger männlicher Priester im haitianischen Vodou. Er bezeichnet sich als Träger von Traditionen und Übermittler von Erinnerungen, ist Gründer der Tanzkompanie 21 Nanchon, des Ahnenchors Neges Fla Vodou und der Sacred Drums of Haiti.
Er ist in ganz Amerika, Europa und Afrika aktiv und setzt sich dafür ein, das stereotype und negative Bild von Vodou zu verändern.
Als Ethnoszenologe zielt seine Arbeit darauf ab, das immaterielle Erbe Haitis zu verteidigen und zu fördern. Seine Kreationen dienen auch als Eintreten für soziale und metaphysische Gerechtigkeit innerhalb der Vodou-Gemeinschaft. Als vielseitiger Künstler und unermüdlicher Initiator verkörpert Erol Josué die musikalische und identitäre Revolution.
Am Abend des 4. November wird er im Lenbachhaus mit dem Percussionisten Claude Saturne auftreten. Bislang war er in Deutschland nur im Haus der Kulturen der Welt zu Gast.
16. Januar 2026
17.30–18.30 Uhr Relational Viewing mit Nathalie David, Jean-Ulrick Désert, Dora Imhof und U5
19.30 Uhr Reading Kettly Mars
20.30 Uhr Filmscreening Nathalie David, Diese Photographin heißt Leonore Mau (2005)
13. Februar 2026
17.30–18.30 Uhr Relational Viewing mit Dora Imhof, U5 und Gästen
19.30 Uhr Vortrag Kyrah Malika Daniels
20.30 Uhr Performance Gina Athena Ulysse
Wir freuen uns über eine kurze Rückmeldung, ob Sie an der Pressekonferenz teilnehmen möchten. Vielen Dank!
In Kooperation mit der S. Fischer Stiftung und der bpk-Bildagentur, Berlin
Mit freundlicher Unterstützung des Förderverein Lenbachhaus e.V., Pro Helvetia, Art Mentor Foundation Lucerne