Anlässlich seines neuen Buches „On the Road to Dingsbums“ trafen wir den Schriftsteller Joachim H. Peters im Studio von kulturinfo-lippe zum Gespräch.
Joachim H. Peters wurde 1958 in Gladbeck am Rande des Ruhrgebietes geboren. Ab 1975 war er Polizeibeamter und fünfundvierzig Jahre lang im Dienste der Gerechtigkeit unterwegs und seit 2008 als Krimiautor für der Gegenseite. Der 22. Krimi ist zur Zeit in Arbeit. Dazu kommen noch etliche Kurzgeschichten, weit über 150 Bühnenauftritte und demnächst das fünfte Kabarettprogramm. Zwischen durch auch als Moderator und Schauspieler auf der Bühne, oder aber als Leser anderer Texte z. B. für Bestsellerautor Martin Walker.
kulturinfo-lippe = (KL)
KL: Zur Vorbereitung auf dieses Gespräch habe ich dein Buch „On the Road to Dingsbums“ gelesen und fand es humorvoll und erholsam, man erlebt ja einen ganz neuen Peters in einem ganz anderen Genre, aber du hast ja auch schon in deinen Krimis humorvolle Szenen und die sind ja auch nicht ganz ohne feine Ironie. Dieser Neue verbindet wieder Humor und Ernst in fein abgewogener Dosis.
JP Ich habe vor einiger Zeit einen Bericht über Alfred Hitchcock gesehen, Der begann mit einer Gala, wo man ihn gefilmt hat und da hat er gesagt „Der Mensch lebt nicht vom Mord allein, ab und zu braucht er Respekt und Anerkennung. Und ab und zu eine herzhafte Mahlzeit.“ Da bin ich auf die Idee gekommen, man könnte doch mal was anderes machen.
KL: Das wäre auch meine nächste Frage. Wie bist Du auf dieses Thema gekommen?
JP Vorab hatte ich schon den Gedanken mal etwas anderes zu schreiben, aber ich weiß gar nicht wie ich darauf gekommen bin. Es war keine Idee ein Roadmovie zu schreiben oder eine Gruppe älterer Leute zu meinen Hauptdarstellern zu machen.
George Simenon hat einmal gesagt, vor dem Schreiben geht er erstmal hin und fragt was ist das für ein Mensch, was sind die Beweggründe und was treibt ihn zu diesem Mord.? Er hat dann nach dem Schreiben drei Tage für die Rezension angesetzt und nur Rechtschreibfehler korrigiert Denn er hat gesagt , da ich nicht weiß, wie der Roman entstanden ist, kann ich ihn auch nicht redigieren.
Es ist ja so, man setzt sich hin und schreibt in einem Fluss und gerät dabei quasi in Trance. Manchmal fällt mir was ein was vielleicht noch fehlen könnte, dann lese ich das durch, aber es steht schon drin. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich es schon geschrieben habe. Es ist wie ein Rausch, es reißt einen mit. Es ist nicht so, dass man sich fragt, wie formuliere ich diesen Satz? Wie komme ich jetzt von diesem Satz zu jenem Satz , aber hinterher fragt man sich „Und das hast du geschrieben?“ Ich habe eine Idee, die muss aus dem Kopf, da müssen Neue hin. Mein Lektor Volker Maria Neumann, der mich bereits bei 14 Buchprojekten unterstützt, dem sage ich immer , ändere alles um, wie Du das meinst, wenn irgendwo eine Fehlinformation drin ist oder z.B. eine Autobahnnummer falsch ist verzeiht dir das der Leser nicht, deshalb musst du dafür sorgen, dass der Leser die Geschichte lesen kann. So ein Redigat dauert eine halbe Stunde bis Stunde. Andere brauchen dafür Wochen und Monate. Vom Diktieren bin ich ganz abgekommen, die letzten zwei Bücher habe ich mit der Hand geschrieben.
KL: Da ist Peters ganz bei sich selbst. Man wird sozusagen geschrieben, das macht den wahren Schriftsteller aus, denn deine Romane sind aus einem „Guss“.
KL: Bist Du Menschenfreund – oder – feind?
JP Menschenfreund.
