alle Fotos Bettina Stöß
MONIQUE KRÜS
Oper in einem Akt
Libretto von Ad de Bont nach dem gleichnamigen Schauspiel
Eine Oper über Anne Frank? Ja, aber mehr als das, und dazu noch ganz ungewöhnlich: Anne Frank trifft auf Zef Bunga. Das jüdische Mädchen, das sich mit seiner Familie zwei Jahre lang in Amsterdam in einem Hinterhaus vor den Nazis versteckt hielt, um dann verraten, verschleppt und in Auschwitz ermordet zu werden, bewegt sich in einem surrealen jenseitigem Warteraum und bekommt Besuch vom ebenfalls 15-jährigen Zef Bunga. Der wurde soeben von seinem besten Freund erschossen. Warum? Weil er aus Albanien kommt, wo neben dem staatlichen Gesetz immer noch der Kanun existiert, und der koordiniert vor allem eines bis heute: die Blutrache zwischen Familien. Wie Zef Bunga (eine fiktive Figur) leben heute tausende Jugendliche eingesperrt in ihr Zuhause, weil sie nur dort sicher sind. Betreten sie die Haustürschwelle oder gar die Straße, werden sie unweigerlich von der verfeindeten Familie ermordet. Zef Bunga und Anne Frank haben mehr gemeinsam, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Die Kammeroper der niederländischen Sopranistin und Komponistin Monique Krüs gibt den beiden Raum, sich ihres ungelebten Lebens bewusst zu werden, ihre Erfahrungen auszutauschen, ihre Träume zu erzählen und sich dabei näher zu kommen. Nur die Gattung Oper vermag es, mit ihrem musikalischen Rahmen eine Ebene zu schaffen, auf der das krasse Gegeneinander von grausamer Realität und süßer Utopie emotional erlebbar wird. Gesungene Abschnitte strukturieren die Szenen, bilden Höhepunkte und wechseln sich mit Dialogpassagen ab, die die beiden Jugendlichen gleichsam auf den Boden zurückbringen. Zwischenspiele beschwören Erinnerungen herauf oder verdichten Gefühlswelten oder schlicht das Unaussprechliche. Monique Krüs bedient sich einer gemäßigten, modernen Musiksprache, die teils auch mit Stilzitaten arbeitet, sich aber immer treu bleibt im Bestreben, die szenischen Inhalte zu transportieren und zu verdichten. Zum besseren Verständnis werden die gesungenen Passagen deutsch übertitelt. Das Theater Bielefeld bringt Anne und Zef als Deutschsprachige und überhaupt Deutsche Erstaufführung heraus.
MUSIKALISCHE LEITUNG
Wilko Jordens hat an der Hochschule für Musik in Utrecht Klavier (bei Thom Bollen) und Dirigieren (bei David Porcelijn und Kenneth Montgomery) studiert und Meisterkurse in Liedgestaltung bei Udo Mitsuko Shirai absolviert. Er arbeitete als freischaffender Korrepetitor viele Jahre an der Dutch National Opera (Amsterdam) und der Opera Zuid (Maastricht), daneben u. a. an der Reisopera, der Opera Minora, der Opera Spanga und der Zomeropera Alden Biesen. Von 2003 bis 2005 war er fest an der Vlaamse Opera in Antwerpen engagiert, wo er noch bis 2009 zahlreiche Produktionen betreute. Als Dirigier-Assistent wirkte er in Antwerpen an Satyricon und Venetian Journal mit Luca Pfaff sowie an Ariadne auf Naxos mit Ivan Törsz und an der Zomeropera Alden Biesen an Nozze di Figaro, Zauberflöte und Die lustigen Weiber von Windsor mit. Wilko Jordens hat mit Dirigenten wie Hans Vonk, Ed Spanjaard, Hartmut Haenchen, Ingo Metzmacher, Roland Boër, Stefan Klingele, Friedemann Layer, Fabrice Bollon und Stefan Veselka gearbeitet. Seit der Spielzeit 2014/15 ist er als Korrepetitor mit Dirigierverpflichtung am Theater Bielefeld engagiert und war hier bereits für die musikalische Leitung von Michael F. Britschs Inszenierungen von Herr A möchte singen und Goldt! verantwortlich.
INSZENIERUNG
Michael F. Britsch, geboren 1985 in Pforzheim, studierte Musikwissenschaften und Kunstgeschichte in Heidelberg. Erste Regieassistenzen brachten ihn an das Stadttheater Pforzheim und an das Mittelsächsische Theater in Freiberg. In Freiberg entwickelte und moderierte er Liederabende, leitete zwei Jahre lang das monatliche Kinderprogramm Der Theaterfloh und inszenierte anschließend Fuchs, du hast die Gans gestohlen (Schöbel/Britsch, 2010), Oh, wie schön ist Panama (Kratzer/Janosch, 2010) sowie die Kinderoper Das Tierhäuschen (Fehmel/Marschak, 2013). Als freischaffender Regisseur inszenierte er im Rahmen des Sommerprogramms der James Madison University Virginia die Oper Suor Angelica von Puccini und für die Schlossfestspiele 2016 in Marburg die Uraufführung von Lionel Ginoux’ Das Schlossgespenst und die 3 Musketiere.
Seit der Spielzeit 2013/14 arbeitet er am Theater Bielefeld als Regieassistent und Abendspielleiter im Musiktheater. Hier schrieb undinszenierte er die mobilen Kinderstücke Oper, was is’n das? und Herr A möchte singen sowie die Inszenierung der zeitgenössischen Kinderoper Goldt!
BESETZUNG
Anne Frank Dorine Mortelmans
Zef Bunga Caio Monteiro
PREMIERE 22.03.18, 11:00 Uhr, Stadttheater
Die nächsten Vorstellungen Ostermontag, 02.04. (12 Uhr), Pfingstmontag, 21.05. (12 Uhr); weitere Termine folgen
Musikalische Leitung Wilko Jordens
Inszenierung Michael F. Britsch
Bühne und Kostüme Sarah Knaus
Video Lena Thimm
Dramaturgie Jón Philipp von Linden
Mit
Caio Monteiro // Dorine Mortelmans //
Mitglieder der Bielefelder Philharmoniker
Kooperation mit dem Literaturkurs des Gymnasiums am Waldhof
Karten 0521 / 51 54 54 www.theater-bielefeld.de