Copyright: Philipp Ottendörfer
DER NACKTE WAHNSINN
Michael Frayn
Inszenierung Klaus Christian Schreiber / Bühne Alexander Grüner / Kostüme Wicke Naujoks / Dramaturgie Franziska Eisele / Mit Oliver Baierl / Georg Böhm / Fabienne- Deniz Hammer / Simon Heinle / Christina Huckle / Susanne Schieffer / Alexander Stürmer / Thomas Wehling / Carmen Witt
Es ist einen Tag vor der Premiere und die Nerven liegen blank: Nach gerade mal zwei Wochen Probenzeit für die Boulevardkomödie Nackte Tatsachen lassen sich Bühnentüren nicht schließen, taucht der Teller mit den Sardinen immer wieder an der falschen Stelle auf, verschwindet ein Schauspieler auf der Suche nach Whiskey, werden Grundsatzfragen zum Stück gestellt. Aber das Team bemüht sich nach Kräften um Zusammenhalt.
Nein, das passiert gerade nicht am Theater Bielefeld – oder zumindest nicht wirk lich. Das ist vielmehr der Beginn der Handlung von Michael Frayns Komödie Der nackte Wahnsinn, die am 11. März im Stadttheater zur Premiere kommen wird. Das Stück aus dem Jahr 1982 hat mittlerweile Kultstatus – sowohl unter Zuschauer*in- nen als auch unter Theaterschaffenden. Gefeiert wie gefürchtet ist dieser wilde Bühnenritt, dessen komplizierte Verwicklungen, wechselnde Ebenen und virtuose Slapstick-Pointen von den Schauspieler*innen höchste Präzision erfordern. Klaus Schreiber, der dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Schauspieler das Bühnen- handwerk in- und auswendig kennt, inszeniert diese Liebeserklärung an das Thea- ter. In einen überdrehten 80er-Jahre-Look getaucht hat diese Inszenierung eines der komischsten Stoffe der Theatergeschichte das Potential, für einen ordentlichen Lachmuskelkater zu sorgen.
Frayns Nackter Wahnsinn endet nicht bei der Premiere: Schauspieler*innen, Regieassistentin und Inspizient haben eine lange Tournee vor sich, auf der sie viel Zeit miteinander verbringen werden – auf der Bühne und privat. Irgendwann dann eine mäßig besuchte Nachmittagsvorstellung irgendwo im Nirgendwo: Der Stückbeginn verzögert sich wegen amouröser Verwicklungen und Eifersüchteleien. Als es endlich losgeht, finden die wahren Dramen hinter der Bühne statt, Verletzungsgefahr und verpasste Auftritte eingeschlossen. Zur letzten Vorstellung ist der Irrsinn perfekt: Rutschgefahr durch Sardinen auf dem Boden, Türen ohne Klinken, dem Double eines Schauspielers (der Techniker!) folgt der Schauspieler folgt ein weiteres Double des Schauspielers (der Regisseur!). Alle finden sie sich auf der Bühne wieder – in unvorhergesehenen Konstellationen und mit dem gemeinsamen Wunsch, dass auch diese Vorstellung ein hübsches Happy End haben möge.
Karten T. 0521 51 5454 // www.theater-bielefeld.de
INSZENIERUNG
Klaus Christian Schreiber ist Schauspieler, Autor und Regisseur. Nach seiner Ausbildung an der Westfälischen Schauspielschule Bochum holte Jürgen Flimm ihn 1985 an das Thalia Theater in Hamburg, wo er acht Jahre festes Ensemblemitglied war und mit der Uraufführung von The Black Rider auf Welttournee ging. Seit 1993 waren das Staatstheater Stuttgart, Düsseldorfer Schauspielhaus, Staatstheater Mannheim, Renaissancetheater Berlin, die Staatsoper Berlin, Staatsoper Hannover und die Oper Köln weitere Stationen seiner Karriere.
