MOBY DICK
Herman Melville
Bühnenfassung von Franziska Eisele und Michael Heicks /
Spartenübergreifende Produktion
Inszenierung Michael Heicks / Choreografie Gianni Cuccaro / Musikalische Leitung
Patrick Reerink, Laurenz Wannenmacher / Bühne Annette Breuer / Kostüme Anna
Sörensen, Julia Wartemann / Einstudierung Chor und Coaching Sybille Krobs-Rotter
/ Video Navid Razavi / Dramaturgie Alban Pinet, Irene Wildberger
Mit Oliver Baierl / Simon Heinle / Christina Huckle / Stefan Imholz / Nicole Lippold /
Susanne Schieffer / Alexander Stürmer / Thomas Wolff / Faris Yüzbaşıoğlu /
Tommaso Balbo / Carla Bonsoms i Barra / Hampus Larsson / Andrea Martín / Laura
Martín Rey / Noriko Nishidate / Alexandre Nodari / Ana Tore / Andrea Zinnato
»Moby Dick« ist eines der gewaltigsten Werke der Weltliteratur: Auf fast tausend Seiten schreibt Herman Melville über die Gewalt des Meeres, des Monsters und des Menschen selbst. Als spartenübergreifendes Spektakel mit Tanz, Schauspiel, Musik und Video kommt es am Theater Bielefeld auf die Bühne.
Fotos: JOSEPH RUBEN
Intendant Michael Heicks zeichnet für die Inszenierung verantwortlich, Gianni Cuccaro für die Choreografie.
Zusammen tauchen sie in Herman Melvilles Epos ein.
Der November in seiner Seele treibt Ismael zur See, Neugier und Abenteuerlust zum gefährlichen Geschäft des Walfangs. Er heuert auf der Pequod an, inmitten von Seeleuten aus den entlegensten Ecken des Globus. Auf den Weiten des Ozeans entdeckt er in den riesigen Walen atemberaubende Schönheit, aber auch namenloses Grauen.
Und er trifft einen wahrhaft Getriebenen in Gestalt eines Jägers: Mit rauchendem Kopf und kochendem Blut verfolgt Kapitän Ahab im Rachewahn den weißen Wal, der ihm vor Jahren ein Bein abgerissen hat. Das Ungeheuer erscheint ihm als die Verkörperung des Bösen, als die Begrenzung des Menschen überhaupt. Im Krieg gegen die Grauen der Tiefe hetzt der Besessene die Pequod und ihre Besatzung über das erbarmungslose Meer. Es ist nicht weniger als der ewige Kampf des Menschen gegen die Natur, den er zu gewinnen können glaubt.
Die Fassung von Franziska Eisele und Michael Heicks legt den Fokus einerseits auf das Leben der Walfänger und andererseits auf den vom Wahnsinn getriebenen Ahab, der es schafft, die gesamte Mannschaft von seinem Plan, Rache an dem Wal zu nehmen, zu überzeugen, sodass einer nach dem anderen von der Vernunft abfällt, bis am Ende alle racheinfiziert sind.
»Schon lange wollte ich den Roman von Herman Melville auf die Bühne bringen. Er erzählt nicht nur von der Geschichte
Ismaels, Ahabs und Moby Dicks, sondern lässt uns auch tief in die Welt des Walfangs und ins Leben zu Beginn des 19. Jahrhunderts überhaupt reinblicken. Dieses Werk ist sowohl ein Epos als auch eine Sammlung von philosophischen Gedanken und Betrachtungen«, so der Intendant Michael Heicks. »Das rhythmische Leben auf dem Walfangschiff, mit seinen vielen Verantwortungen und Aktionen birgt großes Potenzial für kraftvolle Choreografien, unterstützt durch die üblichen Rufe der Mannschaft am Bord«, ergänzt Gianni Cuccaro. »In diesem Sinne war für uns klar, dass die Essenz dieses Kosmos erst in der Zusammenarbeit mit Tanz und Schauspiel und allen Abteilungen des Hauses herauszudestillieren wäre«, führt Michael Heicks
fort.
Die Bühne von Annette Breuer zeigt sich sowohl als einsehbarer Theaterraum mit nackten Wänden als auch als monumentale Spielfläche, die gleich einer Welle von der hinteren Bühnenwand hin zum Zuschauerraum rollt. Flächen und Textil werden durch Videoprojektionen bildlich und räumlich bereichert (Navid Razavi).
Die Kostüme von Anna Sörensen und Julia Wartemann stellen die Tänzer*innen und Schauspieler*innen als Mitglieder einer Schiffsbesatzung vor, wo sich nur Einzelne durch diskrete Kostümteile als Figuren individualisieren.
Tanz und Schauspiel wird von einer vierköpfigen Band (Jean Jacobi, Patrick Reerink, Laurenz Wannenmacher,
Reinhold Westerheide) begleitet, die, auch in Form von Liedern, der Handlung eine weitere Facette hinzugibt und so das spartenübergreifende Spektakel abrundet.
