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Gerhild Romberger = (GR)
Gerhild Romberger ist im Emsland geboren und aufgewachsen. Nach dem Studium der Schulmusik an der Hochschule für Musik in Detmold schloss sie ihre Gesangsausbildung bei Heiner Eckels mit Konzertexamen ab. Kurse bei den Professoren für Liedgestaltung Mitsuko Shirai und Hartmut Höll ergänzten ihr Studium. Mittlerweile lebt sie mit ihrer Familie in Detmold, wo sie seit langem als ungemein beliebte Lehrerin eine Professur für Gesang an der Hochschule für Musik innehat.
Die Mezzosopranistin hat sich in ihrem Singen immer auf den Konzertgesang konzentriert, Schwerpunkte ihrer Arbeit bilden Liederabende unterschiedlichster Thematik sowie die Beschäftigung mit zeitgenössischer Musik. Das außergewöhnlich weitgespannte Repertoire der Sängerin umfasst alle großen Alt- und Mezzo-Partien des Oratorien- und Konzertgesangs vom Barock über die Klassik und Romantik bis hin zur Literatur des 20. Jahrhunderts.
Wichtige Stationen in den vergangenen Jahren waren für Gerhild Romberger die Konzerte mit Manfred Honeck, der sie u. a. für Mahlers Symphonien, Beethovens Missa solemnis oder die Große Messe von Walter Braunfels einlud. Darüber hinaus ihre Arbeit mit dem Leipziger Gewandhausorchester und Riccardo Chailly. Nach der Aufführung von Mahlers 3. Symphonie in Luzern schwärmte die Presse: „Da, beginnend […] mit dem nach innen gewendeten Altsolo des vierten Satzes, hatte diese Aufführung ihre wahrhaft großen Momente. Gerhild Romberger entrückte mit entspannt und doch weit strömender Stimme aus der lärmigen in eine magische Welt […].“ Neue Luzerner Zeitung, “Beethoven und Mahler als Grossmonumente: Das Gewandhausorchester Leipzig zeigte die Stärken und Risiken einer einzigartigen Orchestertradition“, Urs Mattenberger, 10. September 2014
Darüber hinaus war sie zu Gast beim Orchester der Klangverwaltung und Enoch zu Guttenberg, dem Los Angeles Philharmonic sowie dem Pittsburgh Symphony Orchestra, dem Israel Philharmonic Orchestra unter Herbert Blomstedt, mit Kent Nagano beim Ingolstadt Festival (Dvorak Requiem), dem NDR Sinfonieorchester wieder mit Thomas Hengelbrock, den Sinfonieorchestern des WDR und MDR sowie mit den Berliner Philharmonikern, u. a. unter Gustavo Dudamel.
In der Saison 2015/2016 war sie u.a. bei den Wiener Symphoniker mit den Faust Szenen unter der Leitung von Daniel Harding, an der Mailänder Scala mit Beethovens C-Dur-Messe unter der Leitung von Franz Welser-Möst und in Lissabon mit dem Gulbenkian Orchester und Mahlers Lied von der Erde unter Susanna Mälkki zu erleben.
KL: Wie kamen Sie überhaupt zur Musik?
GR: In meiner Familie wurde viel gesungen. Wir waren fünf Kinder, 2 Jungen und 3 Mädchen und hatten eine sehr behütete Kindheit, für die ich meinen Eltern noch heute dankbar bin. Mit 10 Jahren bekam ich eine kleine Orgel, auf der man mit der linken Hand die rechts gespielte Melodie begleiten konnte. Später ging es weiter auf dem Flügel nach Gehör. Mit 14 Jahren kam ich, gefördert von meiner Lehrerin (Ich bezeichne sie als meine „musikalische Mama“), in den Chor, mit dem Schwerpunkt weniger Klavier, mehr Gesang. So ist es bis heute geblieben. Meine Begabung für den Gesang wurde frühzeitig erkannt und gefördert, aber ganz ohne Zwang. Hier begann die Freude an meinem jetzigen Beruf. Auch zwei meiner drei Kinder haben sich für die Musik entschieden, auch hier ohne Zwang. Nach meinem Studium der Musik in Detmold und einem Studium der Germanistik in Paderborn, bekam ich schnell einen Lehrauftrag an der HFM Detmold. Seitdem lebe ich in Detmold und kann mich von meinen anstrengenden Tourneen zurückziehen und kann neue Kraft in meiner Familie, die Vorrang vor allem hat, schöpfen. Ich habe immer versucht den Beruf in Einklang mit der Familie zu bringen. Die Begabung ist auch eine Verpflichtung und das haben meine Kinder auch verstanden, worauf ich sehr stolz bin.
KL: Was bedeutet Ihnen Musik?
GR: Der Gesang spielt in meinem Leben eine große Rolle. Hier sind es Lebenserfahrungen mit Erlebnissen und Erinnerungen, die durch Musik lebendig werden. Ausgespart habe ich Opern, die von mir gefordert hätten, lange Tourneen in Kauf zu nehmen und meine Familie allein zu lassen. In meinem Konzertfach gibt es viele Rollen, die für mich geeignet sind, mit Begleitungen am Flügel, Kammerorchestern wie auch das große Orchester, wobei mir die Bläserklänge bei Mahler besonders zusagen.
KL: Ihr derzeitiger Beruf?
GR: Ich habe an sich zwei Berufe: Die Lehrtätigkeit an der HFM und mein Gesang. Beides befruchtet sich gegenseitig, was meinen Studenten sehr zu gute kommt.
Um die Person Gerhild Romberger unseren Lesern näher zu bringen, stellten wir ihr einige persönliche Fragen.
KL: Ein paar Vorlieben: Bier oder Wein?
GR: Wein.
KL: Kaffee oder Tee?
GR: Beides, erst Tee dann Kaffee.
KL: Großstadt oder Land?
GR: Land.
KL: Porsche oder Fahrrad?
GR: Fahrrad.
KL: Regionale oder internationale Küche?
GR: Ich bevorzuge die italienische Küche.
KL: Tatort oder Pilcher?
GR: Je nach Stimmung, in der Regel Tatort.
KL: Bevorzugte Literatur?
GR: Stefan Zweig, Thomas Mann, Simone de Beauvoir und Jane Austen.
KL: Lieblings-Musik?
GR: Gustav Mahler „Das Lied von der Erde“.
KL: Die liebsten Musiker und Komponisten?
GR: Mahler, aber auch Bach, Brahms und Beethoven.
KL: Sie haben eine beeindruckende Bandbreit von alter bis zeitgenössischer Musik. Welche modernen Komponisten interpretieren Sie?
GR: Giselher Klebe, Arnold Schönberg und Aribert Reimann, der auch zu einem Konzert nach Detmold kommt.
KL: Haben Sie Vorbilder?
GR: Janet Baker, Dalai Lama und Herbert Blomstedt.
KL: Das liebste Stück?
GR: Das Lied von der Erde.
KL: Ihre Lieblingsrolle?
GR: Matthäus Passion von Bach und die Winterreise von Schubert.
KL: Mit wem würden sie gern musizieren oder singen?
GR: Mit Claudio Abbado (leider letztes Jahr verstorben) und den Wiener Philharmonikern.
KL: Gibt es Hobbys außerhalb der Kunst?
GR: Lesen, Kochen und in der Natur draußen zu sein.
Vielen Dank an die Mezzosopranistin Gerhild Romberger für das Interview.
Fotos: Annette Schäfer