VATER
Florian Zeller
Inszenierung Dariusch Yazdkhasti / Bühne und Kostüme Julia Hattstein /
Dramaturgie Franziska Eisele / Mit Georg Böhm / Simon Heinle / Christina Huckle / Nicole Lippold / Susanne Schieffer / Thomas Wolff
Fotos: Philipp Ottendorfer
Es ist ein Thema, dass uns alle angeht: Demenz. Davon zeugt auch die umfangreiche Literatur, in der Angehörige und Pflegende vom Alltag mit Demenz erzählen. Was dagegen kaum vorkommt, ist die Erfahrung von Demenzkranken selbst. Wie fühlt es sich an, nach und nach Dinge zu vergessen, Menschen und Orte nicht wiederzuerkennen, die eigene Biografie zu verlieren? Genau diese Erfahrung versucht der französische Dramatiker Florian Zeller in seinem Erfolgsstück Vater nachempfindbar zu machen, das Schauspieldirektor Dariusch Yazdkhasti mit Thomas Wolff in der Titelrolle im Theater am Alten Markt auf die Bühne bringt.
André ist sauer. Nicht nur hat er Scherereien mit einer diebischen Haushaltshilfe, die ihm seine Uhr gestohlen hat. Nun eröffnet ihm auch noch seine Tochter Anne, dass sie nach London ziehen und ihn alleine in Hamburg lassen will. Warum kann sie nicht sein wie ihre Schwester Elise? Die hat er sowieso viel lieber. Obwohl sie sich nicht mehr so oft meldet. Warum nicht?, fragt sich André. Und warum zieht Anne nach London? Sie ist doch eigentlich verheiratet. Nein, sie ist geschieden, schon lange. Erinnert sich der Vater denn nicht? Nein, er erinnert sich nicht. Nicht immer jedenfalls, denn sein Gedächtnis hat Lücken. Er muss sich immer häufiger fragen, was wann passiert ist und ob überhaupt. Zieht Anne nun nach London oder nicht? Wer ist diese Frau, die gerade mit dem Hühnchen in die Küche gelaufen kommt, und warum sieht der Ehemann seiner Tochter plötzlich ganz anders aus? Ist das überhaupt der Ehemann oder der neue Freund, warum zieht Anne nach London und wo ist eigentlich seine jüngste Tochter?
Florian Zeller befragt in Vater geschickt die Zuverlässigkeit von Wahrnehmung und Erinnerung und versetzt das Publikum in die Perspektive eines Demenzkranken.
Indem Zeller dem Geschehen die Eindeutigkeit versagt, wird auch unser Blick darauf Teil der Erosion von Gewissheiten. So wird aus dem Demenz-Drama ein Rätsel- Stück, in dem sich Zuschauer*innen fast wie in einem Mystery-Thriller oder einem Krimi auf die Suche nach der Wahrheit begeben können. Eine filmische Adaption des Stückes unter dem Titel The Father mit Olivia Colman und Anthony Hopkins in den Hauptrollen wurde gleich mehrfach oscarprämiert. Nun findet die »tragische Farce«, wie der Autor sie nennt, in Bielefeld auf die Bühne und mit ihr sowohl die Tragik als auch die Komik einer Demenzerkrankung.
Termine 21.01. (Premiere), 26.01., 27.01., 19.02., 22.02., 23.02., …
Karten T. 0521 51 5454 // www.theater-bielefeld.de
INSZENIERUNG
Dariusch Yazdkhasti, 1973 in Krefeld geboren, studierte von 1996-99 in Köln Kunstgeschichte, Philosophie und Indologie. In dieser Zeit begann er als freier Autor und Regisseur zu arbeiten und an der Studiobühne Köln erste eigene Inszenierungen vorzulegen. Von 2000-05 studierte Yazdkhasti in Hamburg Schauspieltheaterregie und inszenierte bereits währenddessen am Thalia Theater und auf Kampnagel. Seit 2005 ist er freier Regisseur, u. a. Mit Arbeiten am Theater Osnabrück, am FFT Düsseldorf sowie an den Theatern in Heidelberg, Kiel, Braunschweig und Mainz. Am Theater Bielefeld inszenierte er bereits sehr erfolgreich etwa Goethes Clavigo und Peter Lichts »Der Geizige« – beide Produktionen wurden zum NRW-Theatertreffen eingeladen – sowie das Tom Peuckert-Stück Walter – Eine Geschichte für sich, Peer Gynt, Othello und zuletzt Arthur Millers Hexenjagd, die Romanbearbeitung von Fatma Aydemirs Ellbogen, das Familienstück zur Weihnachtszeit Aladin und die Wunderlampe, Lucy Kirkwoods Moskitos, Goethes Faust 2 (gemeinsam mit Konrad Kästner) sowie Juli Zehs Neujahr, Dmitry Glukhovkys Text, Dominik Busch´ Deinen Platz in der Welt und Klaus Manns Mephisto. Für seine Inszenierung von Konstellationen erhielt er beim NRWTheatertreffen 2017 sowohl den Hauptpreis für die beste Inszenierung als auch den Publikumspreis. Seit der Spielzeit 2018/19 ist Dariusch Yazdkhasti Hausregisseur am Theater Bielefeld. Mit Beginn der Spielzeit 2021/22 hat er in Bielefeld die Position des Schauspieldirektors inne.
BÜHNE UND KOSTÜME
Julia Hattstein absolvierte nach Assistenzen am Bayerischen Staatsschauspiel in München eine Ausbildung zur Theaterplastikerin an den Münchner Kammerspielen sowie ein Studium für Bühnen- und Kostümbild an der Kunsthochschule Berlin- Weißensee bei Prof. Volker Pfüller. Ausstattungsarbeiten führten sie u. a. An das Theater Erlangen, wo sie als Ausstattungsleiterin arbeitete, an das Schauspiel Hannover, das Hessische Staatstheater Wiesbaden und das Deutsche Theater Göttingen.
In den vergangenen Jahren arbeitete sie immer wieder an der Berliner Komödie am Kurfürstendamm und Vagantenbühne, dem Theater für Niedersachsen, dem Theater Bielefeld sowie dem Maxim Gorki Theater Berlin, dem Staatstheater Cottbus, dem Staatstheater Braunschweig sowie am Schauspiel Frankfurt. In Bielefeld stattete sie zuletzt die Familienstücke zur Weihnachtszeit Der gestiefelte Kater, Die Schneekönigin, Aladin und die Wunderlampe, Der Zauberer von Oz und Pinocchio aus sowie das Musical Die spinnen, die Römer!.
BESETZUNG
ANDRÉ THOMAS WOLFF
ANNA CHRISTINA HUCKLE
PIERRE GEORG BÖHM
LAURA SUSANNE SCHIEFFER
EIN MANN SIMON HEINLE
EINE FRAU NICOLE LIPPOLD