DIE AFFÄRE RUE DE LOURCINE
Eugène Labiche
Aus dem Französischen neu gefasst von Sigrid Behrens
Inszenierung Markus Heinzelmann / Bühne Nicole Hoesli / Kostüme Clemens Leander Video Matthias Huser / Musik Theo Voerste / Dramaturgie Katrin Enders / Mit Oliver Baierl / Nicole Lippold / Tom Scherer / Susanne Schieffer / Alexander Stürmer / Thomas Wehling
Die weiteren Vorstellungen 09.04. / 10.04. / …
Karten 0521 / 51-5454 // www.theater-bielefeld.de
Fotos: Philipp Ottendörfer
Lenglumé führt ein respektables Leben: Er ist verheiratet, hat Geld und strotzt vor Gesundheit, worauf er ab und an einen Schluck trinkt. Beim Klassentreffen letzte Nacht hat er es augenscheinlich übertrieben. Jedenfalls erwacht er am nächsten Tag nicht nur mit einem veritablen Kater inklusive Gedächtnislücke, sondern auch mit einem Mann im Bett. Dieser heißt Mistingue und erinnert sich ebenfalls an nichts mehr. Unerklärlicherweise finden beide Kohlestückchen in ihren Hosentaschen. Und der Regenschirm mit dem Affenkopf ist verschwunden. So weit, so seltsam. Doch eine Zeitungsnotiz, die Lenglumés Frau beim Frühstück vorliest, lässt den Männern den Bissen im Halse stecken bleiben: Eine Kohlenhändlerin wurde tot in der Rue de Lourcine aufgefunden. Die Täter sind flüchtig, die Polizei hat einen Regenschirm mit Affenkopf am Tatort sichergestellt. Offensichtlich haben Lenglumé und Mistingue im Vollrausch einen Mord begangen! Diese Entdeckung, mehr aber noch die Furcht, als Urheber dieser Greueltat entlarvt zu werden, lässt sie mit mörderischer Logik versuchen, die Zeugen ihrer Untat und in letzter Konsequenz sich gegenseitig umzubringen. Ein aberwitziger Einblick in menschliche Abgründe.
Die Affäre Rue de Lourcine, 1857 in Paris uraufgeführt, ist eine von vielen Komödien des Erfolgsautors Eugène Labiche, in deren Mittelpunkt der scheinbar unbescholtene Bürger steht. Dass sich seine behauptete Solidität als durchaus brüchig erweist, ihm aber für die Aufrechterhaltung des schönen Scheins keine Lüge zu absurd ist, macht den Reiz dieses Sujets aus. Christoph Hein hat es mit Verweis auf Die Affäre Rue de Lourcine so formuliert: »Geschichtsschreibung ist eine Frage der Erklärung, Schuld nur ein signifikanter Mangel an Begründung, Recht und Unrecht in der Geschichte eine Frage des überzeugenden oder geschickten Disputs.«
INSZENIERUNG
Markus Heinzelmann, geboren in Karlsruhe, studierte Germanistik und Philosophie in Würzburg und Hamburg. Danach eigene Theater- und Filmprojekte in der freien Szene und am Stadttheater. Von 2004 bis 2012 war er künstlerischer Leiter und Geschäftsführer am Theaterhaus Jena. Als freier Regisseur an Theatern im deutschsprachigen Raum inszeniert Markus Heinzelmann u. a. Am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Staatstheater Nürnberg, am Stadttheater Ingolstadt und am Staatstheater Braunschweig. Verschiedene seiner Arbeiten wurden zu Uraufführungsfestivals eingeladen. Die Affäre Rue de Lourcine ist seine dritte Inszenierung am Theater Bielefeld.
BÜHNE
Nicole Hoesli ist bildende Künstlerin und freischaffende Bühnen- und Szenenbildnerin für Theaterproduktionen und Kinospielfilme. Sie studierte Bildende Kunst an der Zürcher Hochschule der Künste und machte ihren Master in Szenografie an der renommierten Kunstschule Central Saint Martin, College of Fine Arts in London. Ihre mehrfach ausgezeichneten Videoinstallationen wurde in der Schweiz u. a. Im Kunsthaus Glarus und im Helmhaus Zürich sowie international ausgestellt. Mit dem Theaterregisseur Markus Heinzelmann hat sie mehrfach zusammengearbeitet, z. B. Für Gotham City 2 aus der Theater-Trilogie Gotham City von Rebekka Kricheldorf am Theaterhaus Jena oder für Andorra von Max Frisch am Staatstheater Saarbrücken.