Nächste Termine 06.05. (Premiere), 13.05., 20.05., 21.05., 25.05., 30.05., 02.06., 04.06., 24.06., 27.06.23 Karten T. 0521 51 5454 // www.theater-bielefeld.de
INSZENIERUNG
Michael Heicks ist seit Januar 2005 Intendant der Bühnen und Orchester Bielefeld, wo er von 2000 bis 2004 bereits Schauspieldirektor war. Mit Beginn der Spielzeit 2018/19 übernahm er zudem die Intendanz der Rudolf-Oetker-Halle (Konzerthaus Bielefeld). Begonnen hatte Michael Heicks nach seinem Regie- und Schauspielstudium an der Otto-Falckenberg-Schule in München zunächst als freier Regisseur mit Inszenierungen am Staatstheater Braunschweig, Staatstheater Oldenburg, Grips Theater Berlin, am Deutschen Theater Göttingen, Theater Salzburg, bei den Frei-lichtspielen Schwäbisch Hall, am Theater Basel, Theater am Neumarkt in Zürich, an den Münchner Kammerspielen und am Thalia Theater Hamburg. Am Theater
Bielefeld inszenierte er zuletzt Oliver Bukowskis Warten auf’n Bus, den Janis JoplinAbend Cry Baby, den Monty Python-Abend Singin Circus‘ sowie Edward Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf? und Yasmina Rezas »Kunst«.
CHOREOGRAFIE
Gianni Cuccaro, gebürtiger Italiener, absolvierte seine Tanzausbildung u. a. an der Urdang Academy, Covent Garden in London. Nach seinem ersten Engagement bei der Expo 2000 in Hannover war er 2001-2004 festes Ensemblemitglied an den Städtischen Bühnen Osnabrück unter Gregor Zöllig. 2004-2006 arbeitete er freischaffend u. a. mit den Choreografen Ralf Jaroschinski in Hannover, Heike Hennig in Leipzig sowie mit der Compagnie Mafalda im Rahmen des Internationalen Tanzfestivals Steps (Schweiz). 2006-2017 war Gianni Cuccaro am Theater Bielefeld engagiert,
erst unter der Leitung von Gregor Zöllig dann unter Simone Sandroni. Seit der Spielzeit 2017/18 ist er am Theater Bielefeld für die Vermittlungsabteilung jungplusX-tätig. Außerdem ist er der Künstlerische Leiter der Community-DanceProjekte Schrittmacher, Leiter von E-Motion und Choreograf/Coach für verschiedene Musiktheater- und Schauspielproduktionen.
BÜHNE
Die in Köln geborene Bühnenbildnerin Annette Breuer arbeitete bereits mehrfach am Theater Bielefeld, so u. a. mit der Regisseurin Isabel Osthues bei Igor Bauersimas norway.today, zusammen mit Michael Heicks bei den Inszenierungen von Rainald Goetz’ Jeff Koons, der Uraufführung von Ror Wolfs Nachrichten aus der bewohnten Welt, Neil LaButes das maß der dinge, Das Fest von Thomas Vinterberg/Mogens Rukow, bei Tschechows Platonow sowie bei Shoppen, Wie im Himmel, Herminie, Der Seewolf, Lazarus, Die Jagd und Warten auf’n Bus, mit Christian Schlüter bei Falscher
Hase und mit Dariusch Yazdkhasti bei Peer Gynt. Annette Breuer absolvierte zunächst ein Kunststudium in Köln und arbeitete als freie Künstlerin. 1986 erhielt sie ein DAAD Stipendium in Wien und schloss 1988/89
ihr Bühnenbildstudium ab. Von 1990 bis 1993 arbeitete sie als Bühnenbildassistentin am Thalia Theater in Hamburg. Seit 1994 ist sie als freischaffende Bühnenbildnerin tätig. Ihre Arbeiten führten sie u. a. an Theater in Wien, Hamburg, Heidelberg, Basel, Göttingen, Dresden, Zürich und Weimar.
KOSTÜME
Anna Sörensen wurde in Hamburg geboren. Sie studierte Architektur und zusätzlich Bühne und Kostüm. 2006 konzeptionierte sie die Ausstellung Half Mile Hanover. Seit 2010 ist Anna Sörensen als Bühnen- und Kostümbildnerin u. a. am Schauspiel Frankfurt, Theater Basel, am Schauspiel Hannover und für die Ruhrfestspiele tätig und zeichnet verantwortlich für Kostüme und Ausstattung der Filmproduktionsfirma Mädchenfilm. Für das Theater entstanden Arbeiten, die zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen wurden und für den Theaterpreis Faust nominiert waren. Am
Theater Bielefeld arbeitete sie zuletzt als Kostümbildnerin bei Cry Baby und »Kunst«.