KL: Woran arbeitest Du aktuell?
JP Am 13. Koslowski, der im nächsten April erscheint. Er ist fast fertig und dann braucht er noch einige Zeit bis er druckreif ist. Nachdem ich den neuen Koslowski noch ein, zwei Mal gelesen habe, geht er an einen Kollegen nach Paderborn, der korrigiert die Rechtschreibfehler und die Zeichensetzung. Anschließend geht er ins Lektorat. Dann bekomme ich den Roman zur Korrektur zurück und dann geht er in den Druck. Das ist immer das gleiche Procedere. Der neue Koslowski hat diesmal keine direkte Verbindung zu Lippe, er fängt zwar in Oerlinghausen in einer Kneipe an und hat am Anfang mit Paderborn zu tun, aber mehr wird nicht verraten. Der Wechsel nach Norderney ist ein Versuch meine Bücher bekannter zu machen, das auch mit dem Wechsel zum KBV- Verlag zu tun hat. In OWL verkauft man eine gewisse Anzahl an Büchern, es kommen zwar neue Leser hinzu, aber ohne Vermarktung bleibt es immer in einem überschaubaren Rahmen. .
Es wird zwar immer wieder nach den alten Kleekamps und Koslowskis nachgefragt, aber die sind seit topp & möller zugemacht haben nicht mehr auf dem Markt und es lohnt sich nicht mehr die Alten neu aufzulegen. Norderney ist eine Urlaubsinsel auf der viele Feriengäste aus dem In-und Ausland ihren Urlaub verbringen, die sich auch mal gerne eine Urlaubslektüre kaufen, um zu schmökern.
KL: Da ist gerade“ On the Road to Dingsbums“ die richtige Lektüre für Jung und Alt. Für die Älteren, um die Hoffnung nicht aufzugeben, alles das zu machen, was man sich vorgenommen hatte, aber aus irgend welchen Gründen doch nicht gemacht hat. Dann kommt bei manchem dann vielleicht wie im Buch die Idee “ Ich gebe mich nicht geschlagen, ich fange ganz was Neues an oder ich fahre mit dem Wohnmobil durch Amerika“. Und wie du so schön sagst,“ Ich lebe jetzt, schauen sie nicht so oft zurück, da waren sie schon.“
JP Ich habe in meinen letzten Dienstjahren im Bereich Prävention gearbeitet, im Fachjargon heißt das „Prävention zum Nachteil von Straftaten an Senioren“, wie z.B. der Enkeltrick oder Schockanrufe und Telefonbetrügereien oder ganz fies die Abzocke bei Kaffeefahrten. Ich habe viel Gespräche geführt, leider auch mit Opfern, viel Lebensgeschichten gehört und dabei hörte ich des Öfteren auch “ Hätten wir mal oder wären wir mal“. Wir haben uns vor Jahren einen ganz kostspieligen Schrank bauen lassen. Da sagte manch einer ganz erstaunt“ In deinem Alter noch soviel Geld auszugeben, das lohnt lohnt sich doch nicht mehr:“ Dem habe ich geantwortet, wenn ich mir den heute angucke und morgen sterbe, habe ich mich gestern darüber gefreut.
JP Es ist ja auch nicht richtig in jungen Jahren wenig zu verdienen, wenn man dabei ist seine Existenz aufzubauen und erst im Alter viel hat, wo man es nicht mehr braucht. Ich habe einen Bekannten der sagte “ Ich möchte nicht der reichste Mann auf dem Friedhof sein“. Meiner Frau habe ich das Buch “ Ungeschönt“ von Sky du Mont geschenkt und darin geht es sehr intensiv ums Altern. Als ich das gelesen hatte, habe ich gedacht Mensch guck mal, der hat die gleiche Einstellung und die gleichen Überlegungen zum Alter wie du. Ich lese auch des Öfteren Kriminalromane von Martin Walker vor Publikum und uns verbindet eine Freundschaft. Walker , der auch inzwischen 77 Jahre ist und immer noch schreibt, inzwischen auch Kochbücher der sagt immer, wenn ich tot bin, kann ich mich ausruhen, und als wir gemütlich bei einem Kaltgetränk gesessen haben sagte er, Jochen glaubst du dass es das Schlimmste wäre, wenn ich nicht mehr schreiben könnte. Da bin ich auf die Idee gekommen, den Sky du Mont mal anzuschreiben , einen Text zu meinem Roadmovie zu schreiben Kurz darauf hatte ich den Text, der nun auf dem Buch steht , der aber noch länger ist. Oft sind die besten Geschichten, die unser Herz berühren unsere Gefühle anregen und uns bis zum Ende in Spannung halten.