Nicole Hoesli lebt in Zürich und arbeitet in der Schweiz und in Deutschland. Die Affäre Rue de Lourcine ist ihre erste Arbeit am Theater Bielefeld.
KOSTÜME
Clemens Leander ist seit 2009 als Kostümbildner tätig. Von 2013 bis 2015 war er zudem Kostümdirektor am Theater an der Parkaue, Junges Staatstheater Berlin.
Seit 2015 arbeitet er wieder freischaffend als Kostümbildner an verschiedenen Theatern wie dem Staatstheater Hannover, Kampnagel Hamburg, dem Theater Bielefeld, dem Jungen Schauspielhaus Hamburg, dem Theater Bonn oder dem HAU Berlin. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn dabei mit der Regisseurin Clara Weyde, dem Regisseur Carlos Manuel und dem Performancekollektiv Showcase Beat Le Mot. Im Jahr 2016 begann er seine Arbeit bei den Salzburger Festspielen in der Produktionsleitung der Kostümabteilung. Dort betreut er seitdem die Schauspielproduktionen des Festivals. In der Saison 2018/19 unterstützte er als künstlerische Organisationsleitung die Kostümabteilung des Burgtheaters in Wien. Am Theater Bielefeld übernahm Clemens Leander bereits die Kostüme für Die Zofen und Hiob. In der Spielzeit 2018/19 zeichnete er für die Kostüme bei König Ubu und Wie es euch gefällt verantwortlich.
VIDEO
Matthias Huser ist Filmregisseur und Videokünstler für Theaterproduktionen. Er studierte Film an der Zürcher Hochschule der Künste und Time Based Art an der University of New South Wales-Fine Arts in Sydney. Mit They chased me through Arizona feierte 2014 sein erster Kinospielfilm beim Film Festival Locarno Premiere, nachdem zuvor sein Kurzfilm Hunde beim Film Festival in Cannes gezeigt wurde. Zurzeit schreibt Matthias Huser an seinem zweiten Kinospielfilm, Der Dschungel. Unter der Theaterregie von Markus Heinzelmann arbeitet er regelmäßig als Videokünstler, u. a. Bei Der Große Gatsby und Männer Frauen Arbeit am Schauspielhaus Hamburg sowie als Bühnenbildner und Videokünstler bei Andorra am Staatstheater Saarbrücken, zusammen mit der Künstlerin und Bühnenbildnerin Nicole Hoesli. Er war zudem Co-Regisseur für Gotham City 2 – Teil einer Theatertrilogie von Rebekka Kricheldorf in der Inszenierung von Markus Heinzelmann, die zu den Autorentheatertagen 2011 in Berlin eingeladen wurde. Matthias Huser lebt in Zürich und arbeitet in der Schweiz und in Deutschland. Für Die Affäre Rue de Lourcine arbeitet er erstmalig am Theater Bielefeld.
MUSIK
Theo Voerste, geboren 1996, studierte Philosophie und Musikwissenschaft in Frankfurt am Main und spielte währenddessen in verschiedenen Bands. Während seiner Zeit als Regieassistent am Schauspiel Frankfurt und am Staatstheater Braunschweig entstanden erste Komposition und Regiearbeiten. Seit 2019 arbeitet er als freier Komponist und Sounddesigner für Theater, Film und Medien u. a. Am Theater Grand Guignol in Braunschweig und bei Die Affäre Rue de Lourcine erstmalig am Theater Bielefeld.
BESETZUNG
Lenglumé Thomas Wehling
Mistingue Alexander Stürmer
Norine, Lenglumés Frau Nicole Lippold
Potard, Lenglumés Cousin Oliver Baierl
Justin/e, Lenglumés Bedienstete Tom Scherer, Susanne Schieffer