Er arbeitete mit Wilfried Minks, Robert Wilson, Tom Waits, Katharina Thalbach, Jürgen Gosch, Lou Reed, Dietrich Hilsdorf, Jérôme Savary, Franz Xaver Kroetz, Martin Kušej, Tina Engel und Andrea Breth, spielte große klassische Rollen wie Ruprecht (Der zerbrochene Krug), Hermann (Hermannsschlacht), Leicester (Maria Stuart), Mellefont (Miss Sara Sampson), Gessler (Wilhelm Tell), Konsul Bernick (Stützen der Gesellschaft) oder Theobald Maske (Die Hose) sowie zeitgenössische Rollen wie Michel (Gott des Gemetzels) und George (Wer hat Angst vor Virginia Woolf?). Schreiber absolvierte eine Gesangsausbildung bei Prof. Hans Kagel und startete eine Gesangskarriere als Alfred (Fledermaus), Mackie Messer (Die Dreigroschenoper), Piquillo (La Périchole), Leopold (Im weißen Rössl), Stefan Koltay (Victoria und ihr Husar). 2009 bis 2018 spielte er Henry Higgins in der gefeierten Bernd-Mottl-Inszenierung von My Fair Lady an der Staatsoper Hannover. Parallel arbeitete er seit 1999 für Film und Fernsehen, drehte u. a. für die BBC, Tatort, Soko Leipzig, Die Schatzinsel, Deutschland 83 und ist vielen als Serienstar aus Alphateam und Rote Rosen bekannt. Als Autor gewann er 2010 den Stuttgarter Autorenpreis und 2011 den Augsburger Dramatikerpreis. Seit 2012 führt er am Opernstudio von Daniel Barenboim in Berlin Regie und inszenierte am Staats- theater Braunschweig Die lustige Witwe von Léhar und Nabucco von Verdi. Zuletzt inszenierte er 2020 am Staatstheater Darmstadt Frau Luna von Paul Lincke und war an der Komischen Oper Berlin in Dschainah von Paul Abraham zu sehen. Am Theater Bielefeld inszenierte er 2020 Stephen Sondheims Musical Die spinnen, die Römer!.
BÜHNE
Alexander Grüner, geboren 1989 in Sondershausen, studierte Medienkunst an der Bauhaus-Universität Weimar. Er ist freiberuflicher Gestalter, fokussiert auf Bühnen- und Kostümbild. Seit 2020 brennt er auch für die Bereiche Objekttheater und Konzeptkunst. Als Mitbegründer und Mitherausgeber des Fotografiemagazins »HANT« realisiert er Raumkonzepte für Ausstellungen und Messen.
Von 2017 bis 2020 war Alexander Grüner als Ausstattungsassistent am DNT Weimar engagiert, wo er auch erste eigene Ausstattungen realisierte u. a. für die Produk- tionen Trutz (Regie: Enrico Stolzenburg), Der Eisblumenwald (Uraufführung, Regie: Clara Kalus), Identität Europa (Uraufführung, Regie: Katrin Hilbe / Rafael David Kohn), Restleben (Uraufführung, Regie: Sebastian Martin) und Brüder und Schwestern (Regie: Hasko Weber).
Seit 2020 arbeitet er als freischaffender Szenograf u. a. am TAK Theater Liechten- stein, an der Staatsoperette Dresden und am DNT Weimar, für das er zuletzt die Ausstattung des cinematic dance theatres Die Göttliche Komödie von Ester Ambrosino (Inszenierung & Choreografie) und das Bühnenbild für Die Ehe der Maria Braun (Regie: Hasko Weber) entwarf.
KOSTÜME
Wicke Naujoks wurde 1979 in Friedberg / Hessen geboren. Von 2002-2017 war sie als Kostümassistentin und Kostümbildnerin festes Mitglied am Berliner Ensemble. Eine jahrelange Zusammenarbeit verbindet sie mit Achim Freyer, Karl-Ernst Herrmann, Robert Wilson und Johannes Schütz. Als Kostümbildnerin arbeitete sie darüber hinaus mit Claus Peymann, Manfred Karge, Thomas Langhoff, Martin Wuttke, Werner Schroeter, Thorsten Lensing und Herbert Fritsch. Seit 2017 arbeitet sie regelmäßig mit Karin Beier, Anna Bergmann, Claudia Marks, Catharina May, Peter Atanassow und Sebastian Sommer.
BESETZUNG
DORIS OTTERSBACH (MRS. CLACKETT) Carmen Witt GABOR JUNG (ROGER TRAMPLEMAIN) Simon Heinle
BIBIANE (BIBI) ASCHMANN (VICKI) Susanne Schieffer FREDERIC (FREDDY) FREUND (PHILIP BRENT) Alexander Stürmer
LINDA BLAU (FLAVIA BRENT) Christina Huckle
SVEN-ERIC MOSEBACH (EINBRECHER) Oliver Baierl
TILLMANN OLDENBURG, REGISSEUR Georg Böhm
ROSE NOTHELFER-NAGEL, REGIEASSISTENTIN Fabienne-Deniz Hammer
LEO GUTH, INSPIZIENT Thomas Wehling