KL: Was ist in Zukunft geplant?
JP Verschiedene Bücher zu schreiben und Lesungen mit meinem neuen Buch an verschiedenen Orten, Termine werden in kulturinfo-lippe bekanntgegeben und mein Buch auf der Frankfurter Buchmesse vorzustellen. Es wird einen nächsten Roadtrip geben. Ich denke da an psychische Krankheiten, die heute noch viel zu oft ein Tabuthema sind. Stell Dir mal vor: In einer psychiatrischen Klinik vergisst man nicht nur den Nachtisch auszugeben, sondern auch die Eingangstür abzuschließen. Die ideale Gelegenheit für vier harmlose Insassen sich auf den Weg zu machen, um sich ein Dessert selbst zu besorgen…
Um die Person Joachim H. Peters unseren Lesern näher zu bringen, stellten wir ihm einige persönliche Fragen.
KL: Dein größter Erfolg?
JP Meine Frau kennenzulernen und zu heiraten. Das war vor 121/2 Jahren .Sie ist eine Frau, die voll und ganz hinter mir steht und mir den Rücken freihält. Hier bewahrheitet sich der Spruch : Hinter einem erfolgreichen Mann steht eine noch erfolgreichere Frau.
KL: Hast Du einen Lieblingsroman?
JP Sherlock Holmes und dann gibt es immer so saisonale Bücher, wie z. B. die Familiengeschichte “ Der Club der singenden Metzger“, von Louise Erdrich und die Bücher von Louise Penny, der ich einen Roman gewidmet habe und die sich dafür herzlich bedankt hat.
KL: Dein liebstes Gedicht
JP Erich Kästners Gedicht „Wieso Warum“
KL: Dein liebster Künstler?
JP Dietmar Wunder, ein deutscher Schauspieler, Synchronsprecher, Synchronregisseur und mein guter Freund.
KL: Dein liebster Theater-Autor?
JP David w. Rintels Autor von: Im Zweifel für den Angeklagten
KL: Dein liebstes Theaterstück?
JP “ Der Mann der sich nicht traut „von Curt Flatow
KL: Die sympathischste Künstlerin?
JP Rebecca Immanuel
KL: Der sympathischste Künstler ?
JP Rainer Basedow Schauspieler und großartiger Kabarettist
KL: Die schurkischste Männerrolle?
JP Gerd Fröbe in Goldfinger
KL: Eine „Traum-Inszenierung“?
JP: Addams Family im Detmolder Sommertheater
KL: Wenn Geld keine Rolle spielen würde – wen würdest Du mal gerne als Gast holen?
JP Anthony Hopkins oder Sky du Mont, da würde ich gern hinter diese „schöne Fassade „schauen.
KL: Dein schönstes Theatererlebnis der letzten Monate?
JP Musicals sind mein Bereich. Im Moment Mr.Jekyll und Mr. Hyde
KL: Ein paar Vorlieben: Bier oder Wein?
JP Bier
KL: Kaffee oder Tee?
JP Kaffee
KL: Großstadt oder Land?
JP Land
KL: Porsche oder Fahrrad?
JP Zu Fuß
KL: Regionale oder internationale Küche?
JP Internationale Küche
KL: Tatort oder Pilcher?
JP Tatort und Polizeiruf 110
KL: Bevorzugte Literatur?
JP Kriminalromane
KL: Das liebste Musikstück?:
JP für alle Richtungen offen
KL: Gibt es Hobbys außerhalb der Kunst?
JP Basteln und Handwerken mit Holz z.B. unser Bett bauen – Jagd – Naturpflege – Modellautos Sondermodelle sammeln