Theater am Alten Markt
DIE WUT, DIE BLEIBT
Mareike Fallwickl
Inszenierung Christina Gegenbauer Bühne Ulrich Leitner Kostüme Vanessa Sempaio Borgmann Musik Nikolaj Efendi Choreografie Gianni Cuccaro Dramaturgie Franziska Eisele Mit Brit Dehler, Clara Fenchel (Mitglied des Bielefelder Studios), Lukas Graser, Simon Heinle, Lara Hofmann, Nicole Lippold, Ronja Oehler
Frauen haben in unserer Gesellschaft viele Gründe, wütend zu sein: Sie arbeiten durchschnittlich rund eineinhalb Stunden mehr pro Woche, verdienen aber 39 % weniger – denn sie übernehmen viel mehr unbezahlte Care Arbeit. Frauen berichten häufiger von Erschöpfung als Männer. Mehr noch: Jede dritte Frau ist mindestens einmal in ihrem Leben von sexualisierter Gewalt betroffen. Nichtsdestotrotz wird weibliche Wut oft entweder unterdrückt oder belächelt, als unangemessen oder gar »hysterisch« abgetan. Dabei steckt in Wut auch die Kraft für Veränderung. Darüber hat die österreichische Autorin Mareike Fallwickl einen vielbeachteten Roman geschrieben, der nun am Theater Bielefeld für die Bühne adaptiert wird.
Eine Mutter stirbt. Vom Balkon gesprungen. Niemand weiß, warum. Weder ihre fünfzehnjährige Tochter Lola, noch die beiden kleinen Söhne Maxi und Lucius. Schon gar nicht ihr Mann Johannes. Und selbst ihre beste Freundin Sarah nicht.
Die will eigentlich nur einen Kuchen bei der trauernden, schockierten Familie vorbeibringen – und im nächsten Moment putzt sie die Wohnung, kümmert sich um den kranken Maxi, tröstet den schreienden Lucius und streitet mit Lola über Feminismus. Plötzlich ist sie in die Mutterrolle geworfen und beginnt nicht nur, das Leben ihrer verstorbenen Freundin Helene zu verstehen, sondern auch, ihren eigenen Kinderwunsch zu befragen. Gleichzeitig kämpft Lola erst mit sich, mit ihrem Körper, dann mit drei Typen unter der Brücke – und schließlich für andere Frauen.
Gemeinsam mit ihren Freundinnen Sunny, Alva und Femme lernt sie, sich zur Wehr zu setzen, und aus ihrem feministischen Buchwissen wird radikale, schlagkräftige Tat.
Berührend, warmherzig und klischeefrei gibt Mareike Fallwickls Roman einen intimen Einblick in das, was viel zu oft selbstverständlich scheint: den Alltag weiblicher Selbstaufopferung zwischen Care-Arbeit, Karriere, Körper. Unter
Überforderung, Einsamkeit und Hilflosigkeit schlummert in Sarah und Lola ein immer lauter werdendes Gefühl: Wut. Wut, die Energie freisetzt und den Weg bahnt – für Solidarität, Empowerment und Liebe. Die Regisseurin Christina
Gegenbauer (»Keimzellen«) bringt diesen eindringlichen Stoff mit starken Bildern und energievollen Choreografien auf die Bühne des Theaters am Alten Markt.
Nächste Termine 26.11. / 07.12. / 08.12. / 14.12. / …
Karten T. 0521 51 5454 // www.theater-bielefeld.de
INSZENIERUNG
Christina Gegenbauer, geboren 1988 in St. Pölten (Österreich), studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. An diversen Theatern in Österreich und Deutschland war sie als Dramaturgie- und regieassistentin engagiert, zuletzt am Burgtheater. Neben ihren Schauspielinszenierungen, zum Beispiel am Staatstheater Nürnberg, Theater Münster oder am Landestheater Schwaben, arbeitet sie spartenübergreifend und realisiert ebenso Performances und Installationen, z.B. beim Viertelfestival Niederösterreich, dem Freien Theater Innsbruck und der Galerie im Durchgang (Wien). Ihre Inszenierung von Horvaths »Hin und Her«
wurde zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen eingeladen. 2019 wurde ihr der Kulturpreis des Landes Niederösterreich in der Sparte Darstellende Kunst verliehen.
2022 erhielt sie den Ödön-von-Horváth-Preis, den Liese-Prokop-Frauenpreis in der Kategorie Kunst, Kultur und Medien sowie den Förderpreis für Kunst und Wissenschaft der Stadt St. Pölten. Am Theater Bielefeld inszenierte sie bereits »Keimzellen« in der Saison 2022/23.
BESETZUNG
Sarah Nicole Lippold
Helene Brit Dehler
Lola Ronja Oehler
Sunny Lara Hofmann
Alva Clara Fenchel (Mitglied Bielefelder Studio)
Johannes Lukas Graser
Leon Simon Heinle