Wir trafen Richard Lowe zu einem Interview im Landestheater.
kulturinfo-lippe = (KL)
Richard Lowe = (RL)
Wie kamst Du überhaupt zum Tanz?
1954 in Eastcote, Großbritannien geboren, bin ich schon mit 3 Jahren zum Tanzen gekommen, meine Geschwister nahmen mich immer zum Kinderballett mit, wahrscheinlich hat es mir gefallen, denn ab dem 5. Lebensjahr stand ich schon auf der Bühne mit Steppen und Showtanz. Mit 12 Jahren fing ich dann mit klassischem Ballett an. Mit 19 Jahren kam ich nach Innsbruck, weil ich von dort ein Angebot bekommen habe. Seitdem lebe ich auf dem Kontinent, das sind jetzt 45 Jahre, davon 43 Jahre in Deutschland. Als ich Rückenprobleme bekam, habe ich aufgehört zu Tanzen und war Choreografieassistent in Hildesheim. Danach habe ich mich als freischaffender Choreograf bei dem damaligen Intendanten des Detmolder Landestheaters, Ulf Reiher, beworben. Er hatte das Musical „Cabaret“ auf dem Spielplan. Aus meinen Unterlagen war zu ersehen, dass ich viel Musicalerfahrung hatte und in Berlin und Wien viele Musicals gemacht habe. Daher wollte Herr Reiher es erst einmal mit mir probieren und ich habe für die Silvesterpremiere die Operette Frau Luna choreographiert. Auf der folgenden Silvesterfeier im Ratskeller hat mir dann Herr Reiher den Vertrag als Ballettdirektor angeboten, den ich annahm und im ersten Jahr das Musical „Cabaret“ gemacht. Mit 33 Jahren war ich der jüngste Ballettdirektor in Deutschland. Ich habe manchmal 12 Produktionen im Jahr gemacht, ob es ein Märchen, ein Finale oder Schauspiel war, alle wollten eine Choreografie haben. Dazu gab es pro Spielzeit mindestens 2 Operetten. Es war eine schwierige Zeit, da ich nicht älter war als die Compagnia, die ich so übernommen habe.
Also, es gab viel, viel, viel zu tun. Seit 30 Jahren bin ich nun schon hier im Landestheater Detmold.
Bist Du vorbelastet durch Dein Elternhaus?
Nein, meine Eltern hatten andere Berufe, aber sie gaben uns Kindern die Freiheit, das Hobby auszuüben, welches wir wollten.
Was bedeutet Dir der Tanz?
Es ist ein Beruf, der Freude macht, es ist die Freiheit sich zu äußern. Es ist aber ein sehr anstrengender Beruf, jeden Tag zu trainieren, egal wie die Vorstellungen terminiert sind. Meine „Kinder“ sind alle Spitzensportler, weil es wirklich Leistungssport ist. Ich bin glaube ich einer der wenigen auf der Erde, der das macht was ihm auch Spaß und Freude macht.
Vielleicht fangen wir – auch für unsere Leser – ganz einfach an. Was macht ein Choreograf genau?
Ein Choreograph denkt sich Choreographien, also Schrittfolgen, aus und leitet seine Tänzer*innen an, die Bewegungen und Emotionen auf der Bühne darzustellen.
Wechseln dieTänzer/innen oft?
Nein, bisher gab es nur wenig Wechsel. Ich bin jemand, der wenig wechselt und werfe keinen raus. Einzelne sind schon 10 bis 13 Jahre dabei. Mir liegt viel an einer guten Atmosphäre im Ballett, da wir so eng zusammen arbeiten. Es sind meine „Kinder“ und wir sind eine Familie mit großer Harmonie. Sie nennen mich Chef oder Boss, auch nach Jahren, wenn sie schon an andere Theater gegangen sind oder aufgehört haben zu Tanzen. Das finde ich schön. Ich kann verstehen, dass man mit anderen Choreografen arbeiten will, das habe ich als Tänzer auch gemacht, ich war nie mehr als 2 Jahre irgendwo.
Woran arbeitest Du aktuell?
An meiner letzten Premiere, dem Ballett Richard 3.0, das bedeutet 30 Jahre am Landestheater. Den Titel habe ich mir selbst nicht ausgedacht, wohl aber die Geschichten. Ich will noch nicht zu viel verraten, es ist weder ein Remake meiner früheren Produktionen noch eine Art „Best off“. Als Musik verwende ich Stücke, die ich immer schon choreografieren wollte: Piazzolla, Ravels Bolero und aus aktuellem Anlass Filmmusik von Ennio Morricone zu „The Mission“.
Um die Person Richard Lowe unseren Lesern näher zu bringen, stellten wir ihm einige persönliche Fragen.
KL: Dein derzeitiger Beruf:
RL: Ballettdirektor und Choreograph.
KL: Dein größter Erfolg?
RL: Die Winterreise, Romeo und Julia, Schwanensee und Nussknacker und die Beatles, die ich als Abschiedsgeschenk für den scheidenden Intendanten Metzger choreographiert habe.
KL: Hast Du einen Lieblingsroman?
RL: Es gibt zu viele gute Romane, um nur einen hervorzuheben.
KL: Dein liebster bildender Künstler?
RL: Kein Spezieller.
KL: Dein liebster Theater-Choreograf?
RL: Kenneth MacMillan, Jiří Kylián und Mats Ek.
KL: Dein liebstes Theaterstück?
RL: Musicals, Verdis Opern.
KL: Die sympathischste Frauenrolle?
RL: Julia.
KL: Die schurkischste Männerrolle?
RL: Rotbart aus Schwanensee.
KL: Wenn Geld keine Rolle spielen würde – wen würdest Du mal gerne als Tänzer/in holen?
RL: Den Ausnahmetänzer Gaëtan Chailly
KL: Dein schönstes Theatererlebnis der letzten Monate?
RL: Nussknacker.
KL: Ein paar Vorlieben: Bier oder Wein?
RL: Sekt!
KL: Kaffee oder Tee?
RL: Kaffee.
KL: Großstadt oder Land?
RL: Land.
KL: Porsche oder Fahrrad?
RL: Ich ziehe ein Auto einem Fahrrad vor.
KL: Regionale oder internationale Küche?
RL: Internationale Küche.
KL: Tatort oder Pilcher?
RL: Keines von beiden.
KL: Der liebste Film?
RL: Burlesque, Les Miserable, Herr der Ringe.
KL: Bevorzugte Literatur?
RL: Fantasy, History.
KL: Das liebste Musikstück?:
RL: Alles, Queen, David Bowie…..
KL: Gibt es Hobbys außerhalb der Kunst?
RL: Kochen.
Vielen Dank Richard für das Interview.